Geschrieben von Dienstag, 12 Februar 2008 14:35

Bullet For My Valentine & Still Remains - Köln / E-Werk





Link: www.stillremains.com
www.bulletformyvalentine1.com
10.02.08 - Da SKINDRED wegen einer Verletzung ihres Drummers ihren Auftritt (und auch den Rest der Europa-Tournee) absagen mussten, kamen STILL REMAINS bereits um 19 Uhr auf die Bretter. Während ein Großteil der Bühne wegen des Headliners komplett mit einem schwarzen Vorhang verdeckt wurde, hatte der Sechser nicht gerade leichtes Spiel. Aber nicht nur deshalb kam der Gig ein wenig farblos daher. Zumindest ein Backdrop mit dem Schriftzug der Band hätte ja wohl drin sein können. So etwas sollte mittlerweile, auch für einen Support, Standard sein.

Leider fehlt der Band die nötige Ausstrahlung, vor allem Sänger T. J. Miller ist jetzt nicht unbedingt der Frontmann, wie man ihn sich im Rock-Business vorstellt. Keyboarder Ben Schauland hatte die meiste Zeit nicht viel zu tun und bangte sich mit seinen kurzen Haaren wie Falschgeld von einer Seite zur anderen. Musikalisch gab’s nicht viel zu meckern, als Anheizer machten sie unter den Bedingungen das Beste draus. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente, der zweistimmige Gesang ist sauber, die Songs kommen auf den Punkt und sind zudem mit vielen starken Ideen geschmückt, auch wenn echte Überraschungen ausbleiben. Die etwas poppigeren Tracks des aktuellen Longplayers „The Serpent“ (z.B. „Dancing With The Enemy“) bildeten einen interessanten Gegensatz zum eher einförmigen, aber auch zwingenderen Vorgänger „Of Love & Lunacy“. Irgendwie fehlt der Band aber das gewisse Etwas, um restlos überzeugen zu können. Vielleicht wird’s ja was mit dem nächsten Album, das Potenzial zu Mehr ist auf jeden Fall vorhanden.
Um etwa 20.15 Uhr enterten dann unter großem Beifall der etwa 1.700 Zuschauer (oder wie viele passen ins E-Werk?) BULLET FOR MY VALENTINE die Bühne. Sound und Licht stimmten, und auch mucketechnisch gab es direkt auf die Zwölf: „Scream Aim Fire“, der Titelsong des brandneuen Albums, musste direkt als Opener herhalten, was sicher keine schlechte Wahl gewesen ist. Schließlich deckt die Nummer sämtliche Trademarks der Jungs ab: Messerscharfe Riffs, treibende Drums, Wechselspiel zwischen cleanem Gesang, Tempiwechsel, Dicke-Eier-Breakdowns, Killer-Soli und stampfende Beats. Ähnlich wie bei TRIVIUM wurde beim aktuellen Album der Anteil an Old-School-Metal erhöht, also nix da mit Emo-/Metalcore für Mädels, wie noch zu Beginn ihrer jungen Karriere gelästert wurde. Eine Entwicklung, die mir persönlich gut gefällt! Wie viel Metal tatsächlich drin steckt (und ständig Einflüsse von IRON MAIDEN und METALLICA durchschimmern), zeigt ja die Tatsache, dass die neue Scheibe im Visions-Soundcheck auf dem letzten Platz und im Rock Hard auf Platz zwei gelandet ist. Ein viel besseres Kompliment kann es ja eigentlich gar nicht geben.

Nicht zu überhören, zumindest für den eher strengen und kritischen Beobachter (und dazu zähle ich mich als Journalist einfach mal), ist aber auch die Tatsache, dass BULLET FOR MY VALENTINE nicht unbedingt die größten Songschreiber sind. Am Ende kommt es für mich als Zuhörer eben nicht nur auf den Stil und die Beherrschbarkeit der Instrumente (die Gitarren sind über weite Strecken der Oberhammer) , sondern auch auf die Qualität des Songmaterials an. Und die war nicht immer hoch. Ein paar Hits („Hand Of Blood“, 4 Words“), einige Rock-Balladen (bei der natürlich die Flying-V-Klampfe gegen eine Les Paul ausgetauscht wurde), zwei oder drei Highspeed-Nummern, dazu noch ein paar Lückenfüller und dann war es nach knapp 70 Minuten mit dem Rausschmeißer „Waking The Demon“ auch schon wieder vorbei. So sind BULLET FOR MY VALENTINE am Ende doch nur vielleicht so etwas wie eine Fahrstuhlmannschaft im Fußball. Zu stark für die zweite Liga, zu schlecht (oder unerfahren?) für die erste. Aber auch hier gilt wie bei STILL REMAINS: Man steht ja noch am Anfang der Entwicklung. Setze ich allerdings zum Abschluss noch einmal die Fanbrille auf, bleibt mir eigentlich nur zu sagen. Beide Bands haben mächtig Arsch getreten. So kann man es ja auch sehen/hören.