Geschrieben von Samstag, 27 März 2010 12:54

Emery, Moneen & Deaf Havana - Hamburg / Logo


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Es ist einer der ersten richtig schönen Frühlingstage in diesem Jahr, und wie könnte man einen solchen besser beschließen, als auf ein tolles Konzert mit drei vielversprechenden Bands ins Hamburger Logo zu gehen?


Als ich um 20:30 Uhr im Logo ankomme, führt mich mein erster Gang wie immer zum Merchandisestand. Die Preise dort sind mit 15 Euro für ein T-Shirt, 25 Euro für einen Hoodie oder 5 bis 10 Euro für eine CD absolut akzeptabel – ich beschließe allerdings, mich erst nach gelungener Show zu einem Kauf hinreißen zu lassen. Das Logo ist zu diesem Zeitpunkt leider nur zur Hälfte gefüllt, und der Altersdurchschnitt liegt besonders in den vorderen Reihen deutlich unter 20.

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Kurz vor 9 stürmen dann auch schon DEAF HAVANA aus Norfolk, UK die Bühne. Die fünf Jungspunde fallen optisch sofort auf, entsprechen allerdings den typischen Szene-Klischees: viele Tattoos, schräge Emofrisen und Bandshirts, was besonders die Mädels in den ersten Reihen erfreut, die das komplette Set über ununterbrochen Fotos von den schnieken Jungs schießen. Aber die Band besitzt nicht nur optische Reize, denn auch musikalisch haben die Engländer Einiges zu bieten. Zwar setzen auch DEAF HAVANA auf das typische Wechselspiel zwischen cleanem Gesang und brachialen Growls, allerdings fügt Schreihals Ryan Mellor seinen Growls eine Art abgehackten Sprechgesang hinzu, der streckenweise sogar rap-artig klingt. Originell ist das zwar nicht, aber die Engländer sprühen nur so vor Spielfreude und das macht richtig Laune. Ich persönlich bin außerdem absolut angetan von den cleanen Vocals von Gitarrist James Amadeus Veck-Gilodi, der ein herrlich kräftiges, leicht raues Organ hat und live wesentlich besser klingt als auf CD.
Leider springt trotz der Spielfreude und des Talents des Quintetts der Funke beim Rest des Publikums nicht so richtig über (abgesehen von den Mädels in den ersten Reihen), und auch Ryans Versuche, die Menge näher an die Bühne oder zum Klatschen zu bewegen, schlagen meist fehl. Erst beim letzten Song „Friends Like These“ tauen die Hamburger auf und lassen sich sogar zum Singen bewegen, woraufhin der Frontmann noch ein Bad in der Menge nimmt. Auch wenn das Publikum nicht richtig in Fahrt kommt, mich überzeugt der Auftritt sogar so sehr, dass ich mir erstmal am Merchstand die CD der Jungs kaufen gehe.

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Setlist DEAF HAVANA:
Another Day In This House
Love By The Riverside
This Town Is Ours
Nicotine And Alcohol Saved My Life
The Tune Of ID (So She Doesn't Know It's About Her)
Friends Like These
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21:30 Uhr geht es dann mit MONEEN aus Kanada weiter. Lustigerweise sind die Kanadier optisch das komplette Gegenteil von DEAF HAVANA, denn sie tragen eher unscheinbare Klamotten, zerschlissene Jeans, Drei-Tage-Bärte und absolut „normale“ Frisuren. Die Teenies vor mir wenden sich daraufhin zwar die komplette Spielzeit über von der Band ab – den meisten anderen scheint der halbstündige Auftritt aber sichtlich zu gefallen. Zu Recht, denn auch MONEEN sind eine tolle Liveband, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Sowie bereits die erste Band des Abends haben auch MONEEN sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt, und besonders Sänger Kenny Bridges springt immer wieder wie ein Wahnsinniger über die Bühne oder mit einer Trommel direkt ins Publikum, um von dort aus weiter zu performen. Die Fans danken es der Band im Laufe des Sets und feiern den Emocore mit Indieschlagseite der kanadischen Band ordentlich ab. MONEEN sind insgesamt schon wesentlich routinierter als die Newcomer von DEAF HAVANA, wirken aber dennoch absolut authentisch, weshalb ich mich auch nicht entscheiden kann, welche der zwei Bands mir besser gefallen hat. Musikalisch würde ich eher zu DEAF HAVANA tendieren – mitreißender waren allerdings MONEEN.

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Setlist MONEEN:
Don't Ever Tell Locke What He Can't Do
Great Escape
Are We Really Happy With Who We Are Right Now?
Start Angry... End Mad
Hold That Sound
The Passing Of America

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Doch der Höhepunkt des heutigen Abends folgt erst, denn EMERY toppen beide Supportacts. Um kurz vor halb 11 stürmen die Headliner mit „The Party Song“ die Bühne und haben das Publikum vom ersten Ton an im Griff. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn EMERY besitzen eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Allen voran Keyboarder und Shouter Josh Head, der zu jedem Zeitpunkt des Konzertes ein Blickfang ist; und das nicht nur, weil er das einzige Bandmitglied mit langen Haaren ist, sondern durch seine mitreißende Performance. Der Mann an den Tasten ist permanent in Bewegung und lässt sich selber komplett auf die eigene Musik ein. Er tänzelt, mosht, springt von einer Seite der Bühne auf die andere und brüllt uns herrlich intensiv seine Emotionen entgegen. Aber auch Sänger Toby Morrell lebt jede einzelne Textzeile und fasst sich hierzu teilweise ergriffen an die Brust oder macht andere theatralische Gesten. Bei dem älteren „Rock’N Rule“ übernimmt Bassist Devin Shelton das Mikro, und auch dieser hat eine tolle Stimme, die mich teilweise an Nathan Gray von BOYSETSFIRE erinnert. Überhaupt herrscht bei diesem Song eine absolute Gänsehautatmosphäre, die ich sonst fast nur bei BOYSETSFIRE erlebt habe. Außerdem ist die Band sichtlich ergriffen von der tollen Resonanz der Fans und bedankt sich dafür wiederholt. Es ist auch wirklich unglaublich, wie textsicher die Hamburger Fans sind. Den krönenden Abschluss machen nach dem fantastischen „Walls“ als Zugabe die beiden Hits „So Cold I Could See My Breath“ und natürlich „Studying Politics“.

Nach einer Stunde und 20 Minuten begebe ich mich glücklich auf den Heimweg und kann nur jedem ans Herz legen, sich EMERY bei nächster Gelegenheit live anzuschauen, denn sie sind wirklich großartig!

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Setlist EMERY (ohne Gewähr):
The Party Song
Butcher's Mouth
Listening To Freddie Mercury
Rock’N Rule
Playing With Fire
The Ponytail Parade
Fractions
Smile, The Face
Can't Stop the Killer
Walls
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So Cold I Could See My Breath
Studying Politics