Tamas - "Kopf.Stein.Pflaster"

Tamas - "Kopf.Stein.Pflaster"
    Metal/Hardcore/Rap

    Label: Auf!Keinen!Fall!
    VÖ: 29.1.2016
    Bewertung:7/10

    Tamas bei Facebook


Oha, so einen unverblümten Aufruf zur Randale habe ich seit BODY COUNTs „Cop Killer“ nicht mehr gehört! Mit dem Verweis auf dieses Album schmückt sich TAMAS zwar in gewisser Weise zu Recht, allerdings muss man das doch deutlich einschränken – dazu später mehr. Erst mal zum Wesentlichen.


TAMAS könnte Deutschrap-Interessierten eventuell als Teil der Berliner Rap-Crew DEINELTAN bekannt sein. Die Krawallbrüder sind stets underground geblieben, hatten aber einen Hit, der ihnen deutlich mehr Aufmerksamkeit brachte, als geahnt: Den Song „Fick die Cops“ fand die Staatsgewalt gar nicht lustig, sodass die Jungs den Knüppel zu spüren bekamen. Verurteilt wurden sie nicht, auch wenn sie genauestens und genüsslich beschreiben, wie sie die Bullen fertigmachen – künstlerische Freiheit. In der Begründung zieht das Gericht BOB MARLEYs „I Shot The Sheriff“ und eben „Cop Killer“ heran. Das wird in der Promo zu TAMAS neuem Album natürlich gern erwähnt.

Auf seinem Metal-Debüt „Kopf.Stein.Pflaster“ knüpft der Junge aus Wedding inhaltlich an seine Vergangenheit an, jetzt brüllt er seine Parolen aber auf knallharte Metal- und Hardcore-Riffs. Musikalisch macht das Album schon mal einiges her, weil es sich hier bei allem Geballer und Geknüppel nicht um ausgelutschte Metalcore-Standards handelt. Kann man sich gut anhören und ist mehr als nur Beiwerk, doch im Vordergrund stehen eindeutig die Texte.

TAMAS formuliert auf „Kopf.Stein.Pflaster“ einen Aufruf zu Krawall, Gewalt und Straßenkampf nach dem anderen. Einige Stücke driften ins Absurde ab, so wie „Eat The Rich“ (Titel ist Programm) oder „Jesus schießt“ (dito – der Heiland als um sich ballernder Gewalttäter, darauf muss man erstmal kommen). Das meiste ist aber bitterernst und unverblümt, auch eine neue Version von „Fick Die Cops“ ist dabei. Und viele weitere Texte, in denen Steine geschmissen, Karren angezündet und alles und jedem der Mittelfinger gezeigt wird.

Dass „Kopf.Stein.Pflaster“ mit der Kombination aus diesen Texten und der Musik extrem aggressiv klingt, dürfte klar sein. TAMAS raue Stimme und seine Art zu rappen, passt hervorragend dazu: Berliner Gangster-Schule mit Sinn für Technik – Doubletime auf Doublebass kommt schon ziemlich geil. Sinn für Wortwitz und Metaphern darf man aber nicht erwarten und die eine oder andere Grammatikregel wird auch gebeugt.

So sind neben den oben erwähnten Highlights auch ein paar Stücke dabei, die nicht so dolle zünden. Das macht dem Album als Ganzem aber nichts, „Kopf.Stein.Pflaster“ ist ein cooles Album, das Spaß macht, weil es extrem und extrem kompromisslos ist.

Mich stört allerdings eine Sache, womit ich wieder bei BODY COUNT bin. Die haben auf „Cop Killer“ auch zu Gewalt aufgerufen, von ihren Schwänzen erzählt und sind einige Male übers Ziel hinaus geschossen. In allem war aber trotzdem glasklar eine anti-rassistische Haltung zu erkennen. Diese klare Haltung fehlt mir bei TAMAS. Zwar kann man zwischen den Zeilen lesen, dass sein Herz links schlägt, viele seiner Reime verstehe ich aber lediglich als Soundtrack zu Erster-Mai-Folklore, Krawall-Tourismus und Hooligan-Gehabe. Das ist mir persönlich zu wenig und ich sehe dies als verpasste Chance, ein inhaltlich wirklich wichtiges Album zu machen.