Walter Schreifels - An Open Letter to the Scene



Stil (Spielzeit):
Indie / Singer/Songwriter (31:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Arctic Rodeo / Alive (30.04.10)
Bewertung: 6 /10

Link: MySpace

Wer bei WALTER SCHREIFELS an einen deutschen Blödelbarden denken mag, hat sich vermutlich niemals näher mit Hardcore beschäftigt und wird vermutlich auch nicht allzu viel mit dieser Veröffentlichung anfangen können. Wer davon aber trotzdem noch interessiert sein sollte, kann sich auf kann sich ja noch eben schnell auf Wikipedia schlau machen.

Aber auch Fans von YOUTH OF TODAY, GORILLA BISCUITS, QUICKSAND, RIVAL SCHOOLS und WALKING CONCERT dürften teilweise etwas überrascht sein, wenn sich die Musik seines ersten „Solo-Albums" im Raum entfaltet. Ich setze Solo-Album in Anführungszeichen, da auch hier Schlagzeug und Bass mit dabei sind, die vom Meister aber nicht selber eingespielt wurden. Ansonsten handelt es sich wohl vor allem deshalb um einene Solo-Trip, weil die Songs alle auf einer Singer/Songwriter-Ebene funktionieren und im Gegensatz zu dem anderen Schaffen des Wahl-Berliners relativ leise sind.

Soll heißen: hier sind zehn eher ruhige Stücke drauf, die im Semi-Akustik-Gewand daher kommen, auf ein paar wenigen Akkorden und den Texten von Walter beruhen, die man sich im Übrigen gerne mal durchlesen darf. Zwar setzt er hier nicht auf Tränendrüsen und haut hier einen Schmachtfetzen nach dem anderen heraus – dafür sind die Stücke nicht weinerlich genug und oftmals auch einfach zu rockig. Oftmals hat man sogar leichte Britpop-Assoziationen (doch etwas Ähnlichkeit mit WALKING CONCERT?) und kann beschwingt mit dem Fuß mitwippen. Außerdem gibt es hier übrigens noch ein CIV- und AGNOSTIC FRONT-Cover zu bestaunen.

Ein Alterswerk mag vielleicht noch anders klingen, aber Herr Schreifels hat den Krach – zumindest für dieses Album - hinter sich gelassen und konzentriert sich eher auf die Basics innerhalb eines Songs. Die Melodien sind gut, aber nicht überragend, die Songs sind toll, aber nicht unverzichtbar und wenn man Walter im letzten Song über den gestorbenen WARZONE-Sänger sprechen hört, kann man erahnen, wie egal ihm so eine Kritik sein wird. Dafür ist er schon viel zu lange dabei. Nettes bzw. gutes Album einer Koryphäe.