TV On The Radio - Return To Cookie Mountain


Review


Stil (Spielzeit): undefinierbar (56:12)
Label/Vertrieb (VÖ): 4AD/Beggars Group/Indigo (23.06.06)
Bewertung: 9/10
Link: http://www.tvontheradio.com

Return to Cookie Mountain war für mich eines der am heißesten erwarteten Alben 2006. Nach ihrem großartigen Debüt "Desperate Youth, Blood Thirsty Babes" war vielen Leuten klar, dass hier etwas großes entstehen könnte. Aber es hat sich auch viel getan seit der Erstling 2004 von der Musikpresse beinahe einhellig zu einer der besten Platten des Jahres geadelt wurde und TVOTR zu einem der heißesten musikalischen Geheimtipps New Yorks wurden. 

Aus drei - Tunde Adebimpe, der früher die Show "Celebrity Deathmatch" mitgestaltete, Kyp Malone und David Sitek - wurden fünf: mit Jaleel Bunton und Gerard Smith wurden ihr Live-Schlagzeuger und Live-Bassist feste Bestandteile von TVOTR. Außerdem wurde als Gast für das neue Album unter anderem DAVID BOWIE angekündigt. Die EP "New Health Rock" steigerte die Vorfreude und nun ist es an den 5 Jungs aus Brooklyn, zu beweisen, dass das erste Album kein Glücksschuss war.

Und sie schaffen es, die Erwartungshaltungen - so groß diese waren - zu übertreffen! Hält sich der Opener "I was a Lover" anfangs noch etwas zurück und überrascht mit einer sperrigen Bassline, entfaltet sich ab dem Refrain der Klangteppich und saugt den Hörer in den Cookie Mountain. Bei "Hours" bekommt der man dann die Auswirkungen der "Verpflichtung" Buntons und Smiths mit: Mit Schlagzeug und Bass klingt der Sound der Fünfers ungleich erdiger und natürlicher. Und Bunton stampft den Hörer mit seinen Drums in ein hypnotisches Soundgewitter. Soulful geht es mit "Province", der Nummer, auf der BOWIE gefeatured wurde, und "Playhouses" weiter. Dann kommt "Wolf like Me", die zweite Singleauskopplung, saugt ein, bringt zum Tanzen, zum Zucken und entlässt erschöpft zum entspannten Pfeif-Intro von "A Method" und zum schrillen "Let the Devil in". In "Dirtywhirl" ein Track, der alleine von Adebimpes und Malones Stimmen lebt - und wie er lebt! - besingt Tunde den Hurricane Katrina und bei "Blues from Down here" legt Bunton noch ein letztes Mal den High-Tempo-Schalter um. "Tonight" lullt den Hörer wie es scheint bewusst ein, um ihn danach mit dem wuchtigen "Wash the Day" zu erschrecken und zum Schluss noch einmal mit einer richtigen Wall of Sound zu erschlagen.

Zurück bleibt ein Zuhörer, der im Geiste entweder noch stundenlang im Cookie Mountain unterwegs ist - ob er will oder nicht - oder die CD sowieso sofort wieder von vorne startet. Der entweder verstört ist von den umständlichen Songs und der Unzugänglichkeit dieser Musik oder der genau genug aufgepasst hat um die Pfade des Cookie Mountain unter dem Soundgestrüpp zu entdecken. Und ein Hörer, der entweder ärgerlich ist, weil er diesen für sich völlig undefinierbaren Sound nicht einordnen kann; oder aber verzückt, da er endlich wieder eine Band gefunden hat, die eine absolut eigene Art von Musik macht und sich absolut nicht von Genregrenzen beeindrucken lässt. 
Eine Schwäche dieser Platte? Es gibt noch Songs, die besser sind, als die anderen. Neun von zehn Gipfelkreuze!

Sitek meinte zum neuen Album: "Desperate Youth, Blood Thirsty Babes war ein Fragezeichen, Return to Cookie Mountain ist unser Ausrufezeichen." Man fragt sich, was danach kommt.


Anspieltipps: Hours, Wolf like Me, Blues from Down here, Wash the Day

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