Garish - Wo die Nacht erzählt vom Tag

Review

„Garish" beschreibt im Englischen Farben oder Gerüche und bedeutet „grell", „schreiend" oder „aufdringlich". Im Zusammenhang mit dem Album der gleichnamigen österreichischen Band lassen sich diese Adjektive jedoch nur schwerlich gebrauchen. Poppig, manchmal jazzig und meistens relaxt klingt die Musik des Quintetts, an dessen deutschen (und dialektfreien) Texten sich eher die Geister scheiden werden als an der Musik selbst.

Violine, Cello, Posaune, Trompete, Tuba, Horn, Klarinette, Klavier, Orgel oder Glockenspiel sind zwar ungewöhnliche Instrumente für ein Alternative-Pop-Album, sie werden aber passend zum Song eingesetzt und arrangiert. Zudem verleihen sie den Stücken, in denen sie zum Tragen kommen, diese schwummerig-wohlige Atmosphäre wie man sie beispielsweise aus rauchigen Nachtclubs kennt. Stellenweise erinnert die Musik an U2 und insbesondere Radiohead; gesangliche Parallelen zu letztgenannten sind unüberhörbar, stören jedoch nicht.

Das Album erschließt sich dem Hörer nicht gleich beim ersten Durchlauf, was größtenteils an den bereits erwähnten Texten liegt. Deutschlehrer und Literaturprofessoren hätten vermutlich ihre helle Freude an der recht gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Lyrik, Poesie und Pathos: „Unbedeutsame weiße Arme für den Schein angelegt, genügend Salz auf jene Körner die der Durst hinunterträgt ..." – um nur ein Beispiel zu nennen. Nicht nur diese Textzeilen lassen den Song „Taenzer" unaufhaltsam in den Kitsch abdriften, die spärliche Instrumentierung tut dabei ihr Übriges.

Dies bleibt glücklicherweise die Ausnahme auf dem bereits zweiten Album der fünf Musiker, wobei viele der 14 Songs anfangs eine Herausforderung an die Hörgewohnheiten darstellen. „Wo die Nacht erzählt vom Tag" eignet sich trefflich zum Sinnieren und Interpretieren, doch auch der Chill-Faktor der Musik ist nicht unerheblich. Der passende Soundtrack für nachdenkliche Stunden in der Winterzeit.

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