Dead Poetic - Vices


Review


Stil (Spielzeit): Alternative/Nu rock

Label/Vertrieb (VÖ): Tooth & Nail Records/Century Media (19.01.2007)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.deadpoetic.com

In wenigen Tagen steht uns das dritte Album von DEAD POETIC ins Haus. Im Allgemeinen sagt man ja, wenn das dritte Album nicht knallt, dann kann die Band zwar just for fun weitermachen, wird kommerziell aber eher tot sein. Der noch im Screamo-Sound eingespielte zweite Output „New Medicines“ würde die Band wohl am liebsten rückgängig machen, jedenfalls betrachten sie den Sound als eine ihrer größten Sünden und geloben vor Scham im Boden zu versinken. Mit der neuen Scheibe „Vices“ möchten die fünf Freunde weg vom Krach und hin zur Melodie, mit cleanem Gesang angereichert und emotionsgeladen Shouts. 

„Cannibal Vs. Cunning“ ist der erste von gesamt 14 Songs und eröffnet mit einem druckvollen und krachendem Riff. In der Tat haben sich DEAD POETIC mehr auf verständlichen aber dennoch emotionsgeladenen Gesang konzentriert. Hierbei klettert das Stimmchen schon mal die Tonleiter etwas hoch, aber alles ohne zu künsteln. Die Refrains der Songs gestaltet die Band überwiegend atmosphärisch und gewaltig. Jeweils Parts, in denen man sich vom Moshen zurücklehnt, die Nase zur Decke reckt und den Refrain so zurück gelehnt mitsingt. So zu hören bei „Lioness“. 
Doch sollte sich der geneigte Hörer nicht täuschen, dass jeder Song über dieselben Strukturen verfügt. Die Songs von „Vices“ mögen sich zwar ähneln, sind dennoch allesamt individuell gestrickt, von denen einige Radio-Charakter besitzen, wie z. B. „Long Forgotten“ der eher etwas heftiger ausfällt. Auch „Sinless City“ wäre eines dieser Songs. Die erste Hälfte des Tracks gestaltet sich balladenhaft und driftet dann über in einen schnelleren Part, der den Song schließlich auch beschließt. 

DEAD POETIC ist der Richtungswechsel durchaus gelungen. „Vices“ ist ein Album, das durch seinen melodiösen Charakter auffällt und dennoch heavy ist. Ähnlichkeiten zu kommerziell erfolgreichen Acts, die häufig in Funk- und Fernsehen auftreten, sind nicht von der Hand zu weisen. Insbesondere Songs wie „The Victim“ und „Paralytic“ sind allein durch die gefühlvolle Spielweise und die traurige Atmosphäre, die geschaffen wird, absolut mainstreamtauglich. Songs, bei denen gern mal die Feuerzeuge gezückt werden. 

Im Gesamten benötigt das Album schon ein paar Durchläufe, bevor man die Komplexität von „Vices“ richtig erfassen kann. Es ist ein beschwingendes Album, das stellenweise zum Moschen einlädt, überwiegend allerdings den Daumen auf´m Feuerzeug hält. Dafür spricht, dass knapp die erste Hälfte überwiegend schnellere Songs zu bieten hat, wobei sich der Rest eher auf eine Mischung aus Ballade und Rocksong einschießt. Mit Screamo hat „Vices“ wirklich gar nichts mehr zu tun, also - Plan erfüllt.

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