Fortid – Pagan Prophecies Tipp

Fortid Pagan Prophecies

Stil (Spielzeit): Viking/Folk Black Metal (60:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Schwarzdorn Prod./Soulfood (24.08.12)
Bewertung: 8,5/10

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Vor einer Dekade begann Einar Thorberg eine Trilogie über das erste Stück seiner heimatlichen Lieder-Ursprünge zu schreiben – die Liederedda aus Island, an welcher sich doch manche Band ihre Inspiration holt. Doch manches verändert sich im Leben. Ein neues Land (Norwegen), drei neue Bandmitglieder und neue musikalische Ideen, so entstand mit „Pagan Prophecies" das vierte Album der Nordlichter.

Organischer Klang, schwarze Blasts und eingängige Melodien laden im Opener und Titeltrack zu einer eisigen Kulturreise ein. Doch dem Bösen wird kurz Einhalt geboten, wenn federfeine Akustikklänge das Rumoren besänftigen wollen. Ein weiterer Ausbruch kraftvollen Saitengeschredders bekommt anschließend einen folkloristischen Anstrich, als ruhige, sonore Männerstimmen ihre Gesänge kurz über die Instrumente legen.
In dieser Kerbe wird im folgenden Track weitergesägt. „Spirit Of The North" setzt gemächlich ein, gewinnt im Verlauf an Fahrt, wobei es fast tänzerisch wirkt, wie triolische Rhythmen mit Keyboardklängen flankiert werden. Das Kreischen erhält die düstere Stimmung, doch plötzlich locken spanische Gitarren einen eingängigen Männerchor hinter dem Eisberg hervor, der mich bei jedem Durchgang zum Mitsingen verdonnert.

Dem gegenüber verspricht „Electric Horizon" wieder astreinen Black Metal, der doch sehr viele Harmonien enthält und manchmal ein bisschen an EMPEROR erinnert. Als weiteres Schmankerl gibt es hier sogar kleine Growls zu belauschen, die aber nicht im Übermaß eingesetzt werden, so dass der bisherige Charakter erhalten bleibt. Nach kurzem Zwischenstopp an der Tankstelle greifen schwer groovige Riffs an, bevor der schwarze Mantel wieder über die Ausflüge in Nachbargefilde gelegt wird.
Der folkloristische Ton wird in „Lesser Sons Of Greater Fathers" stark ausgebaut. Im bequemen Tempo wandern die singenden Herren durch melancholische Landschaften mit angenehmer Gitarrenarbeit und andächtigen Momenten.
Doch bevor die Stimmung zu kitschig werden würde, kippt das Ganze in „Sun Turns Black" wieder um in schwarze Raserei. Angereichert mit hübschen Klavierpassagen wird jedoch auch hier wieder klar gemacht, dass keine Scheuklappen für die schwarze Sonne verantwortlich sind.

„Ad Handan" weist zwar mit über acht Minuten Überlänge auf, kann aber aufgrund der bisher auch üblichen Abwechslung die Stimmung gut halten, bis der Abschluss-Trommelwirbel das erste von drei Enden einleitet. Das klingt komisch, ist aber so. „Endalok" ist nach dem Trommelwirbel ein kurzer hymnischer Abschluss, der durchaus seine Berechtigung hat – im Gegensatz zu dem 18-minütigen (!) Outro, das nur aus Regen-Donner-Geräuschen besteht. Das ist eines der wenigen Mankos, die mir zu dieser Scheibe einfallen. Der Regen stört nicht, aber notwendig ist er auch kaum – vielleicht regnet es in Norwegen einfach mehr.

FORTID reihen sich einerseits ein in die schwarzen nordischen Traditionen, warten aber mit solch vielen Facetten auf, dass Vergleiche nicht ganz einfach sind. Manchmal schwarz wie EMPEROR oder ältere SATYRICON ist es doch meist so vielfältig wie BORKNAGAR. So abgefahren wie SOLEFALD sind die Arrangements dann allerdings auch nicht. Wohlklingend und wütend, reichhaltig und doch straight macht dieses vielschichtige und doch gut hörbare Album eine Menge Spaß.