King 810 - Memoirs Of A Murderer

King 810 - Memoirs Of A Murderer
    Groove Metal

    Label: Roadrunner
    VÖ: 15.8.2014
    Bewertung:6/10

    King810.com


Eine Annäherung an die Band KING 810 geht nur über Flint, Michigan. Flint ist eine abgehängte Stadt der USA, die mit dem Niedergang der örtlichen Wirtschaft in einen Strudel aus Kriminalität, Drogen und Gewalt geraten ist. Heute ist die Kriminalitätsrate von Flint fast viermal höher als im US-amerikanischen Durchschnitt. KING 810 kommen aus Flint, und auf ihrem Debüt „Memoirs Of A Murderer“ erzählen sie von ihrem Leben in der Stadt. Das Album kann also nicht anders sein als hart.

Inhaltlich geht es um erschossene Freunde, das Leben auf der Straße, das Recht des Stärkeren und mehr Elend, als eine gesunde Psyche aushalten kann. Musikalisch orientieren sich KING 810 grob in die Groove Metal-Richtung – unweigerlich muss man an SLIPKNOT in ihren ungestümen Anfangstagen denken. Anders als die verzichten KING 810 aber auf technischen Tinnef. Sie gehen das Ding lieber in straighter Manier an, die sie sich beim Hardcore abgeschaut haben.

Während die Instrumentalfraktion also vor allem hart, kalt und teils sehr düster groovt, kotzt sich Sänger David Gunn derbe aus. Grundsätzlich liegt angesichts der Hard-Life-Lyrics der Vergleich zum Gangster-Rap nahe, hier wird aber wenig glorifiziert. Vielmehr scheint Gunn seinen Verstand beisammen halten zu müssen angesichts der Scheiße, die er, seine Jungs und seine Stadt fressen müssen. Passend dazu klingt er wie ein Jonathan Davis, der endlich den Stimmbruch überwunden hat, inklusive Schluchzen, schwerem Atmen und unkontrollierten Schreiattacken. Neben den harten Groovebrechern enthält „Memoirs Of A Murderer“ auch einige Balladen, die ich sogar zu den Highlights des Albums zähle. Die mehrere Minuten langen Spoken Word-Tracks hingegen sind nach einmaligem Hören Skip-Kandidaten.

Bei diesem extremen Ansatz ist eine Frage wichtig: Ist das authentisch? Ja, man nimmt David Gunn die Sache ab, genauso wie man ihm die Geschichten abnimmt: Er wurde angeschossen und verhaftet, ihre ersten Instrumente hat die Band geklaut – was sonst. Noch wichtiger aber ist die Frage, ob die Musik was taugt. Hier muss man leider Abstriche machen. Denn „Memoirs Of A Murderer“ ist echt und intensiv, aber auf ganzer Länge zu eintönig. Wenn man schon so viel Redebedarf hat, dass man 16 Tracks damit füllt, sollte man von beständigen Wiederholungen von Riffs und Zeilen mal etwas abrücken.

Nichtsdestotrotz sind KING 810 gerade dabei, mächtig Staub aufzuwirbeln. Brutale Shows, martialische Fotos und die kompromisslose Aussage haben den Jungs aus Flint, Michigan schon ordentlich Medienecho beschert. Wenn das nächste Album noch abwechslungsreicher und besser wird, bin ich auch dabei – interessant ist die Band jetzt schon.