Lascar - Absence

Lascar - Absence
    Post Black Metal

    Label: A Sad Sadness Song
    VÖ: 04.12.2016
    Bewertung:7/10

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Schon Anfang 2016 erschien die digitale Fassung des LASCAR-Debütalbums "Absence". Über ein Jahr und eine Neuauflage später haben wir das Werk endlich auf den Prüfstand gestellt.

Ganz ehrlich: Egal, ob wir nun das CD-Regal des Plattenladens unseres Vertrauen durchstöbern oder im örtlichen Buchhandel nach neuem Lesestoff Ausschau halten – das Frontcover trägt entscheidend zum Auswahlprozess bei, bestimmt es doch häufig, ob wir ein Produkt überhaupt in die Hand nehmen. Dies dachte sich wohl auch der Chilene Hugo Gabriel, als er ein Cover für die neueste LP seines Post-Black-Metal-Projektes LASCAR suchte und setzte umgehend auf Bewährtes. Dass sich der Mann aus Santiago hierbei für das renommierte Gemälde „Sterbender Hirsch“ aus der Feder des Malers Karl-Wilhelm Diefenbach entschied, steht so wohl auch ein Stück weit bezeichnend für "Absence". Denn sonderlich innovativ geht das Ein-Mann-Projekt auf dem Debütalbum nicht zu Werke.

Vielmehr werden so ziemlich alle Post-Black-Metal-Klischees hemmungslos ausgelebt. Zur Unkenntlichkeit verzerrte Gitarren, entfernte Schreie und die wohlbekannten Tempowechsel sind allgegenwärtig. Soweit nichts Neues von den Ufern des Rio Mapocho. Das braucht es aber auch gar nicht, denn "Absence" ist trotzdem ein hervorragendes Werk geworden. Nicht nur das Produktionsniveau ist im Vergleich zur 2015 erschienenen Demo "Dephts" deutlich gestiegen (soweit sich solche Begriffe bei Post-Black-Produktionen überhaupt verwenden lassen). Obendrein vergreift sich der Südamerikaner erstmals an Akustik-Instrumenten, was den Songs merklich mehr Charakter und Abwechslungsreichtum verleiht, als noch auf dem Vorgänger zu hören war. Ebenso positiv fällt die Atmosphäre des Longplayers auf, welche stets düster, aber trotzdem voller Erhabenheit ist und dem Konzept mehr als gerecht wird.

Schönheit und Melancholie vereint

Erwähntes Konzept, die Verbindung von Schönheit und Melancholie, findet sich auch auf dem Coverart wieder, welches die Schönheit des Tieres in seinem wohl traurigsten Moment – dem Tod – zeigt und somit durchaus zum Inhalt passt. So sind auch die vier Songs geprägt von tiefer Melancholie, welche sich in den monotonen Gitarrenwänden und den langsamen, fast schleppenden Melodien manifestiert. Doch trotz dieser akustischen Tristesse entwickeln die Lieder eine traurige Schönheit und eine Atmosphäre, die einen mit den Gedanken in die Ferne schweifen lässt. Nur manchmal könnten die Melodien abwechslungsreicher und anspruchsvoller sein. Oft bedient sich LASCAR wieder und wieder der gleichen Riffs, derselben verbrauchten Melodie, anstatt den Songs eine frische Note und mehr Tiefgang zu verpassen.

Doch das ist Meckern auf hohem Niveau. LASCARs "Absence" ist ein atmosphärisches, erhabenes Werk, welches sich ideal auf langen Zugfahrten mit Fenstersitz genießen lässt. Einen Innovationspreis gewinnt das Album jedoch definitiv nicht und manchmal hätte eine Prise mehr Kreativität dem Werk sicher nicht geschadet. Seine hypnotische Wirkung verfehlt es aber keineswegs und so kann ich aus eigener Erfahrung davon abraten, die Platte im liegenden Zustand zu genießen... Es sei denn, man möchte tatsächlich einschlafen. In diesem Fall: Nur zu!

Anmerkung: Das Digipack der Neuauflage beeinhaltet neben "Absence" auch die letzte Demo "Dephts".

Tracklist

Absence:

  1. Atlas
  2. Wilderness
  3. Regions of Light
  4. Last Sea

Dephts:

  1. Depths
  2. Burial Caves
  3. Ocean Echoes

Band

Hugo Gabriel – Vocals, alle Instrumente