Triptykon with the Metropole Orkest - Requiem (Live At Roadburn 2019) Tipp

Triptykon with the Metropole Orkest - Requiem (Live At Roadburn 2019)
    Symbiose aus Black/Doom Metal und Orchester

    Label: Century Media
    VÖ: 15.05.2020
    Bewertung:9/10

    TRIPTYKON im Web


Gut Ding will Weile haben: Das dreiteilige "Requiem" wollte Tom Gabriel Warrior bereits in den Achtzigern auf einer EP veröffentlichen. Nach Zerwürfnissen mit der Plattenfirma, der zwischenzeitlichen und schließlich endgültigen Auflösung von CELTIC FROST hat es das Epos bei TRIPTYKON nach 30 Jahren nun doch noch auf eine Veröffentlichung geschafft.

In einer Zeit, in der abgesehen von DEEP PURPLEs Blaupause "Concerto For Group And Orchestra" Metal-Klassik-Kollaborationen praktisch unbekanntes Territorium waren, hatte Tom Gabriel Warrior für seine Trilogie genau jene im Kopf. Schon als "Rex Irae" 1986 auf "Into The Pandemonium" erschien, waren CELTIC FROST ihrer Zeit voraus. 2006, als "Winter" auf "Monotheist" zu finden war, war die klassische Begleitung von Metalstücken hingegen längst etabliert.

Als 2018 der Gründer des niederländischen Roadburn Festivals seine Unterstützung bei der Fertigstellung des Epos' anbot und mit seinem Festival für die Aufführung auf einer Bühne sorgen wollte, komponierte Warrior schließlich den mit über einer halben Stunde Spielzeit längsten Part der Trilogie, "Grave Eternal", der die beiden bereits bekannten Teile miteinander verbindet.

Ein Jahr später war es schließlich soweit: Mit einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit wurde "Requiem" erstmals live aufgeführt. Unterstützt wurden TRIPTYKON vom niederländischen Metropole Orkest unter der Leitung von Komponist Jukka Isakkila, als Co-Vokalist stand Safa Heraghi auf der Bühne, die sich insbesondere in "Rex Irae" den Gesang mit Warrior teilt.

Wegweisende Metal-Klassik-Symbiose mit authentisch-fettem Klang

Im Vergleich zur Albumversion klingt der erste "Requiem"-Part deutlich fetter, bombastischer, und, durch das leicht zurückgefahrene Tempo sowie herunter gestimmte Gitarren, schleppender und düsterer. Band und Orchester harmonieren perfekt miteinander.

Das mit Spannung erwartete "Grave Eternal" entpuppt sich als schleppendes Mammut-Epos mit monoton-brachialen Riffs, akzentuierten Gitarren und reichlich Dynamik, auch dank der sich häufenden Passagen, in denen das Orchester mit kräftigen Bläsern oder zittrigen Streichern immer weiter in den Vordergrund rückt. Die eindringlichen Gesangspassagen, ob von Heraghi solo oder im Duett mit Warrior, wirken teils wie Cthulusche Beschwörungsformeln. Das tieftraurige Finale des zweiten "Requiem"-Teils jagt mit hypnotisierenden Leads, Chor-Untermalung und Heraghis zerbrechlichen Vocals Schauer über den Rücken.

Der orchestrale Abschluss "Winter" bietet dem Metropol Orkest schließlich die perfekte Bühne, um sich ohne Band von seiner besten Seite zu zeigen. In seiner Gesamtheit ist "Requiem" unheimlich bedrückend, düster, traurig, bedrohlich und beschwörend. Gerade diese dichte, fast schon greifbar wirkende Dunkelheit macht die Faszination des Epos' aus.

Keine Frage, “Requiem (Live At Roadburn 2019)” ist eine höchst spezielle Liveaufnahme, deren neu komponierter zweiter Teil erst einmal richtig erfasst werden muss. Sie bringt Warriors in den Achtzigern visionäres Konzept einer Symbiose aus Metal und Orchester zu einem beeindruckend stimmungsvollen Abschluss und setzt im authentischen Livegewand den perfekten Schlusspunkt unter eine 30 Jahre währende Geschichte.

Wer sich eine Dreiviertelstunde lang in wunderschöner Dunkelheit verlieren will, sollte unbedingt zugreifen (CELTIC FROST- und TRIPTYKON-Anhänger sowieso) – und vorher überlegen, ob die CD/DVD-Variante nicht doch den Aufpreis von ein paar Euro wert ist, auch wenn der Auftritt schon als reine Audio-CD absolut hörenswert ist.

“Requiem (Live At Roadburn 2019)” Trackliste:

  1. Rex Irae (Requiem, Chapter One: Overture) [06:34]
  2. Grave Eternal (Requiem, Chapter Two: Transition) [32:28]
  3. Winter (Requiem, Chapter Three: Finale) [06:54]

TRIPTYKON Line-up:

Tom Gabriel Warrior – voice, guitar
V. Santura – guitar, vocals
Vanja Slajh – bass, vocals
Hannes Grossmann – drums, percussion
Safa Heraghi – "Requiem" live co-lead vocalist