Solace Of Requiem – Casting Ruin

Solace Of Requiem – Casting Ruin
    Technical Blackened Death Metal

    Label: Vicisolum Productions
    VÖ: 29.08.14
    Bewertung:8/10

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Nicht nur in europäischen Gefilden wird scharf geschossen, auch auf dem nordamerikanischen Kontinent gibt es Truppen mit schweren Geschützen. SOLACE OF REQUIEM feuern unter diesem Namen seit Anfang des Jahrtausends aus allen Rohren, und diese Rohre müssen ziemlich verwinkelt und verknotet sein. „Casting Ruin" ist der vierte Output und wird ebenso wie seine Vorgänger meiner Kriegsrhetorik inhaltlich in keiner Weise gerecht.

Textlich beschäftigen sich die Amis nämlich mit Philosophie, Naturmystik und ähnlichem, wobei sie bewusst dem Zuhörer keine Richtung der Interpretation vorgeben wollen. Dies spiegelt sich wider in der Musik, deren Riffs, Rhythmen und Harmonien eher in viele Richtungen gehen.

Nachdem man in eine düstere Soundhöhle gestiegen ist, kommt der Sensenmann um die Ecke. Kalt klirrend schneiden die disharmonischen Gitarren durch die Kehle, das flotte Drumming ist nicht so stählern-glatt, wie es andere Techniker-Bands zelebrieren. So viele krasse Breaks und Wechsel wie es schon im Opener gibt, findet man selten.
Manchmal bieten ein paar Keyboardtöne oder eingespielte Samples Orientierung und Atmosphäre, wären der Brutalitätslevel sehr hoch gehalten wird. Und doch blitzen immer wieder angenehme Harmonien auf, die solistisch der Zerstörungswut ein wenig Einhalt gebieten.

Fast schon melancholisch wird es zu Beginn von „Soiling The Fields Of Putridity". Auch wenn die frickeligen Riffs und die harten Growls weiterhin das Gesamtbild bestimmen, geben einige Grooves die Möglichkeit zum Kopfschwingen.
Wenn die Rasereien über die Saiten einsetzen, muss ich an IWRESTLEDABEARONCE denken. Technisch nettes Gebolze wie in „Song Of Shards" erinnert sporadisch an ARSIS, doch mehr das Geschrei als das noch härtere Geschrote. Letztere kommen angeblich ebenso aus Virginia Beach, wie SOLACE OF REQUIEM – richtige Sonne-Bade-Strand-Menschen also.

Blasts und Arpeggien reihen sich in „Pools Of Ablation" harmonisch aneinander, und ab und zu bekommt der Presslufthammer auch mal eine Pause. Das Drumming wirkt zeitweise unwirklich schnell, jedoch werden hier effektvoll die Extreme ausgelotet.

Für manche vielleicht zu extrem. Auch wenn ORIGIN vertrackte Riff-Salven abfeuern, sind SOLACE OF REQUIEM noch ein Stückchen komplizierter. Die Verbindung von rüdem Geballer und hübschen Harmonien funktioniert bei THE FACELESS meines Erachtens etwas besser. Gute Orientierung bietet für SoR auch die Ohren-Malträtierung der Italiener von ILLOGICIST.

„Casting Ruin" ist auch nach dem zehnten Mal hören noch nicht ganz erfassbar und manchmal an der Grenze des Erträglichen. Doch das macht diese klasse Scheibe aus. Und der Abschluss ist instrumental immerhin so versöhnlich, dass der Adrenalinspiegel sich wieder anpassen kann.

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