Bölzer – Lese Majesty

Bölzer – Lese Majesty

Die Zürcher Black-Deather BÖLZER trotzen jeglichem, im Musik-Business oft üblichen, Veröffentlichungs-Druck und haben während ihres mehr als 10-jährigen Band-Bestehens gerade einmal eine Handvoll Platten – darunter nur ein Studioalbum – unters Volk gebracht. Qualität statt Quantität lautet die Devise eines Duos, das spätestens seit „Hero“ (2016) im Metal-Underground mehr als nur ein Geheimtipp ist und das seinen Status als Komponist extrem eigenwilliger, kreativer und komplexer Musik mit der neuen EP „Lese Majesty“ souverän untermauert.

Für das Bestehen von BÖLZER sind musikalischer Fortschritt und inhaltliche Tiefe essentiell. So klang schon der vor drei Jahren veröffentlichte Longplayer verspielter und diversifizierter, als die beiden
ersten EPs „Aura“ und „Soma“, auf denen fast ausschließlich Härte und Wahn regierten. Diese Progression setzt sich auf „Lese Majesty“ fort.

Der massive, mächtige Sound ist jedoch allen Releases eigen. Diese Klangwände sind umso beeindruckender, bedenkt man, dass die Gruppe mit Drummer Fabian Wyrsch (alias HzR) sowie Sänger und Gitarrist Okoi Jones (aka KzR) nur zwei Mitglieder umfasst. BÖLZER setzen den auf „Hero“ eingeschlagenen Weg unbeirrt fort. Auch auf dem neuesten Output sind die beiden Musiker einmal mehr in der Lage, variantenreiche Tonkunst zu erschaffen und verschiedene Spielarten auf fesselnde Art und Weise miteinander zu verknüpfen: mal erinnern die musikalischen Kreationen an ein prasselndes Inferno, mal werden die Ohren des Hörers mit harmonisch-nachdenklichen Parts verwöhnt – und oft verbinden BÖLZER einfach unterschiedliche Soundwelten miteinander, wie beim ausufernden „Ave Fluvius! Danu Be Praised“.

Im Fokus des Schaffens steht dabei zu jeder Zeit der Drang nach Weiterentwicklung: So arbeitet Jones seit „Hero“ auch immer wieder mit cleanen Vocals und verzweifelten Shouts, die manches Mal
gewöhnungsbedürftig und sperrig klingen. Beim neuen Song „A Shepherd in Wolven Skin“ funktioniert der Wechsel zwischen Growls und Klargesang allerdings prächtig, da er die Lyrics in sinniger Weise vertont. Ich kann aber nicht verleugnen, dass ich mich über etwas weniger Cleanness in Jones‘ Gesang zugunsten eines wieder höheren Anteils an düster-boshaft-räudigem Gebelle freuen würde.

Und so ändert „Lese Majesty“, trotz seiner kompositorischen Komplexität, intelligenten Arrangements und inhaltlichem Niveau, auch nichts daran, dass „Soma“ (2014) nach wie vor mein Highlight aus dem Hause BÖLZER bleibt.

Tracklist „Lese Majesty“
1. A Shepherd in Wolven Skin
2. Æstivation
3. Into the Temple of Spears
4. Ave Fluvius! Danu Be Praised

BÖLZER sind:
Fabian Wyrsch (HzR) – Drums
Okoi Jones (KzR) – Vocals, Guitar