Bloodline Severed – Visions Revealed



Stil (Spielzeit): Metalcore/Melodic Death Metal (51:06)
Label/Vertrieb (VÖ): Bombworks Records (28.04.09)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.myspace.com/bloodlineseveredbls

Im Osten der Vereinigten Staaten, ein gutes Stück südlich von New York, genauer in North Carolina, da rumoren seit einer Hand voll Jährchen fünf Jungs im Untergrund herum. Laut Bandfoto gehört eine Dame namens Amy Linn Corzine nicht zum festen Stamm der Truppe, doch leiht sie manchen Passagen auf dem Debüt-Album ihre Stimme und ihre Keyboards.

Zum Beispiel gleich im kurzen Intro haucht Madame vom Sterbenwollen, nichts zu verlieren und den Aufruf: „Can you hear me, God?"
Bevor manch einer sich jetzt verwundert die Ohren reibt, das hier hätte doch etwas mit Metal zu tun, dem sei gesagt, es gibt auch christlichen Metal, und BLOODLINE SEVERED sind eine solche Band, was aber in keiner Korrelation zum Härtegrad steht.
Denn nach dem sphärischen Einstieg prügelt die Bande los, als ob die Auferstehung kurz bevorstünde. Um ehrlich zu sein, ist es gar nicht so einfach festzustellen, welche Vocals von welchem Bandmitglied kommen, da neben dem Hauptsänger noch zwei andere mitjodeln. Als Hauptstimme tut sich dann doch ein derbes coriges Geschrei hervor, das auch mal in fiese Todestiefen abrutschen kann.
Mit brettharten Riffs, eingebauten schönen Melodien kommt recht bald der erste Gassenhauer-Part. In „Reborn" kann man den Chorus, der mit einer starken klaren Stimme daherkommt gut mitgrölen. Dabei darf der Standard-Böse-Metaller allerdings nicht auf den Text achten, sonst könnte er plötzlich in inneren, glaubens-technischen Zwiespalt geraten. Einen ähnlich hübschen Refrain hat das folgende „A Vision Revealed", der jedoch mit dem klassischen „when I close my eyes" beginnt - das musste doch nicht unbedingt sein.
Dafür wird in „Silhouette Of Doubt" die Handbremse leicht angezogen und ausführlich gegroovt, auf dass der Haarspliss verfliegt. Einige Doppel-Harmonien erinnern mich durchaus an schwedischen Elchtod der Göteborger Schule, während die Dissonanz nur zwischendurch sich ein Stelldichein gibt.
Einerseits erfinden die Amis natürlich keine neue Sparte, da das wohl kaum möglich ist, aber ihren Mix aus brutalen Breakdowns, herben Riffs, Wohlklängen in Gesang und Gitarre machen sie sehr gut. Bei über fünfzig Minuten wird es fast ein bisschen lang, aber als dann später mit der Frauenstimme nochmals eine kleine Neuigkeit dazukommt, bleibt mir nichts anderes übrig, als ein positives Resümee zu ziehen.

Für ein Erstlingswerk ist „Visions Revealed" erstaunlich ausgereift. Mit einer amtlichen, sehr modernen Produktion auf eine Scheibe gepresst und genügend instrumentellen Fähigkeiten ist dies eine richtig gute Platte melodischer Härte geworden. Engstirnigkeit in verschiedener Hinsicht kann einem natürlich das Bangen vermiesen, wenn man sich von eindeutig gezeigter Christlichkeit abschrecken lässt, oder irgendwas mit „Core" nicht so richtig „Metal" findet, dann muss man eben DESTRÖYER666 in den Player legen.
Mir persönlich stoßen auch ein paar der käsigen Refrains auf, die leicht kitschig mit Growls im Hintergrund pseudo-verhärtet werden. Aber nichtsdestotrotz verknüpfen BLOODLINE SEVERED recht gut transatlantische Musikalität von KILLSWITCH ENGAGE bis zu DARK TRANQULLITY oder AT THE GATES. Wer also nicht mit der Achtziger-Kutte schlafen geht, kann hier beim nächtlichen Breakdown im gestreiften Pyjama sein Haupt schütteln.