In Mourning – Monolith Tipp



Stil (Spielzeit): Melancholic Progressive Death Metal (57:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Pulverised Rec. (25.01.10)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.inmourning.net
http://www.myspace.com/in_mourning
 

Als vor zwei Jahren das Debüt „Shrouded Devine" mir durch die Ohren huschte, durfte es noch einige Umdrehungen im Player und Hirn mitnehmen. Die melancholische Härte düsterer Melodien fand insgesamt großen Zuspruch, auch wenn man IN MOURNING ab und an etwas zu wenig Eigenständigkeit zusprach, da die Nähe zu OPETH und ähnlichem nicht zu überhören ist. Warum in den Jahren zuvor fünf Demos produziert wurden, die kaum in der großen weiten Welt aufgenommen wurden ist mir nicht bekannt, doch das sollte sich meines Erachtens nun endlich ändern.

Wenn der dunkle, steinerne Monolith auf dem Cover etwas mit Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey" zu tun hat, weiß ich auch nicht genau, was er bedeuten soll. Obwohl ich durchaus Parallelen zur Musik ziehen könnte, die mit Schwärze, Monolithisch-Sein und paralysierter Schwermut zusammenhängen.
Gleich zu Beginn bricht der harmonische Trübsinn über den Hörer herein, doch entdecken die Lauscher auch schon ein Novum. Tobias Netzell, der sich für die verschiedenen Vocals verantwortlich zeichnet, beginnt mit einem krächzigen Schreigesang, der sich im ersten Durchlauf merkwürdig, später aber auch traurig-aggressiv anhört, wie es eben zum Gesamtmotto der Truppe passen würde. Dazu gesellt sich der schon vom letzen Album bekannte klare Gesang, die harten Growls und Screams. In seiner Gesamtheit wird dieses Spektrum gut genutzt und ist in seinen Facetten immer erträglich und stimmig.
Sofern am Anfang noch klassisch gebolzt wird mit mittiger Tempo-Abschlaffung zur Erholung, wird es zu Beginn von Nummer Zwo „Debris" recht komplex. Da wird gesanglos geproggt, als ob Mikael Åkerfeld seine Finger im Spiel hätte. Dafür kommen dann aber bald wieder die typischen bekümmerten Harmonien der Lead-Gitarre zum Vorschein, die in ihrer trübsinnigen Klarheit über dem heftigen Growling liegen, was eine Atmosphäre erzeugt, auf dass man gleich gemütlich im Moor versinken will.

Da bis auf zwei von den acht Stücken alle die Sechs-Minuten-Marke übersteigen, muss etwas gegen Langatmigkeit getan werden – und das haben IN MOURNING wirklich hinbekommen. Immer wieder werden zwischen Blast- und Knüppel-Parts Abschnitte eingeschoben, die mal clean akustisch, mal nur schön vorwärts rockend ohne viel Brutalität genügend Abwechslung bieten. Außerdem kann ich persönlich sehr lange den ausgedehnten Melodiebögen lauschen, ohne ihnen überdrüssig zu werden, denn diese werden mit immer wieder veränderten Spielereien der Rhythmusfraktion unterlegt.
Nachdem „With You Came Silence" auch in einer solchen aufhört, rockt das folgende „Pale Eye Revelation" wieder flott durch den Schützengraben. Da geht es zeitweise nochmals deftig zur Sache, bevor man in das abschließende Opus startet, das an der Dreizehn-Minuten-Marke kratzt. „The Final Solution (Entering The Black Lodge)" könnte inhaltlich mit David Lynchs „Twin Peaks" in Zusammenhang stehen, aber da mir die Lyrics nicht vorliegen, ist auch dies nur Spekulation. Von der Stimmung her könnte es gut mit dem mystischen Ort zu tun haben, welcher unter anderem durch eine Art Raum-Zeit-Tor im Wald zu betreten ist. Dort begegnen einem düstere Merkwürdigkeiten seines eigenen Lebens und dazu soliert die Gitarre. Einsam während eines Gewitter-Regens wird in einem Zwischenspiel ausführlich traurig vor sich hin geklampft, womit die Liedlänge auch zu erklären ist. Hier hätte man vielleicht etwas abkürzen können, wobei es noch nicht dramatisch die Note herunterzieht.

Eine böse Brachialität wie es sie bei OPETH gibt wird verknüpft mit ausführlichen Lead-Melodien, die in ihrer Machart als Kombination mit dem Todesblei auch mit INSOMNIUM verglichen werden könnten. Ganz frei von akerfeldschen Einflüssen konnten sich die Jungs von IN MOURNING noch nicht machen. Doch ist das ja bei weitem nicht die schlechteste Quelle für Inspiration. Zu einem absoluten Spitzenalbum fehlt noch der Blitz, der einem durch den Schädel fährt, wenn man nur noch „Wow" denkt, aber alles in allem ist dies ein richtig gutes tödlich-trauriges Scheibchen geworden.

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