Heimataerde - Gottgleich

heimaterde-gottgleich

Stil (Spielzeit): EBM / Dark Electro mit Industrialparts (52:38)
Label/Vertrieb (VÖ): Golden Core / ZYX ( 01.06.12)
Bewertung: 3 / 10

Heimataerde Homepage

Ich war richtig gespannt auf HEIMATAERDE, das deutsche Projekt, das mir ein „Geflecht aus Musik, visueller Kunst, Design und Erzählung" verspricht. Sehr vielversprechende und sehr ansprechende Promo. Der Opener „Der Weg" ist eigentlich gar nicht schlecht, auch wenn er extrem an „Herr der Ringe" erinnert. Schwertgeklapper, Chorgesänge und dazu deutscher, gehauchter Sprechgesang. Es ist nicht das Gelbe vom Ei, hat aber trotzdem eine gewisse Anziehungskraft und hält mich am Ball.

Das Intro geht nahtlos über in arabisches Getrommel gepaart mit Synthieklängen, die dann, als es heftiger wird, aber irgendwie nicht mehr richtig miteinander harmonieren. Den Gesang kann ich nicht richtig einordnen, erinnert mich im besten Fall an die harten Momente von UMBRA ET IMAGO, ist allerdings Geschmackssache. Der Refrain kann mich leider noch weniger mitreißen: Disco meets Mittelalter-Thematik im Schlagertakt („Tief In Dir"). Das Fass ist jetzt schon zu groß im Vergleich zu dem, was dabei 'rumkommt. Und ich bin textlich und bezüglich Takt einiges gewohnt, wie zum Beispiel „Die Todgeweihten grüßen dich, nimm dein Schwert... und tanze den Tanz zum Tod"(DAS ICH), „Um dich nur Trug, freundlich lächelnd geschminkt..."(RELATIVES MENSCHSEIN) oder „Aufgestanden... Eingeschlafen" (GOETHES ERBEN).

Leider zieht sich das Niveau und die Art und Weise durch die ganze Platte. Einige Songs steigen stark ein („Diese Nacht", „Wacht auf" oder auch "Pilgerlied") und verlieren dann aber viel durch den Gesang. Ich bin verwundert über so wenig Drive und Ambition, dabei soll HEIMATAERDE doch ein so vielfältiges und ausschweifendes Projekt sein. Ich vermisse komplett den Zug und den Enthusiasmus hinter dem Projekt.

Bei den langsameren Stücken ist es noch schwieriger mit dem Gesang, dabei hat der Sänger den Vorteil der eigenen Sprache und trotzdem kommen bei mir nur weinerlicher Gesang und kaum Emotionen an. Lyrische Ergüsse sind das leider auch nicht. Das habe ich schon vielfach besser gehört und mir stellt sich die Frage: Welches Genre soll das sein, das hier so mühevoll geschaffen wurde und für das angeblich „herkömmliche Arbeitsweisen und flache Multimedialität nicht ausreicht"? Das soll kein Verriss zu „Gottgleich" werden, aber wer vorher auf dem Promozettel so einen Wind macht, der muss sich nicht wundern, wenn der Hörer das auch erwartet.

Eventuell muss man auch das Projekt von Anfang an verfolgt haben, um die Sinn dahinter zu verstehen. Das ändert allerdings nichts daran, dass mich der Gesang fast gar nicht und die Musik nur teilweise überzeugen kann. Auch die kleinen Erzählpassagen zwischen den Songs ("Outremer") hatte ich mir weitaus stimmungsvoller und bombastischer vorgestellt. Ein kleines Highlight ist der Song "Opfer", der konsequent in die stampfende Elektrokerbe haut und mit dem Refrain "Du bist mein Opfer..." ansatzweise packen kann.

ASP hat auch schon mit HEIMATAERDE zusammengearbeitet, und erstgenannte Band macht für mich schon einiges mehr richtig. Ich vermisse einen ganz wichtigen Punkt bei dem Projekt: Emotionen! Mein Geschmack wurde leider nicht getroffen, aber Fans von HEIMATAERDE werden sicher Spaß mit dem Werk haben.