Pure Reason Revolution - The Dark Third

Stil (Spielzeit): Progressive Rock (64:59)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut / SPV (16.02.07)
Bewertung: 6/10

Link:  http://www.purereasonrevolution.com

Wenn jemand die Visualisierungen vom Windows Media Player vertonen wollte, dann würde das Ergebnis vermutlich ungefähr so klingen wie PURE REASON REVOLUTION. Als Ganzes betrachtet bietet diese Formation zwei wesentliche Überraschungen, nämlich einmal den Gesang - aber dazu später ausführlich, das andere Überraschungsmoment wäre die erstaunliche Eingängigkeit des Ganzen.

Was diese Band progressiv macht, sind nicht etwa halsbrecherische Taktwechsel, es ist viel eher die psychedelische, schaurig-schöne Atmosphäre, die durch das ganze Album fließt. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass es nicht auch zu unerwarteten Ereignissen kommt. Gerade das mit zwölf Minuten stattliche "The Bright Ambassadors Of Morning" hat derer etliche zu bieten, es ist ein ständiges Wechselspiel von ruhig und heftig - und das teilweise so extrem, dass man ständig das Gefühl hat, gerade habe ein neuer Song begonnen.

Paradoxerweise sind dafür die eigentlichen Übergänge zu neuen Tracks völlig unkenntlich gemacht, die drei ersten Nummern etwa könnte man auch zu einer machen. Das ist angesichts der bezeichnenden Thematik Traum und Schlaf auf diesem Konzeptalbum sehr passend. Der Titel "The Dark Third" übrigens nimmt Bezug auf die Tatsache, dass wir ein Drittel unseres Lebens wortwörtlich verschlafen.

Nun aber zu dem, was PURE REASON REVOLUTION eine wohlklingende Extravaganz verleiht: dem Gesang. Erstmal, den Typus des Sängers gibt es hier gar nicht, diesen Part teilen sich die Bassistin Chloe Alper, Jon Courtney, der eigentlich Gitarrist ist, aber auch sonst so ziemlich alles macht, und zuletzt Greg Jong, den man ebenfalls als "eierlegende Wollmilchsau" bezeichnen kann.

Was diese Drei mit bis zu 40 (!) Spuren auf die Platte gezaubert haben, ist schwer zu beschreiben, aber definitiv kein Soundbrei. Mal singt man zusammen, mal abwechselnd in einer Art Frage-Antwort-Spiel, aber immer sehr harmonisch, eine regelrechte Euphonie. Jedenfalls ist es vor allem dem Gesang zu verdanken, dass man sich beim Zuhören nicht in einem Alptraum wiederzufinden meint, sondern eher an Blumenwiesen und blauen Himmel denkt. Schön entspannend für den Anfang, aber nach 40 Minuten erwische ich mich das erste Mal beim Blick auf die Uhr. Zwar wird die schöne Atmosphäre immer wieder anders verpackt, aber sie bleibt eben doch die gleiche. Es steht außerdem die Frage im Raum, wie die fünf Londoner ihre Traumwelten auf die Bühne hieven und umsetzten wollen - 37 Stimmen weniger dürften sich schon bemerkbar machen.

Fazit:
PURE REASON REVOLUTION schaffen es tatsächlich, Alice ins Wunderland zu entführen, wo es für sie viele schöne und seltsame Dinge zu entdecken gibt. Aber nach einer gewissen Zeit hat auch ein so neugieriges und aufgeschlossenes Mädchen die Nase etwas voll und sehnt sich nach einem richtig gefährlichen Abenteuer.