Flowing Tears - Razorbliss

Review


 

Wenn ein Album sich in den letzten Tagen einen Wolf in meinem Player gedreht hat, dann ist das „Razorbliss" (Century Media) der Saarbrücker Gothic-Metaller Flowing Tears. Es findet sich kein herausstechender Hit auf dem Werk, dafür wird man jedoch durchweg mit packenden Melodien, ungeahnter emotionaler Dichte und melancholisch-intensiven Songs bedacht. Im Vergleich zu den beiden ebenfalls hoch gelobten Vorgängern „Serpentine" (2002) und „Jade" (2000) fällt auf, wie sehr es gelungen ist, die Songs Hand in Hand gehen zu lassen. Diese Homogenität ist auf „Razorbliss" der Schlüssel zum untadeligen Gesamteindruck: Du hörst das Album ein Mal, bist überrascht und fasziniert, ohne direkt zu wissen, wovon. Du nimmst Deine Kopfhörer, schließt die Augen, hörst es ein zweites, drittes, viertes Mal - und Dir erschließt sich die Macht 12 eingängiger Kompositionen, die Genrefallen wie aufgesetzten Kitsch oder unfreiwillige Possenhaftigkeit einfach umschiffen und Dich in dunkel gefärbten Soundlandschaften versinken lassen. Dabei mangelt es nicht an Härte: Trotz obligatorischer Keyboards und elektronischer Klangeffekte, zarten Einschüben und zerbrechlich wirkender Passagen braten die Gitarrenriffs und knallt das Schlagzeug, die glasklare Produktion von Waldemar Sorychta tut dazu ihr übriges.
Am Gesang scheiden sich oft die Geister, doch auch hier: Neuzugang Helen Vogt hätte ihr Debüt nicht besser gestalten können. Ihr dunkles, sanftes Timbre gleicht dem ihrer Vorgängerin Stefanie Duchêne, von der man bereits Bestes gewohnt war. Helen klingt noch eine Spur gefälliger, kräftiger und dynamischer; doch vielleicht wird dieser Eindruck auch durch die vormals in dieser Weise nicht gekannte Progressivität und Dynamik der Songs erreicht.
Was soll ich noch viele Worte machen: „Razorbliss" besitzt wunderbare Songs, von deren Kraft kein Flowing Tears-Fan unbeeindruckt bleiben wird. Danke für dieses Album!

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