Meat Shits - Gorenography

Meat Shits

Stil (Spielzeit): Grindcore (33:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Moribund Records (2002)
Bewertung: 1 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/meatshitsofficial

Hmmm... Wie rezensiert man eine Musik-CD, welche so gut wie keine Musik enthält?? Nein, dies soll nicht auf eine Grundsatzdiskussion im Sinne von „ist Grindcore Musik oder einfach nur Lärm?“ abzielen... Ich denke, in der Hinsicht sind wir uns alle einig – Lärm! Und das ist auch gut so.

Jedoch eben gerade diesen Lärmanteil vermisse ich auf der vorliegenden Ansammlung von Tracks, die es nicht auf ein „richtiges“ Album geschafft haben, doch schmerzlich. Die Fleischkots um Robert Deathrage sind zwar nicht unbedingt für außergewöhnlich komplexe und bahnbrechend innovative Songstrukturen bekannt, doch dass ihr Schrammelgrind zumindest für ein unkontrolliertes Abgehen im Vollsuff absolut ausreichend sein kann, haben sie mit vorangegangenen Releases wie „Violence against feminist cunts“ bereits bewiesen. Auf diesem halbstündigen Tonträgerchen hat man auf störende musikalische Unterbrechungen zwischen den ganzen Horror- und Pornofilm-Ausschnitten jedoch weitestgehend verzichtet...

Ich hab ja weiß Gott nichts gegen ein passendes Horrorfilm-Intro à la Mortician einzuwenden, wenn darauf dann auch ein Song folgt. Bleibt es jedoch bei diesem Ausschnitt, abgerundet durch einen zweisekündigen Grindanfall, dann ist das schlicht und ergreifend zu unausgewogen. Und da das Verhältnis von Filmsamples zu Musik auf dieser Scheibe so gegen zehn zu eins tendieren dürfte, halte ich es für angebracht, näher auf die Samples einzugehen und die Musik erst einmal außer Acht zu lassen.

Echte Kenner der Low-Budget-Splatter- und Hardcore-Porno-Szene mögen sich vielleicht an den sicherlich mit Bedacht ausgewählten Ausschnitten erfreuen, doch für alle anderen wirken die Gewalthörproben leider etwas aus dem Geschehen gerissen und überzeugen dadurch auch nur mäßig. Wirklich stimmungsvoll jedenfalls ist die Scheibe hierdurch nicht geworden. Dafür lässt sich auch einfach zu wenig Zusammenhang zwischen den einzelnen Szenen ausmachen. Es hat vielmehr den Anschein, als hätte man hier einen Abend lang seine Lieblingsfilme durchgesehen und ein kleines Folter/Sex-Best-Of zusammengestellt. Wenn es denn überhaupt sogenannte Lieblingsfilme waren und nicht bloß das, was das aktuelle Fernsehprogramm gerade so hergab... Auf alle Fälle nervt’s gewaltig!

Es verwundert schon ein wenig, dass neben Mastermind Deathrage hier ganze neun Sessionmusiker angegeben werden, denn das bisschen Musik hätte er auch alleine einspielen können – das hätte so gut wie jeder. Wenn ein Song mal länger als zwei Sekunden dauert und der Text aus mehr als einem zweisilbigen Wort besteht, dann wird hier nie mehr als knapp unterdurchschnittliche Kost abgeliefert.

Nun gut, die Aufnahmen sind allesamt 1992/93 entstanden, beim Releasedatum also bereits zehn Jahre alt gewesen, und für diese Ära sticht der teilweise elektronisch gepimpte und manchmal deathlastige Grind nicht unbedingt besonders negativ hervor. Der Sound ist halt für damalige Verhältnisse typisch leise und matschig, größtenteils sind einzelne Instrumente nicht definierbar. Der Drumcomputer, welcher gerade auf den etwas „längeren“ Tracks eingesetzt wird, wirkt lieblos und ohne jegliche Kreativität programmiert. Die Vocals wurden nur selten mit Effekten belegt und wenn, dann nicht erwähnenswert. Meistens growlt Mr. Deathrage einfach so tief er kann ins Mikro. An dieser Stelle muss man zumindest zugeben, dass es durchaus schlechtere Deathmetal-Vokalisten gibt...

Doch macht es wirklich Sinn, solch hörbar alte Aufnahmen derartig gestreckt auf einer CD zu veröffentlichen, welche mit keinerlei sonstigem Kaufanreiz aufwartet, wie z.B. einem Booklet mit mehr als zwei Seiten, einem versteckten Bonussong oder gar einer Tracklist?? Ja, selbst auf diese hat man verzichtet, was allerdings nicht sonderlich schmerzlich ins Gewicht fällt.

Ich kann diese Scheibe wirklich nur echten Fans empfehlen, die meinen, alles, was die homophoben Amerikaner jemals fabriziert haben, sammeln zu müssen. Allen anderen sei dringend davon abgeraten. Einen Stern für die gewisse Einzigartigkeit...