Parricide - Just Five

Parricide

Stil (Spielzeit): Grindcore (31:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Mad Lion Records (11.11.11)
Bewertung: 7 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/parricide-pl

Das Beste zum Schluss... Hat man sich erst einmal eine knappe halbe Stunde lang von den fünf polnischen Sickos gehörig den Arsch versohlen lassen, kommt am Ende dieser kleinen Gewaltorgie auch prompt die Belohnung für das tapfere Durchhaltevermögen von Sitzfleisch, Gehörgang und Nackenmuskulatur in Form von einer schlichtweg genialen Coverversion, die mit ihrer albern-beschwingten Ausgelassenheit den geneigten Hörer jede vorangegangene Tortur vergessen lässt. Eine Grindhorde, die die BLOODHOUND GANG covert, hat bei mir auf alle Fälle schon mal prinzipiell einen mächtig dicken Stein im Brett und wenn dies dann auch noch so gut gelingt wie im Falle des genialen Ohrwurms „Foxtrot Uniform Charlie Kilo“, welchen PARRICIDE für ihren aktuellen Longplayer ordentlich abgeschliffen haben, dann ist ein Verriss dieser Schlachtplatte von meiner Seite aus absolut ausgeschlossen. Da können die anderen vierzehn Titel von mir aus gerne so minderwertig und belanglos daherkommen, wie sie wollen. Scheißegal. Diese Jungs haben die BLOODHOUND GANG gecovert und gut ist...

Doch das Beste an der ganzen Geschichte ist ja, dass besagte Vorgängertracks gar nicht so minderwertig und belanglos sein wollen, wie sie könnten, wenn sie wollten. Nein, die soliden Knüppeleien, welche uns von den fünf Polen hier serviert werden, kann man sich durchaus gut auf Zunge, Trommelfell und Hinterteil zergehen lassen und die überwiegend angenehm rhythmischen Schläge wird dem brutalen Quintett wohl kaum ein echter Grindfreak wirklich übel nehmen. Ganz im Gegenteil. Wie der devote Kunde einer sogenannten Domina erhält auch der hartgesottene Headbanger hier genau die Art von Peinigung, nach der er gesucht hat. Nicht mehr. Nicht weniger. Man muss nur eine gewisse Vorliebe für die alte Grindschule mitbringen und sollte sich und seine Peiniger nicht allzu ernst nehmen, dann wird man hier definitiv fündig. Wer nach bahnbrechenden Innovationen, ernsthafter Gesellschaftskritik oder stumpfer Gewaltverherrlichung sucht, der geht halt lieber in die Studios ANAAL NATHRAKH, TERRORIZER oder INHUME. Wer hingegen schon immer gerne die Jungs von CLITEATER oder vergleichbar augenzwinkernden Grindkapellen auf sich einschlagen ließ, der wird von den fünf bisher eher unbekannten, obwohl schon seit 1992 aktiven Elternmördern begeistert sein...

Denn die fünfzehn Songs auf deren neuestem Output ergeben insgesamt ein absolut rundes Gesamtbild. Angefangen beim obligatorischen Blödelintro, welches mich persönlich ebenso wenig fasziniert wie überrascht, erstreckt sich die Zuverlässigkeit und das solide Niveau von PARRICIDE über die abwechslungsreiche Saitenarbeit und das ausgewogene Wechselspiel zwischen schnellen Knüppeleien und rhythmischen Grooves bis hin zur angemessen rauen Produktion. Es klingt alles ein wenig ungeschliffen, fast schon altbacken, und die allgemeine Attitüde geht ein wenig in Richtung Rock’n’Roll, doch das ist natürlich nicht unbedingt negativ aufzufassen. Als sehr erfrischend empfinde ich den ungewöhnlich ausgeprägten Einsatz der sogenannten Kuhglocke bei der Gestaltung der zwar leicht matschigen, aber interessanten Trommeleien und die vereinzelt eingestreuten melodischen Gitarrenausflüge. Zudem wurde das ganze Geballer selbstverständlich noch durch etliche Sprachsamples und etwas weniger selbstverständlich auch durch einige kleinere songwriterische Überraschungen aufgelockert, ohne dabei zu abgedreht oder gar albern zu wirken. Wie bereits erwähnt ist das Gesamtbild rund...

Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten aus dem Hause PARRICIDE. Der Vokalist beschränkt sich auf tiefes und etwas druckloses Grunzen, welches in seiner Monotonie nicht weiter auffällt und gelegentlich durch heiseres Geröhre abgelöst wird. Der Kopfnickerfaktor ist angemessen hoch und die Songstrukturen sind leicht zugänglich. Richtig originell ist das Ganze sicher nicht, aber das nimmt man den spürbar frohgemuten Polen auch nicht weiter krumm. Mit „Just Five“ hat man auf alle Fälle nichts falsch gemacht. Vielleicht sollte man sich jetzt einmal den zahlreichen älteren Werken dieser Band zuwenden. Es könnte sich lohnen...