Open City - s.t.

Open City - s.t.
    Hardcore / Punk / Posthardcore

    Label: End Hit Records
    VÖ: 10.03.17
    Bewertung:7/10

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Wenn sich Leute treffen, die alle ihre Erfahrungen in anderen Bands gemacht und dabei streckenweise sogar schon einiges erreicht haben, dann zusammen ein neues Projekt starten, könnte man eine abgeklärte, hit-orientierte ruhige Kugel vermuten. Schließlich muss man niemandem mehr etwas beweisen. Als sich aber Dan Yemin (Paint It Black, Lifetime, Kid Dynamite), Andy Nelson (Ceremony, Paint It Black), Rachel Wilson (Bridge & Tunnel, Worriers) und Chris Wilson (Ted Leo & The Pharmacists) vor ca. zwei Jahren zusammengetan haben, ging es um etwas anderes. Und daher klingen OPEN CITY nach allem, aber nicht nach ruhiger Kugel, laid-back oder hit-orientiert. Denn das selbstbetitelte Debüt ist verdammt aufgekratzt und spröde.

Natürlich denkt man schnell an PAINT IT BLACK oder CEREMONY bei den schnellen Parts. Aber da ist noch einiges mehr drin. So höre ich alte HOT WATER MUSIC und vor allem auch FUGAZI heraus. Denn neben den schnellen, unbequemen Brechern gehen OPEN CITY immer wieder in getragenes Midtempo und klingen dabei gerne mal etwas spröde und verraucht. Und genau dann kommt eben dieser FUGAZI-Groove heraus, der ein wenig in die heutige Zeit transportiert wurde.

Was die Platte allerdings schwierig macht, ist der Gesang von Sängerin Rachel. Zum absoluten Großteil bellt und schreit sie ihre Vocals ins Mikro und setzt dabei eine ganze Menge Energie frei. Allerdings scheint sie in manchen Parts nicht wirklich allzu sehr auf die Instrumente zu achten, sondern eher der Energie des Songs zu folgen. Das führt zwar manchmal zu kreischenden Highlights – manchmal fragt man sich auch, für welchen Song sie die jeweiligen Vocals eigentlich eingesungen hat. In den Parts, in denen sie singt, erinnert sie mich auch etwas an PRETTY GIRLS MAKE GRAVES – aber das hält meist nicht lange vor.

Schnelle Hits bieten OPEN CITY hier nicht. Die Songs gehen gerne mal kreuz und quer und haben viele nicht zwingend zu erwartende Wendungen, die durch den streckenweise abgedrehten Gesang nicht unbedingt zusammengehalten werden. Aber die Energie, die hier durch die Boxen gejagt wird, ist ziemlich beeindruckend. Außerdem überraschen sie mit ihren leichten Disharmonien und Grooves immer und immer wieder und bleiben damit spannend – nur eben nicht so schnell zugänglich. Dennoch komme ich hier noch auf sieben Punkte.