Thursday - A City By The Light Divided


Review

Stil (Spielzeit): Screamo (46:02)

Label/Vertrieb (VÖ): Island / Universal (09.05.06)

Bewertung: 6,5/10

Link: http://www6.thursday.net/thursday/
http://www.myspace.com/thursday

THURSDAY vorzustellen wir in den meisten Fällen wohl unnötig sein, denn die Band aus New Jersey gehört eindeutig zu den Vorreitern in Sachen Screamo. Und nach ihrem Debüt  1999 legten sie mit „Full Collapse" (2001) und „War All The Time" (2003) zwei Meilensteine hin, die auch heute noch als Referenzgrößen des Genres zählen. Und jetzt im Jahr 2006, in dem so viele ihrer Kollegen versuchen sich neu zu finden, bringt auch diese Ausnahmeband ein neues Lebenszeichen unter die Menschen.

Vorweg: Vom Songwriting her hat sich nicht allzu viel im Hause THURSDAY geändert. Im Gegensatz zu FROM FIRST TO LAST, MATCHBOOK ROMANCE oder THRICE wurde hier nicht der Stil umgekrempelt, denn THURSDAY spielen nach wie vor Screamo, der viel Wert auf die Spannung zwischen laut und leise legt und sehr viel mit cleanen Akkordzerlegungen und „Geklimper" arbeitet, um dann die brachiale Keule rauszuholen.
Mittendrin:Aber trotzdem ist hier etwas anders als bei den alten Platten. Die Änderungen haben sich eher in kleineren Details manifestiert. Zuerst fällt mir da der Sound auf. Er klingt „dünner", „höher", „technischer". Und ehrlich gesagt treffen sie damit nicht wirklich meinen Geschmack. Dabei hatte „War All The Time" doch einen klasse Sound! Aber eventuell liegt die Neuorientierung auch daran, dass nun ein Keyboard relativ stark in den Bandsound aufgenommen wurde. Ob nun als explizite Klavierstimme oder nur als Sound im Hintergrund (siehe „Arc", ein kleines Interlude, welches sich zweieinhalb Minuten lang um eine Keyboardmelodie dreht). Und bei Songs wie „Running From The Rain" darf man sogar ruhigen Gewissens mal einen Augenblick an U2 denken. U2? Ja genau! Ich hab' mich ja auch gewundert. Wenn man will, kann man auch „poppig" dazu sagen, oder man spricht davon, dass sich die Band einfach an anderen Sachen orientiert, anstatt nur im eigenen Revier zu wildern.
Im Gegensatz zu den alten Alben will sich hier auch kein wirklicher Hit in meinen Ohren festsetzen. Ich finde hier einfach kein „War All The Time", „Division Street", „Paris In Flames" oder „Cross Out The Eyes" oder Ähnliches. Ich will damit gar nicht sagen, dass dieses Album schlecht ist - weit gefehlt. Aber eine Band wie THURSDAY misst man ja auch nicht an den gleichen Maßstäben wie Screamoband XY. Wirklich klasse sind die Amis, wenn sie einen Song, den man eigentlich bereits für beendet vermutet hat, noch mal von hinten aufrollen und in einem gewaltigem Finale enden lassen, wie bei „The Other Side Of The Crash/Over And Out" oder „Sugar In The Sacrament". Da zeigen sie Zähne und den meisten Kollegen mal, wo der Hammer hängt. Gut, zwischendurch gibt es immer wieder richtig gute Melodien oder Parts („The Lovesong Writer") bei denen THURSDAY ihre Klasse und ihre Bandbreite zeigen, aber insgesamt plätschern zu viele andere Parts etwas zu sehr an mir vorbei. Nicht langweilig - aber eben auch nicht mehr so „unter die Haut", wie es auf den Vorgängeralben der Fall war. Auch singt Geoff Rickly nicht mehr so herzergreifend schief wie in der Vergangenheit. Und obwohl ich mir das früher durchaus mal so gewünscht habe, wird mir spätestens jetzt klar, dass dies einfach zum Charme der Band dazugehört. Und diese Kante ist jetzt einfach ein wenig glatter.

Fazit:THURSDAY haben nichts falsch gemacht, aber in meinen Ohren auch nicht ganz so viel richtig, wie sie es uns früher vorgemacht haben. Der Sound ist etwas anders und einige Kanten abgeschliffen - werden THURSDAY jetzt also erwachsen? „A City By The Lights Divided" ist eher ein Album für Winterabende und Rotwein denn für die alternative Disco geworden. Mal sehen, in welche Richtung sie von jetzt ab gehen werden.