Avantasia - Angel Of Babylon Tipp



Stil (Spielzeit): Power Metal (58:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (03.04.10)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.tobiassammet.com
Man kann sich berechtigt die Frage stellen, weshalb es nicht ein einziges Review für beide Scheiben gibt. Schließlich erscheinen die neuen AVANTASIA-CDs zeitgleich und sind die Teile zwei und drei der "Scarecrow"-Story. Allerdings handelt es sich bei allen Ähnlichkeiten um zwei eigenständige Scheiben und nicht um ein Doppelalbum, und deshalb halte ich zwei ausführliche Reviews für gerechtfertigt.

Ähnlich wie "The Wicked Symphony" startet auch "Angel Of Babylon" mit einem über neun Minuten langen Opener, der allerdings ein wenig progressiver klingt als sein Schwestersong. "Stargazers" knüpft ohne Umschweife dort an, wo "The Wicked Symphony " aufgehört hat, und präsentiert erneut mehrere der Gastsänger in einem Song. Der Refrain besitzt die Sammet-eigene Ohrwurmqualität und macht durch den Gesang von Michael Kiske besonders viel Spaß. Ohne diesen grandiosen Vokalisten wäre die Metalwelt um einiges ärmer, denn auch mehr als 20 Jahre nach seinen größten Erfolgen mit HELLOWEEN klingt Kiske unverwechselbar brillant. Besonders interessant ist auch der emotionale, eindringliche Abschluss des Songs. Der Titeltrack bietet dann das altbewährte und immer wieder tolle Duett (oder Duell?) zwischen Sammet und Lande und zählt mit seinen feinen Melodien und dem Keyboard-Solo von Jens Johansson zu einer der besten "Angel Of Babylon"-Nummern. "Death Is Just A Feeling" ist ein wahres Meisterwerk, in dem Jon Oliva, der die Reinkarnation des Toy Masters (Alice Cooper auf "The Scarecrow") darstellt, seine nach wie vor überragenden stimmlichen Fähigkeiten und sein Talent, alleine durch seinen Gesang Geschichten zu erzählen, unter Beweis stellt.

"Down In The Dark" steht in bester AVANTASIA-Tradition und macht mit seinem hörenswerten Refrain besonders viel Spaß. Mit "Blowing Out The Flame" hält die einzige reinrassige Ballade der beiden parallel erscheinenden AVANTASIA-Alben Einzug in die Gehörgänge. Auch, wenn der Song es nicht ganz mit "What Kind Of Love" von "The Scarecrow" aufnehmen kann, ist "Blowing Out The Flame" (ganz ohne Gastsänger) ein wunderschöner Song, mit dem Tobi Sammet seine Fähigkeiten als sehr variabler Songwriter unterstreicht. Das düstere "Symphony Of Life" ist die einzige Nummer, in der der Mastermind nicht am Gesang, sondern nur am Bass zu hören ist. Die Vocals übernimmt die Sängerin Cloudy Yang, die ihre Aufgabe in dem von Sascha Paeth geschriebenen, an LULLACRY erinnernden Song verdammt gut macht. "Promised Land" ist bereits von der "Lost In Space"-Single bekannt und ein absoluter Höhepunkt von "Angel Of Babylon". Der einzige Unterschied zu der vorher veröffentlichten Version scheint der Gesang zu sein, den sich Sammet und Lande teilen (auf der ursprünglichen Version war noch Michael Kiske zu hören, weshalb die Nummer noch einen Tick besser war). Mit "Journey To Arcadia" geht "Angel Of Babylon" in bombastischer Pracht zu Ende und hinterlässt zusammen bleibenden Eindruck.

Wo so viel Licht ist, muss doch auch etwas Schatten fallen. Stimmt, im Gegensatz zu "The Wicked Symphony" sind auf "Angel Of Babylon" auch zwei, drei nicht ganz so zwingende, nichtsdestotrotz aber immer noch gute Songs zu finden. Außerdem vermisse ich die fantastische Amanda Somerville, woraus man dem guten Herrn Sammet aber keinen Vorwurf machen kann, denn die Riege der Gastmusiker und -sänger liest sich auch in dieser Form absolut beeindruckend. Das war dann allerdings auch schon alles, denn Sammet ist scheinbar gar nicht in der Lage, etwas auch nur annähernd Schlechtes zu veröffentlichen.

Unbedingt zu empfehlen ist die Limited Edition, die neben beiden CDs auch ein kleines Büchlein mit Interviews und Fotos sowie einen Downloadcode für exklusive Bonustracks enthält. Sehr gut gelungen sind auch die Cover der beiden Alben.
Sowohl im Gesamtpaket als auch einzeln sind beide AVANTASIA-CDs uneingeschränkt zu empfehlen, auch wenn "The Wicked Symphony" ein kleines bisschen grandioser ist.