Judas Priest - Nostradamus (Doppel-CD)




Stil (Spielzeit): Heavy Metal mit operesken Elementen (102:50)

Label/Vertrieb (VÖ): Sony BMG (13.06.08)

Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.judaspriest.com

Jetzt ist es endlich raus, und das Warten hat ein Ende. JUDAS PRIEST haben mit „Nostradamus“ den lange erwarteten Nachfolger von „Angel Of Retribution“ veröffentlicht, und bereits im Vorfeld wurde das Album ziemlich kontrovers diskutiert, als bekannt wurde, dass es a) ein Konzeptalbum und b) ziemlich episch und operesk ausfallen würde, was in beiden Fällen für die Band, die mit Alben wie „British Steel“ (1980), „Screaming For Vengeance“ (1981), „Turbo“ (1986) und vor allem „Painkiller“ (1990) den Heavy Metal salonfähig machten, ziemlich untypisch ist. 
Und um es vorweg zu nehmen: JUDAS PRIEST 2008 sind nicht mehr unbedingt die JUDAS PRIEST, die man mit den oben aufgeführten Alben in Verbindung bringt. Aber, und auch das nehme ich vorweg, sie sind keineswegs schlechter. Es ist langsamer, ruhiger und epischer, teilweise düsterer, aber trotzdem unverkennbar JUDAS PRIEST, denn Rob Halford singt zwar wesentlich vielseitiger als jemals zuvor, was man vor allem bei „War“, „Exiled“ oder „Pestilence & Plague“ hören kann, bei denen er mir mehrmals eine Gänsehaut auf den Arm sang, ist aber immer noch typisch Priest.  
Die unverkennbaren Gitarrenriffs von Glenn Tipton und K.K. Downing ziehen sich ebenfalls durch den Großteil der Songs, sind allerdings nicht mehr so dominant, wie sie es auf früheren Alben vielleicht waren, und begleiten die Songs oftmals eher im Hintergrund.

Die Geschichte dieses Konzeptalbums handelt von dem französischen Apotheker und Wahrsager Michel De Nostradame (1503 bis 1566), um den sich viele Mythen ranken, da er angeblich viele historische Katastrophen, die sich nach seinem Ableben ereigneten, indirekt vorher gesagt haben soll.
Auf Grund dieser Thematik werden sich die Hauptsongwriter von JUDAS PRIEST auch zu allererst Gedanken gemacht haben, wie man dieses Thema am besten musikalisch verpacken kann, und haben mit dem düsteren und epischen Grundsound der meisten Songs genau die richtige Wahl getroffen. Wenn „Nostradamus“ kein Konzeptalbum geworden wäre, wäre ich wahrscheinlich auch eher enttäuscht gewesen. So haben JUDAS PRIEST die Geschichte, die sie erzählen, genau in das passende Soundgewand gepackt, ohne ihre eigenen Trademarks ganz fallen zu lassen. 

Auf der ersten CD, die sich damit befasst, wie Michel De Nostradame mit dem Verfassen seiner Vorhersagen und Prophezeiungen beginnt („Prophecy“ und „Revelation“), seine Zeit als Arzt beschreibt, während die Pest Europa fast ausrottete („Pestilence & Plague“), seine Gefühle nach dem Tod seiner Frau beschreibt („Lost Love“), bis hin zur Inquisition, die auch ihn verfolgte („Persecution“), bauen JUDAS PRIEST verstärkt auf klassischen Elemente, die immer wieder perfekt die Stimmung der einzelnen Songs und das Thema unterstreicht. 
Die zweite CD beschreibt seine Wanderungen („Exiled“ und „Alone), bei denen er immer häufiger mit dem Okkulten in Berührung kam, mit dem er sich dann ebenfalls verstärkt beschäftigte („Visions“), die Hochzeit mit seiner zweiten Frau („New Beginnings“), sowie seiner wohl größten Anerkennung, nämlich der Aufnahme an den königlichen Hof Heinrich des II. („Nostradamus“). Den Abschluss dieses Themas, wie könnte es anders sein, ist dem Tod dieses umstrittenen Menschen gewidmet („Future Of Mankind“), der auch heute noch viele Anhänger, aber auch um ein Vielfaches mehr Zweifler und Kritiker hat. 
Im zweiten Akt sind die Gitarren wesentlich mehr im Vordergrund, und mit den JUDAS PRIEST typischen Hymnen „Nostradamus“ und „Future Of Mankind“ zwei der absoluten Highlights der Scheibe vertreten. 
Es ist wirklich schwer, einzelne Songs als Anspieltipps zu geben, da dieses Album wirklich erst als Ganzes richtig wirkt, aber mit „War“, „Prophecy“, „Revelation“ und den beiden oben genannten Songs ist man schon gut bedient. 

Fazit: Wer einen „Painkiller“ – Nachfolger, oder zumindest ein Album in diese Richtung erwartet hat, wird mit "Nostradamus" zuerst mit Sicherheit seine Probleme haben, da JUDAS PRIEST zu viele untypische Elemente in ihren Sound eingebaut haben, die man vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte, die aber zum Konzept der Scheibe perfekt passen. 
JUDAS PRIEST gehen mit „Nostradamus“ ein ziemliches Risiko ein, denn es wird die Fangemeinde 100%ig spalten, soviel ist sicher.  „Nostradamus“ ist unverkennbar JUDAS PRIEST, aber auf einem ungewohnten Level. Mich haben die Briten von Durchlauf zu Durchlauf mehr überzeugt und es geschafft, mich immer tiefer in die Geschichte um Michel De Nostradame hinein zu ziehen. Und egal, was die meisten Rezensionen eventuell hergeben werden, für mich ist  „Nostradamus“ ein geiles Album geworden. 

„Nostradamus“ wird als Doppel-Jewel-Case CD, als umfangreiches DIN-A5-Digibook und als Special Collectors Box mit drei Vinyl-LPs, der Doppel-CD, einem 48seitigen Buch sowie einem Poster erscheinen.