Triosphere - The Heart Of The Matter Tipp

Triosphere - The Heart Of The Matter
    Melodic Power (Progressive) Metal

    Label: AFM Records
    VÖ: 07.11.2014
    Bewertung:10/10

    TRIOSPHERE HOMEPAGE


TRIOSPHERE wurden im Jahr 2004 von Sängerin / Bassistin Ida Haukland und Gitarrist Marius Silver gegründet. Nachdem die Band 2006 ihr vielbeachtetes Debüt Album „Onwards" veröffentlicht hat, wurde sehr eifrig getourt, was vielleicht ein Grund dafür war, dass es bis zum nächsten Album „The Road Less Travelled" (2010) ganze vier Jahre dauerte.
 
Mit „The Road Less Travelled" machten die Norweger einen gewaltigen Schritt nach vorne. Die Songs waren noch detaillierter ausgearbeitet, die Melodien trotz der Geschwindigkeit und der Härte noch eingängiger. Auch an diese Veröffentlichung schlossen sich Touren u.a. mit W.A.S.P, KAMELOT, CRIMSON GLORY, SONATA ARCTICA und JORN an. Jetzt sind erneut vier Jahre vergangen und Ida Haukland (die zwischenzeitlich auch auf Samuel Arkans EPYSODE Projekt mitwirkte), Marius Silver, T.O. Byberg (guitars) und Orjan Jorgensen (drums) schlagen mit „The Heart Of The Matter" erneut zu.

Triosphere Bandlogo
Nach einem verträumten, kurzen Intro gibt es mit „My Fortress" direkt das volle Brett. Fettes Riffing, tolle Tempiwechsel, so wie man es von TRIOSPHERE kennt. Auch wenn die Band als Einheit funktioniert, thront über allem doch die rauchige Stimme von Ida, die nicht nur die Melodielinien führt, sondern durch den variablen Einsatz ihrer Stimme den Songs auch unglaubliche Dynamik verleiht. Zum Niederknien ist auch das geniale Solo von Marius. Der kurze Einsatz von Streichern kurz vor Ende des Songs, den man eigentlich kaum war nimmt, ist so ein kleines Detail, für das die Band bekannt ist und die man manchmal auch erst beim vierten oder fünften Durchlauf richtig registriert. Besser hätten die Norweger nicht in das Album einsteigen können.

„Steal Away The Light" geht in dieselbe Richtung, die Melodie frisst sich ein und Marius spielt sich beim Solo fast in einen Rausch. „The Sentinel" beginnt mit einem schwermütigen Streicher-Intro, bevor der Song fast stakkatomäßig Fahrt aufnimmt. Der Sound der Scheibe ist wuchtig und sehr akzentuiert, und man hört, dass mit Jens Bogren (u.a OPETH, PARADISE LOST, AMON AMARTH) ein absoluter Könner an den Reglern gesessen hat.

Triosphere Bandfoto 1„Breathless" ist für mich dann erneut ein Beispiel, wie intelligentes und abwechslungsreiches Songwriting klingen kann. Das Spielen mit mehreren Stimmungen und Geschwindigkeiten in einem Song ist schon auf den beiden Vorgängeralben ein Trademark der Band gewesen, und diese Fähigkeit haben sie nochmal verfeinert. Normalerweise sollte man meinen, dass den Hörer so eine Mischung vielleicht auch überfordern könnte, aber die Songs klingen alles andere als überladen, sondern einfach intelligent arrangiert. Im Soloteil holt Marius die gefühlvolle Blueskelle raus. Sehr geil.

„Departure" ist auch für TRIOSPHERE-Verhältnisse etwas mit gebremstem Schaum gespielt, hat aber sehr schöne Lyrics. Wie schon bei „The Road Less Travelled" lassen TRIOSPHERE viele Interpretationsmöglichkeiten ihrer Lyrics zu und versuchen nicht unbedingt, eine in Stein gemeißelte Message rüber zu bringen. „The Heart's Dominion" ist dann purer Metal und im Vergleich zum Rest des Albums ein auf das Minimum reduzierter Song, der aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ordentlich zündet. Mir gefällt hier besonders die Melodieführung des Gesangs, der zwischendurch immer mal durch Chöre untermalt wird.

Der nächste Song „As I Call" klingt dann schon fast nach Mainstream. TRIOSPHERE weichen hier etwas von ihrer Linie ab und man hört viele traditionelle Melodic Metal Elemente. Der Song ist gut, klingt aber nicht ganz so wuchtig wie der Rest des Albums. Dafür gibt es bei „Relentless" dann aber wieder das volle Brett. Pfeilschnell jagen Marius und T.O. hier mit ihrem Riffing durch den Song und Orjan tritt ein Doublebassgewitter nach dem anderen aus den Kesseln. Vor allem der Refrain frisst sich in die Gehörgänge ein und beim Solo bleibt einem mal wieder der Mund offen stehen. Das ist wirklich ganz großes Kino was Marius und T.O. hier abliefern.

Bei „The Sphere" werden dann die progressiven Elemente höher gehalten als bisher. Bisher klangen sie zwar immer mal durch, aber hier sind sie Programm. „Remedy" ist für mich der einzige Song, der etwas abfällt, weil mir hier etwas die Ecken und Kanten und die Roughness fehlen. Dafür ist das Gitarrensolo mal wieder ein Kinnladenöffner, was den Song dann doch wieder rausreißt.

Die Ecken und Kanten sind aber dann bei „Storyteller" wieder vorhanden – neben „The Spehere" der Song mit den meisten progressiven Klängen. Dem Track wird immer wieder durch gut platzierte Tempiwechsel eine ganz fette Dynamik verliehen, die einen trotz des insgesamt nicht ganz so schnellen Speeds aufrüttelt. Das Solo ist dann mal wieder fast ein eigener Song im Song.

Und wem die Ballade „Fantasmagoria" vom EPYSODE Album gefallen hat, die Ida zusammen mit Tom Englund von EVERGREY gesungen hat, der wird bei „Virgin Ground" quasi zerschmelzen. Es ist kaum zu glauben, wie genial Ida mittlerweile ihre Stimme der jeweiligen Stimmung des Songs anpassen kann. Klang sie vorher noch raubeinig und roh, schmeichelt sich hier ihr Gesang förmlich in die Gehörgänge.
Leider ist mit dieser sanften Ballade schon Schluß. Was soll's, wozu gibt es den Repeat Button?

Fazit: TRIOSPHERE haben mit „The Heart Of The Matter" erneut ein Album erschaffen, dem man sich kaum entziehen kann. Die Mischung aus Power- und Progressiv Metal, dem rauen, druckvollen Gesang von Ida, den wirklich tollen Lyrics wurde noch einmal verfeinert. Die atemberaubenden Soli der beiden Saitenhexer Marius und T.O. setzen dem ganzen Konstrukt dann noch die Krone auf.
Kaum zu glauben, aber TRIOSPHERE haben es geschafft, auf „The Road Less Travelled" nochmal einen draufzusetzen. Wenn ich auf so ein Hammeralbum immer vier Jahre warten muss, dann gerne. Thumbs up!