Running Wild - Rapid Foray Tipp

Running Wild - Rapid Foray
2009 trug Rolf Kasparek RUNNING Wild auf dem Wacken Open Air zu Grabe, nur zwei Jahre später ließ er seine Band - immerhin ein echtes Urgestein der deutschen Heavy Metal-Szene - wieder auferstehen. 2012 erschien mit "Shadowmaker" das erste Album nach der Kurz-Trennung, 2013 folgte "Resilient". Nun kommt mit "Rapid Foray" ein neues Werk, das den Kritikern über kurz oder lag den Wind aus den Segeln nehmen wird.

Die lange Zeit zwischen zwei Studioalben ist für jemanden wie Kasparek ungewöhnlich und war durchaus nicht gewollt: Der Bandleader zog sich 2014 eine gebrochene Schulter zu, die die Veröffentlichung von "Rapid Foray" um mehr als ein ganzes Jahr nach hinten warf. Nun dürfen wir uns über elf neue Tracks freuen, die vom Altfan bis hin zum Neueinsteiger so ziemlich jeden zufrieden stellen sollten, der auf klassischen Metal steht. Was auch immer Rock N' Rolf zusammen mit Gitarrist Peter Jordan und den Neuzugängen Ole Hempelmann (Bass) und Michael Wolpers (Drums) auf dem 16. Album der Bandgeschichte anstellt: Es klingt immer und jederzeit nach RUNNING WILD - und ein größeres Kompliment kann man einer solch alteingesessenen truppe wohl kaum machen.

Der perfekt als Opener fungierende Midtempo-Stampfer "Black Skies, Red Flag", das treibende Doublebass-Gewitter "Warmongers", das schmissige "Into The West", der nach vorne preschende Titeltrack, "Black Bart", "Hellestrified" oder "Blood Moon Rising": Die neuen Songs leben von den typischen RUNNING WILD-Leads, präzisen, scharfen Riffs, melodischen Refrains und Kaspareks charismatischen Vocals. Mit "By The Blood In Your Heart", in dem sogar ein Dudelsack zum Einsatz kommt, liefert das Quartett eine astreine Stadionrock-Hymne ab, die einigen Hörern mit dem sehr eingängigen Refrain schnell auf den Zeiger gehen könnte. Auch das rotzige "Stick To Your Guns" ist mehr Rock als Metal. Das düstere, stimmungsvolle "The Depth Of Sea - Nautilus" ist das erste Instrumental seit vielen Jahren, und mit dem elfminütigen "Last Of The Mohicans" liefern RUNNING WILD am Ende einen hörenswerten Epic mit IRON MAIDEN-Schlagseite ab, der trotz seiner Länge zu keiner Sekunde langatmig wirkt.

Die Produktion finde ich sehr gelungen und passend - und endlich klingen die Drums auch wieder wie echte Drums, wenngleich sie mit extrem viel Hall versehen wurden. Gerade das macht den Sound der neuen Scheibe aber auch sehr sympathisch.

Das typische RUNNING WILD-Flair, die Aufbruchstimmung in den meist positiven Songs, zieht sich vom ersten bis zum letzten Ton durch "Rapid Foray". Das 16. Studioalbum der deutschen Metal-Veteranen erlaubt sich keine Ausfälle und bietet stattdessen massenweise abwechslungsreiche Höhepunkte. Very well done, Mr. Kasparek!