Tyrants By Night - A Test Of Patience

Tyrants By Night - A Test Of Patience

Das Debütalbum einer amerikanische Band mit dem Slogan "Making Metal Great Again" – was habe ich mir da nur angelacht? Und ja, die Lyrics auf "A Test Of Patience" sind tatsächlich irgendwie "politisch", nachdenklich,
gesellschafts- und religionskritisch, aber dabei glücklicherweise immer differenziert und mit brauchbarer Musik unterlegt. 

TYRANTS BY NIGHT sind eine noch relativ junge Band – 2014 von den Brüdern Matt und Mike O'Rourke gegründet, wird das Line-Up seit Anfang 2017 durch Jay Dumas an der Gitarre und Mark Ferry am Bass komplettiert. Das Debüt "A Test Of Patience" wurde allerdings noch komplett alleine von dem Brüderpaar komponiert und eingespielt.

Interessante Geschichtsstunde in generischer Verpackung

Der Opener "Hang 'em High" startet mit den Auszug aus einem Interview mit Autor G. Edward Griffin zur Kartellproblematik in den USA , in "In The Name Of God" geht es nahtlos weiter mit Sprachsamples aus einer Rede von Ron Paul aus dem Jahr 1999 zur Besetzung des Iraks durch US-Militärs nach dem zweiten Golfkrieg. Beides ergänzt durch durchdachte und systemkritische Lyrics und eingebettet in … nun ja … ganz gute Songs. Ein sphärisches Intro, harte Riffs, vielleicht ein bisschen zu dünn produziert – eigentlich passt alles, aber so ganz klicken will es bei mir noch nicht.

Glücklicherweise wird der Sound mit dem darauffolgenden "Tyrants By Night" etwas satter, die Riffs ein bisschen thrashiger, der Refrain einprägsamer und das Gesamtkonzept beginnt zu funktionieren. Die darauf folgende Ballade "Led Astray" liefert eine kurze Verschnaufpause, bevor es mit meinen beiden Songfavoriten wieder etwas brachialer weitergeht.

Ist "Progressive Thrash" schon ein eigenes Genre?

"Thought Police" startet zwar noch etwas holprig mit einem zusammengestückelt wirkenden Intro, mausert sich danach aber zu einem lupenreinen Thrash-Brett mit beinahe schon progressiven Anleihen im Mittelteil, wenn Passagen aus George Orwells 1984 mit melodischen Akustikgitarren untermalt werden, bevor der Song zum Ende hin wieder zu alter Härte findet. Die Tatsache, dass Sänger Matt O'Rourke mich stimmlich an einen etwas weniger urgewaltigen, aber dafür modernen James Hetfield erinnert, hilft nicht wirklich gegen die METALLICA-Assoziationen, die der Song bei mir weckt. Auch "Judgment" besticht durch eine progressive Note und vor allem gegen Ende durch interessante Schlagzeugarbeit.

Insgesamt überzeugt die zweite Hälfte des Albums durch einen volleren Klang und komplexere Songs. Besonders hervorzuheben sind hier das von Matt O'Rourke Senior geschriebene "Part Time Patriots" mit seinem unbequemen Mix aus gesellschaftskritischem Text und fröhlichem Schellenkranz-Hippie-Sound im Mittelteil und das finale "Conclusion", das sich von klassischer Ballade zur Midtempo-Nummer steigert und durch deutlich kraftvolleren Gesang als in den vorherigen Songs für einen gelungenen Abschluss sorgt.

Kein Wohlfühlalbum, aber auch kein Schlag in die Magengrube

"A Test Of Patience" ist ein Album, das zum Nachdenken anregt, ohne dabei belehrend zu sein – ein musikalischer leichter Klaps auf den Hinterkopf, der das Denkvermögen steigern soll.
Musikalisch startet "A Test Of Patience" leider etwas generisch und monoton, steigert sich zum Ende hin jedoch glücklicherweise deutlich. Insgesamt kann man beim Duo TYRANTS BY NIGHT wirklich nur wenig bemängeln und ich freue mich darauf, demnächst auch vom Quartett TYRANTS BY NIGHT zu hören.

Tracklist:

1. Hang 'em High
2. In The Name Of God
3. Tyrants By Night
4. Led Astray
5. Thought Police
6. Judgment
7. The Quiet Hours
8. For You
9. Meaningless
10. Part Time Patriot
11. Conclusion