Attic - Sanctimonious Tipp

Attic - Sanctimonious

Böse Nonnen, düstere Klöster, geopferte Kinder, Satan: Geschichten mit solchen Elementen hat sich früher KING DIAMOND ausgedacht. Heute ist es die deutsche Band ATTIC, die sich mit comichaft überzeichnetem Grusel-Satanismus und ihrem zweiten Album „Sanctimonious“ zum offiziellen Nachfolger des dänischen Königs aufschwingt.

 Vor vier Jahren haben ATTIC mit ihrem Debüt „The Invocation“ einen bemerkenswert starken Einstand hingelegt. Klassischer Heavy Metal mit einigen Hinweisen auf modernere, schwarze Genres, anspruchsvolle Songs und eine Stimme, die ganz klar und sehr souverän KING DIAMOND zitiert – hohes Falsett, düsteres Grollen und beschwörender Klargesang, theaterhaft zu einer fesselnden Gesamtperformance arrangiert.

ATTIC haben ihr Songwriting verbessert - "Sanctimonious" ist ein Wahnsinns-Album

An diesen Grundkomponenten haben ATTIC auf dem Nachfolger nicht gerüttelt, wenn man von den recht modern klingenden Black Metal-Elementen im eröffnenden Titelstück absieht. Sie haben lediglich am Songwriting gefeilt und mit „Sanctimonious“ ein Wahnsinns-Album geschrieben.

Jedes der zwölf Stücke – mit Intro kommt man auf die Unglückszahl 13 – hat mindestens ein Element, das heraussticht und das Lied zu etwas Besonderem macht. Seien es die Blasts im Titelsong, der eingängige Refrain von „The Hound Of Heaven“, die bedrohliche Atmosphäre der Teil-Ballade „Dark Hosanna“ oder der unfassbare Spannungsbogen von „Die Engelmacherin“ – ATTIC haben sich gleich mehrfach selbst übertroffen. Und ihr Vorbild KING DIAMOND übrigens auch.

Trotz der Nähe zu KING DIAMOND sind ATTIC eine eigenständige Band

Ja, der Name fiel jetzt schon das dritte Mal und das zu Recht, doch jetzt reicht es auch. ATTIC sind mehr als eine kleine Fan-Variante eines großen Künstlers. Mit zwingenden Riffs, Gänsehaut-Soli, dem Songwriting, das den perfekten Spagat zwischen songdienlicher Tightness und ausufernder Lust am langen Lied schafft und – vor allem – einer der besten Stimmen im heutigen Metal haben ATTIC genug eigene Ausrufezeichen gesetzt. Die durchgängige Story des Konzeptalbums ist da nur noch die Kirsche auf der Torte.

Einzige Kritik: "Sanctimonious" ist etwas zu lang geraten

Einziger Kritikpunkt: Intro und zwölf lange Songs summieren sich auf eine Gesamtspielzeit von über einer Stunde. Nun sind ATTIC sicher nicht in der Pflicht, auf die geringe Aufmerksamkeitsspanne heutiger Hörerschaft Rücksicht zu nehmen. Doch nach hinten raus fällt es schwer, alle Songs gleichermaßen wertzuschätzen – ich habe das Album schon oft gehört, aber „Born From Sin“ und „There Is No God“ wollen nicht hängen bleiben. Das ändert natürlich nichts daran, dass „Sanctimonious“ in jede Metal-Sammlung gehört. Am besten als Doppel-LP, die es neben anderem Stuff im Attic-Shop zu kaufen gibt.

 

ATTIC sind:

Meister Cagliostro: Vocals
Katte: Guitar
Rob: Guitar
Chris: Bass
JP: Drums