Powerwolf - Call Of The Wild

Powerwolf - Call Of The Wild
    Power Metal

    Label: Napalm Records
    VÖ: 16.07.2021
    Bewertung:7/10

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Während der Impffortschritt langsam seine Wirkung entfaltet, erwacht auch die deutsche Konzertlandschaft Stück für Stück aus ihrem Winterschlaf. Die Tourabsagen werden weniger und sogar das ein oder andere Festival entschließt sich dazu, die Tore zu öffnen. Einen besseren Moment gibt es wohl kaum, um sich mit einem neuen Album in Erinnerung zu rufen. Und so stehen POWERWOLF pünktlich zum Wiedererwachen der Branche mit ihrem achten Studioalbum "Call Of The Wild“ in den Startlöchern – man könnte auch von einer perfekten Kalkulation sprechen.

Ein Aussage, welche die Musik des neuen Werkes ausdrücklich miteinschließt. Schließlich treibt "Call Of The Wild“ den kultivierten und verfeinerten Sound des Quintetts auf die Spitze. Seit Jahren schon schmirgeln und schleifen sich die Deutschen Stück für Stück, Kante für Kante zum perfekten Ohrwurm. "Call Of The Wild“ kommt diesem Ziel mit Stücken wie "Dancing With The Dead“, "Sermon Of Swords“ oder "Beast Of Gévaudan“ beängstigend nahe. POWERWOLF präsentieren sich 2021 noch effizienter, noch unterhaltsamer und noch formschöner als auf "The Sacrament Of Sin“.

Unterhaltsam und doch abgenutzt

Und dennoch wirkt das neue Werk der Wölfe stellenweise fast seelenlos. Denn während "Call Of The Wild“ kompositorisch und handwerklich hochwertig daher kommt, sind die Abnutzungserscheinungen im wölfischen Schaffen kaum zu übersehen. Das neue Album bietet nichts, was Zuhörer:innen nicht schon gehört hätten, geschweige denn überraschen oder begeistern könnte. POWERWOLF haben jegliche Reibungspunkte aus ihrer Musik entfernt, aber eben auch jegliche kreative Komponente.

Herausgekommen ist ein Album, das die Überstrapazierung und einengende Wirkung des sakralen Bandkozeptes offen zu Tage legt. Wer sich in seinen Stücken immer wieder auf die Themen Glaube, Sex und Satan beziehen muss, dem geht irgendwann die Luft aus. Und so wirkt vieles auf "Call Of The Wild“ wie ein bizarrer Versuch, auch noch das letzte Bisschen aus dem einst frischen Konzept herauszupressen.

Täglich grüßt das Murmeltier - nur schlechter

In der praktischen Umsetzung wirkt dies wie das Abarbeiten einer Checkliste: "Alive Or Undead“ ist die obligatorische Ballade, die aber hinter "Where The Wild Wolves Have Gone“ zurück bleibt. "Glaubenskraft“ setzt die Tradition des auf Deutsch gehaltenen Quotensongs fort, nutzt seine sprachliche Andersartigkeit aber nicht so brillant wie "Kreuzfeuer“. Und "Confess To Undress“ will ein Hit sein, dessen Witze aber irgendwie auch schon in "Resurrection By Erection“ verarbeitet wurden. POWERWOLF zitieren sich selbst und verlieren sich in einer gefährlichen Formelhaftigkeit.

Das ist ernüchternd, hat aber einen Effekt, der einer gewissen Ironie nicht entbehren kann: Denn "Call Of The Wild“ wird nicht nur Neueinsteigern verdammt viel Spaß bereiten! Denn so durchschaubar POWERWOLF inzwischen auch geworden sein mögen, die richtigen Knöpfe drücken sie dennoch. Das sorgt für eine paradoxe Bewertungssituation: "Call Of The Wild“ ist kalkuliert und vorhersehbar, aber eben doch kein schlechtes Album. POWERWOLF wissen ihre Instrumente (und ihr Publikum) zu bedienen und das gilt es zu würdigen – gefallen muss es aber glücklicherweise niemandem.

Tracklist

01 Faster Than The Flame
02 Beast Of Gévaudan
03 Dancing With The Dead
04 Varcolac
05 Alive Or Undead
06 Blood For Blood (Faoladh)
07 Glaubenskraft
08 Call Of The Wild
09 Sermon Of Swords
10 Undress To Confess
11 Reverent Of Rats