The Agonist - Once Only Imagined




Stil (Spielzeit): Metalcore mit Frauenstimme (38:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media / EMI (23.07.07)
Bewertung: 7-8 / 10
Link: http://www.myspace.com/theagonist
Obwohl hier wieder viel Bekanntes auftaucht, mag ich die Platte. Viele Sachen hat man in den letzten Jahren zwar schon recht oft gehört, aber das Gesamtpaket stimmt hier einfach.
Ein Grund dafür ist sicherlich bei der vegan lebenden Sängerin Alissa White-Gluz zu suchen, deren Stimme dieses Metalcore-Album ziemlich nach vorne puscht. Ähnlich wie bei den erst kürzlich veröffentlichten Kollegen von IN THIS MOMENT gibt es hier eine Frau, die sowohl schreit als auch singt. Und auch wenn der cleane Gesang zwar ab zu ein wenig dünn wird (die dicke Produktion fängt das aber immer geschickt auf, so das es nicht unangenehm auffällt), reißt ihr Geschrei so ziemlich alles aus dem Ruder. Was das angeht, kann z.B. die vorhin zitierte Band längst nicht mithalten. Da ist Dreck drin und Blut auf den Stimmbändern. Bei „Memento Mori“ growlt sie sogar so tief, dass einem echt angst und bange werden kann. Sie kann ihre Stimme aber auch variieren (das „böse Flüstern“ bei „Trophy Kill“ finde ich zum Beispiel klasse) und so hält sie die Vocal-Fraktion eigentlich immer sehr lebendig und abwechslungsreich. Allerdings läuft es natürlich immer wieder auf klassische Hooks hinaus, die so ziemlich in keinem Lied fehlen dürfen – aber das habe ich auch schon wesentlich aufgesetzter gehört. Ob allerdings die hier und da auftretenden Hintergrundchöre, die mich persönlich immer an Gothikmetal erinnern, wirklich notwendig sind, weiß ich nicht genau. Live werden die eh ein wenig dünner ausfallen, da sie sich ab und zu mit ihren verschiedenen Stimmen überschneidet.
Aber es gibt ja schließlich noch die Musik. Und hier finden wir relativ soliden Metalcore. Spielsicher, moshig, mehr Metal als Hardcore, nicht spektakulär, aber vollkommen in Ordnung. Da es ja wie gesagt irgendwann immer wieder um die Hook geht, laufen auch die Riffs immer im Endeffekt auf melodische Akkorde hinaus. Dennoch machen sie nicht den Fehler, ihr Songwriting stur auf das Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Breakdown-Schema zu konzentrieren, sondern bringen oft ihren eigenen Fluss in die Lieder – der Moshfaktor wird dabei allerdings relativ konstant hoch gehalten. Ich mag es auch, dass hier nicht die obligatorische Ballade zu finden ist. Es gibt zwar Interludes, aber eben keinen Pseudo-Tränendrücker. Witzigerweise erinnern mich die ersten drei, vier Takte der Musik des Openers an die deutschen DISTANCE IN EMBRACE (wobei eigentlich nur „Void Of Sympathy“ so klingt, als könnte es mit der Screamo-Ecke zu tun haben könnte).
Schade, dass mir die Texte nicht vorliegen, da sie laut Info politische Themen aufgreifen sollen. Würde mich freuen, wenn diese Band sogar was zu sagen hätte, denn ich bin mir durchaus bewusst, dass die Platte durch ihre Refrains einen Popappeal hat (den sie allerdings locker wieder wett macht mit dem Gekeife), aber sie läuft mir unvoreingenommen gut die Ohren runter und macht richtig Laune. Klar könnte die Musik innovativer sein, aber sie legt einfach einen verdammt druckvollen Untergrund für ein ziemlich beeindruckendes Organ hin und im Gesamtkontext rocken sie einfach wie Hulle! Ich wette, zwar, dass viele Leute ihnen die so zahlreich auftretenden Hymnenrefrains übel nehmen werden, aber das zählt nicht für mich. Klar, sie hätten gerne mehr etwas kranke Sachen wie beim abschließenden „Forget Tomorrow“ ausprobieren dürfen (die auch dort nur recht verhalten genutzt werden), aber ich finde die Scheibe knallt und macht Spaß!