Caliban - The Awakening

caliban the awakening cover 

Stil (Spielzeit): Metalcore (45:15)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner / Warner (25.05.07)
Bewertung: 8,5 / 10

Link: http://www.calibanmetal.com/
http://www.myspace.com/caliban
Eine CALIBAN-Rezension ist nicht unbedingt einfach. In vielen Kreisen ist es ja so, dass man CAJALIBAN gar nicht mehr gut finden darf, was vermutlich zu gleichen Teilen an ihrer Musik und ihre Medienwirkung liegt. Aber ganz ehrlich gesagt: das ist mir relativ egal, da ich diese Platte gar nicht so schlecht, bzw. ganz schön gut finde.
Natürlich gibt es wieder diese (teilweise überflüssigen) Refrains, bei denen man immer in Richtung Charts schielen möchte und sie sind diesesmal sogar noch fetter produziert als früher! Aber dafür sind sie auch seltener. Es gibt da einige Momente auf „The Awakening“, bei denen ich mir zu 100% sicher war, wieder einen total mit Pathos getränkten Refrain zu hören, bei denen die Band aber trotzdem auf Andis Shouts setzt (welche hier auch eine Ecke besser klingen als z.B. auf der „The Opposite From Within“) und somit gekonnt diese Klippe umschifft, trotzdem aber einen lupenreinen Refrain abliefert („Another Cold Day“- wobei ich allerdings die Keyboards in diesem Song vollkommen überflüssig finde). Auch ihre Nähe zu AS I LAY DYING klingt wieder in meinen Ohren, wobei die Ruhrpöttler aber wesentlich schneller und thrashiger sind. Das ist sowieso ein absoluter Pluspunkt des Albums, denn auch wenn hier viel Wert auf „Mosh“ gelegt wird, gibt es eine Menge schneller Songs („Let Go“-geiles Riff übrigens- oder „Nowhere To Run, No Place To Hide“).
Dass der Sound verdammt gut ist, muss ich vermutlich nicht mal erwähnen. Der ein oder andere wird ihnen wahrscheinlich sogar das vorwerfen. Naja, die Band polarisiert eben. Aber soweit ich das auch nachvollziehen kann und so sehr ich sie auch schon für Poser halte: Das Album ist gut geworden. Am meisten gefallen mir die leichten Erweiterungen des Sounds, wenn sie z.B. bei „My Time has Come“  beinahe so was wie einen Emopart integrieren (ja, ja, ich weiß…) und in der Mitte des Songs in einen ruhigen Klimperpart verfallen. Auf die Spitze treiben sie es aber bei „The Awakening“, wenn sie den größten Teil des Liedes nur aus einer Pianofigur und ganz, ganz sachte eingestreuten Pickings zusammen setzen. Der wirkliche Song geht dann relativ kurz, ist sehr gewaltig, langsam und besteht nur aus einer kleinen Hand voll Akkorden und nicht mehr. Erinnert mich etwas an die „Power-Balladen“ von HEAVEN SHALL BURN (wenn wir schon dabei sind: „I`ll Show No Fear“ klingt etwas nach KILLSWITCH ENGAGE). Und auch wenn in der Mitte des Albums ein kleiner Hänger zu verzeichnen ist, haben sie genügend Momente angesammelt, die immer wieder aufhorchen lassen, selbst wenn der Song mal nicht so spannend ist (die „Stadion-Shouts“ samt gutem Riff bei „Give Me A Reason“). Und dass die Jungs ordentlich knüppeln können, beweisen sie in jedem zweiten Song. Überhaupt scheinen die moshigen Strophen (also keine Breakdowns) einfach schneller und heftiger gespielt zu sein, als auf den letzten beiden Releases.
Um einer kindischen Leidenschaft meinerseits zu frönen, vergleiche ich den Werdegang der Band einfach mal mit Star Wars. Die alten Klamotten mögen ja ziemlich viele und mit den neuen Sachen können sich alte Fans oft nur schwer anfreunden. Aber glücklicherweise ist auch hier der dritte Output der Beste der neuen Zeitrechnung. Und wer das nicht glaubt, hört sich einfach mal „Stop Running“ an. Hier wird richtig schönes Geschreddere mit AILD-Riffs gemischt, kranke Takte eingebaut, auffordernd gemosht und ein satter Chorus vorgetragen, der auf jeden Teenie-Gesang verzichtet. Oder eben der Titeltrack, der zwar durchaus einfach zu konsumieren ist, trotzdem aber nichts an Intensität vermissen lässt.

Ich vermute zwar, dass dieses Album von vielen Leuten anders wahrgenommen wird, aber wäre es die gleiche Mukke mit einem anderen Bandnamen, würde ich mit Sicherheit genauso steil darauf gehen. Meiner Meinung nach kann man CALIBAN, die erst vor einem Jahr ihr letztes Album veröffentlicht haben (aber das war zwischen „Vent“ und „Shadow Hearts“ auch nicht anders), mittlerweile wieder ernst nehmen. Nur die sehr dezent in den Hintergrund gesetzten Keyboards sind irgendwie fehl am Platze. Entweder mehr, besser und effektvoller oder gar nicht. Aber wie gesagt, das ist ja nur meine Meinung…