Emil Bulls - Mixtape

Emil Bulls - Mixtape
    Coverversionen im Crossover/Nu Metal-Gewand

    Label: AFM Records
    VÖ: 24.05.2019
    Bewertung:5/10

    EMIL BULLS im Web


Um die Jahrtausendwende zählten sie zu den Vorreitern der deutschen Nu Metal- und Crossover-Szene. Mittlerweile sind die EMIL BULLS seit einem Vierteljahrhundert im Geschäft und nicht mehr ganz so wild wie vor 25 Jahren, aber nach wie vor mit Herzblut und Engagement aktiv. Davon zeugt auch die neueste Veröffentlichung "Mixtape", bei der sich die Band vor alten und neuen Einflüssen verneigt.

Eigene Interpretationen fremder Songs sind selten innovativ, eher ein Spaß für zwischendurch, der manchmal auch in die Hose geht. Die Blaupause aller Cover-Compilations haben 1998 METALLICA mit "Garage Inc." vorgelegt: Die Thrasher aus San Francisco schafften es wie keine andere Band zuvor (und danach), fremdes Material zu ihrem eigenen zu machen, ohne den Geist der Originale aus den Augen zu verlieren. An der ersten CD dieses Metal-Meilensteins muss sich auch "Mixtape" messen, wobei die EMIL BULLS hier einen etwas anderen Ansatz wählen und die Genres, aus denen die Songs stammen, sehr unterschiedlich sind.

Die EMIL BULLS covern sich quer durch gestern und heute

In knapp 55 Minuten Spielzeit versucht das deutsche Crossover-Urgestein, 14 durchweg bekannten Nummern seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Darunter finden sich Pop-Nummern wie "Survivor", die Achtziger-Schmonzette "Tell It To My Heart" und das in jeder Form nervige "Jungle Drum", ältere und halbwegs aktuelle Rock-Hits ("Rebel Yell", "We Built This City", "Br. Brightside", "Every You Every Me") und ziemlich frisches Material aus den Charts wie "River", "You Should See Me In A Crown" oder "The Hills".

Von DESTINY'S CHILD und BRUNO MARS über GENESIS und BILLY IDOL bis hin zu EMINEM ft. ED SHEERAN ist also alles dabei. Das klingt erstmal nach einer sehr wilden Mischung, doch den EMIL BULLS geht es um junge und ältere EInflüsse sowie den Spaß an der Sache. Und weil die Truppe sämtliche Interpretationen mit ihrem eigenen Sound versieht und einer neumetallischen Frischzellenkur unterzieht, funktioniert das handwerklich gut. Insbesondere "Where Is My Mind", "Every You And Every Me", das aggressive "Survivor" und "Rebel Yell" als ungewöhnlich düstere Halbballade können überzeugen, während "Grenade", "Jesus He Knows Me" oder "Mr. Brightside" seltsam hüftsteif und steril heruntergespielt wirken.

Zum Nebenbeihören launig und okay – mehr aber auch nicht

Insgesamt fehlt es dem Sound an Kraft. Die Produktion wirkt zu glattgebügelt, die Riffs krachen zu wenig. Es blitzt und glänzt überall, aber die kraftvolle Spielfreude bleibt auf der Strecke. Das Ergebnis ist zwar hörenswert, aber insgesamt zu zahm für eine Band wie die EMIL BULLS. Christoph von Freydorfs Vocals sind technisch makellos, aber durchweg zu brav. Dem Rap-Part von "River" fehlt die giftige Aggressivität, während der Refrain trotz brachialer Riffs viel zu zahm klingt, während "The Hills" trotz fetter Gitarren die Düsternis des fetten, bassbetonten Originals vermissen lässt.

Zum Nebenbeihören von Klassikern und aktuellen Hits der Rock- und Pop-Szene im metallischen Gewand und damit zur Untermalung von Partys eignet sich "Mixtape" schon. Doch für ein spontanes Spaßprojekt aus Leidenschaft klingt das Ergebnis zu weichgespült und lässt die einstige Power der deutschen Crossover-Heroen schmerzlich vermissen.

"Mixtape" Trackliste:

01 - Survivor
02 - Tell It To My Heart
03 - Mr. Brightside
04 - Grenade
05 - River
06 - Rebel Yell
07 - Jesus He Knows Me
08 - You Should See Me In A Crown
09 - Jungle Drum
10 - The Hills
11 - We Built This City
12 - Where Is My Mind
13 - Every You Every Me
14 - Kids

EMIL BULLS sind:

Christoph von Freydorf – Vocals
Stephan Karl – Guitar
Andy Bock – Guitar
James Richardson – Bass
Fabian Füß – Drums