Northlane - Alien

Northlane - Alien
    Metalcore

    Label: CNFD
    VÖ: 02.08.2019
    Bewertung:8/10

    Northlane


NORTHLANE feiern in diesem Jahr zehnjähriges Bandjubliäum, um so logischer erscheint es, dass sie nach den erfolgreichen Alben „Node“ (2015) und „Mesmer“ (2017) nun „Alien“ veröffentlichten. Sie knüpfen dabei nicht an die vergangenen Alben an. Sie betreten mit „Alien“ Neuland, ein Hybrid zwischen Tech-Metal, wummernden Drum'n'Bass-Beats und knallharten Synthesizern, verlieren dabei aber nicht ihren typischen NORTHLANE-Sound. „Alien“ ist wohl das persönlichste, aber auch verstörendste Album der Band.

11 Tracks voller Wut und Frust

„Ich wollte etwas kreieren, das die Leute wirklich anekelt“, sagt Gitarrist John Deiley. Die überladenen Synthesizer, das rasante, knallende Schlagzeug-Spiel verlieren sich irgendwann in Drum'n'Bass-Beats, getragen von Bridges außerordentlichem Wechsel zwischen Cleangesang und Shoutings.

NORTHLANE machen von Anfang an keine Kompromisse. Mit dem Opener „Details Matter“ fängt die wilde Fahrt voller Wut und Frustration an. Marcus Bridge, der 2014 in die Band als Leadsänger kam, erzählt mit diesem Album von seiner schrecklichen Kindheit. Von dem Aufwachsen mit zwei schwerst drogenabhängigen Eltern, von dem Verlorensein inmitten von Drogendealern, Gewalt, und der Entfremdung eines unsicheren Kindes, das inmitten dieser täglichen Tragödie aufwachsen muss.

Bridge selbst sagt dazu: „Ich bin in der Hölle groß geworden.“ In „Freefall“ thematisiert er die Erinnerung, als ein Unbekannter die Tür zum Hotelzimmer aufbrach und mit einer Waffe auf seinen Vater zielte. „Ich dachte, Dad hätte entweder Drogen in seinem Revier verkauft oder der Räuber wusste, dass er Geld hat“, sagt Bridge. „Ich war erst sieben." Um so klarer wird, warum sich NORTHLANE einem viel böseren Sound widmeten, als man sonst von ihnen gewohnt ist.

In „Bloodline“ erzählt Bridge vom ursprünglichen Gefühl, sich wertlos zu fühlen. Wie er es schaffte, die entstandene Unsicherheit zu überwinden und den schlimmen Elebnissen den Rücken zu kehren und so, wie er sagt, "meine Kindheit zu durchzustehen und stets daran zu glauben, einen anderen Weg als meine Eltern einzuschlagen“. Diese Moral soll „Bloodline“ vermitteln, das Leid einer schlimmen Kindheit zu überwinden und ein gutes Leben zu schaffen.

Das ganze Album wirkt, als würde Bridge gemeinsam mit Hilfe seiner Bandkollegen eine Metamorphose vom Bösen zum Guten durchmachen. All die schlimmen Erinnerungen mit all ihren Emotionen noch einmal durchleben, um mit dem Ganzen abschließen zu können. Das schlägt sich besonders in den oft langwierigen, harten Drum'n'Bass-Beats nieder, klart aber besonders durch den Cleangesang von Bridge wieder auf.

Selbst die manchmal ausufernd wirkenden Synthesizer wie in „Rift“ klaren irgendwann wieder auf. Manchmal sind sie aber auch eher ein Fluch, besonders bei „4D“. Anfangs wirkt es wie ein schlecht gemixter PRODIGY-Song, der im völligen Irrsinn überlappender Synthies ad absurdum geführt wird. Unter diesem Aspekt klingt auch „Eclipse“ sehr überspitzt. Ähnlich verhält es sich bei „Paradigm“, auch hier werden die gewohnten harten Gitarrenriffs sehr peripher behandelt.

FAZIT

Zusammenfassend kann man sagen, dass die fünf Australier ihren typischen NORTHLANE- Sound um einen stark überladenen Industrial-Sound erweitert haben, der aber vielleicht aus Sicht von NORTHLANE die logische Konsequenz ist, um die Härte und Wut soundtechnisch neu zu interpretieren. Es ist wohlmöglich ein musikalischer Wendepunkt, der dazu führt, dass NORTHLANE sich weiter entwickeln können. 

Tracklist: 

  1. Details Matter
  2. Bloodline
  3. 4D
  4. Talking Heads
  5. Freefall
  6. Jinn
  7. Eclipse
  8. Rift
  9. Paradigm
  10. Vultures
  11. Sleepless