John Doe - Never Forget



Stil (Spielzeit): Frust-Rock/Metal (28:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (24.05.2006)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.johndoe.at

Eine dunkle, nasale und zu allem entschlossene Stimme informiert den Hörer darüber, dass er kein Bock mehr hat, zu leben. Zwei Schüsse zerreißen für einen kurzen Moment die seichten Klänge von Beethovens Klavier-Sonate „Für Elise“, was wohl den Schlusspunkt für den Erzähler darstellt. Ob Beethoven das befürwortet hätte? 

Die Band, die sich diese Form des Intros ausgedacht hat, nennt sich JOHN DOE und das Debüt-Album, auf dem dies zu hören ist, heißt „Never Forget“. Die drei Österreicher beschreiben hier ihre Musik als "Frustrock", worauf das Intro ja schon einen Hinweis gibt. JOHN DOE wurden Anfang 2004 gegründet, ursprünglich als einmaliges Projekt und nur um bei dem Grazer Bandwettbewerb teil zu nehmen. Nun hatte das Publikum offensichtlich Geschmack an der Combo gefunden und wählte JOHN DOE zum zweiten Gewinner von 14 Bands. Danach war klar, dass die Band weiter machen musste. 

Frustrock, was ist das? Wir hören rein und stellen fest, dass der Sänger dem Schreien und dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen in der Tat eine Menge Frust schieben muss. Die Texte sind auch nicht gerade das, was man sich unter einer lebensbejahenden und fröhlichen Musik vorstellt. 
Schon beim ersten Song „A.T.O.R.“ wird deutlich, was JOHN DOE unter Frustrock verstehen. Langsamere und emotionsgeladene Parts wechseln sich mit kraftvollen und wütenden Passagen ab. Der Frontmann setzt seine Stimme sehr gekonnt zu den jeweiligen Passagen ein und wechselt vom melodiösen, tiefen und angenehmen Gesang zu frustriertem und zutiefst unglücklichen Geschrei. Eine tolle Kombination, zumal sie absolut stimmig zur Musik passt. Die Shouts gehen in Richtung Hardcore, wobei die stimmlich, melodiösen Parts dem Rock zugeordnet werden können und stellenweise an Peter Steel erinnern, nur eine Oktave höher. 
Der Mix, den JOHN DOE hier zusammen gepuzzelt haben, stiefelt dem Hörer jedenfalls kräftig in den Allerwertesten. Die Basslinien sind überwiegend sehr dumpf und sehr tief gestimmt. Der Gitarrenmann produziert neben dem Gesang schnelle, dreckige Riffs, die kaum Wünsche offen lassen. Lediglich das Double-Bass-Druming in „I Want To Be A Sphere“ klingt etwas zu zaghaft und nicht ganz ausgereift. Auch das Groweln im letzten Stück „Wake Up“ passt meiner Meinung nach nicht zu dem sonst sehr guten Song. Doch dies wären auch die einzigen Kritikpunkte, die ich zu vermelden habe. 

Im Gesamten knallen die Songs mächtig durch die Boxen, und die ständigen Tempowechsel sind nicht so krass geartet, dass man es als störend empfinden könnte. Je öfter ich die Scheibe höre, desto besser gefällt sie mir. Umso erstaunlicher ist es eigentlich, dass es sich bei „Never Forget“ um das Debüt-Album von JOHN DOE handelt; klingen sie doch dafür erstaunlich reif und auch an Produktion und Sound gibt es absolut nix zu mäkeln. Der interessierte Musikforscher sollte sich dementsprechend bei JOHN DOE in Österreich mal auf der Homepage einfinden und den Jungs etwas auf den Zahn zu fühlen. Einige Songs und ein Clip stehen dort zum Download bereit, und das Debüt-Album kann natürlich auch erworben werden.