36 Crazyfists - The Tide And Its Takers





Stil (Spielzeit): Post-Hardcore/Emo/Metal (43:00)

Label/Vertrieb (VÖ): Ferrit Music (30.05.2008)

Bewertung: 7,5/10

Link: www.myspace.com/36crazyfists
Kurz zu den Fakten: 1994 in Alaska gegründet, später nach Portland/Oregon umgesiedelt, drei in der Szene sehr beliebte Scheiben über Roadrunner Records veröffentlicht, nun mit „The Tide & Ist Takers“ bei Ferrit Music unter Vertrag.
Kommen wir zur Musik:
Huch, Schreck! Was sich in den ersten 30 Sekunden der Eröffnungsnummer „The All Night Lights“ noch als klischee-beladene Metalcore-Nummer ankündigt, und auch im Laufe des Songs nicht mehr aus den eigenen Fesseln lösen kann, ist Gott sei dank nicht stellvertretend für den Rest der ansonsten überwiegend gelungen Scheibe. Schon „We Gave It Hell“ (erste Single und Video) kann restlos begeistern - nirgendwo klappt der Wechsel zwischen heftiger Strophe und Gänsehaut-Refrain besser als hier. Die Nummer gehört auf jeden Fall auf das nächste Mixtape für’s Auto!
Spätestens bei „The Back Harlow Road“ fällt dann auch die sehr transparente Produktion (Mix von Andy Sneap) und die davon profitierende Schlagzeug-Arbeit auf, die das Album noch mal auf ein höheres Level hebt. Dafür gibt’s auf jeden Fall einen halben Extrapunkt. Nebenbei ist der erwähnte Track auch ein echtes Highlight und beweist wieder einmal eindrucksvoll, welch fähige Songwriter 36 CRAZYFISTS sind.
„Clear The Cost“ vermittelt durch die Riff-betonte Gitarrenarbeit dann ein leichtes New Metal und Southern Rock Feeling, welches auch bei einigen anderen Songs durchschimmert. Eher Filler als Killer, tut aber auch nicht sonderlich weh.
Auch „Waiting On A War“ geht in eine ähnliche Richtung, ist in den Strophen aber ein wenig vertrackter und im Refrain dafür wieder simpel. Sehr abwechslungsreiche Nummer mit vielen Tempowechseln.
Das eher schleppende und auf Dramatik angelegte „Only A Year Or So …“ besteht in den Strophen eigentlich nur aus gesprochenen Zeilen und mündet in einen emotionalen Refrain, der allerdings null Gänsehaut auslösen kann. Schaurig-kalte Emo-Nummer, die lieber nicht den Weg auf diese CD gefunden hätte.
„Absent Are The Saints“ packt dann noch mal die Metalcore-Keule aus, leider passt der austauschbare Refrain aber überhaupt zu nicht zum Rest des Songs, klingt eher als ob hier zwei völlig verschiedene Songs kombiniert worden wären.
Nach „Only A Year Or So“ gibt es bei Vast & Vogue“ wieder eine weibliche Background-Stimme zu hören, die diesmal allerdings stärker in den Song integriert wurde und trotz der zurückhaltenden Rolle durchaus Akzente setzen kann. Ein durchaus gelungenes Experiment, das dem Album einen zusätzlichen Farbtupferl verleiht und der Beweis, dass 36 CRAZYFISTS nicht nur auf der Stelle treten.
Ein wenig ausgewogener ertönt dann „When Distance Is The Closest Reminder“, hier greift ein Zahnrad ins Nächste, Melodie und Groove zünden direkt – so soll das klingen! Erinnert ein wenig an die erste Scheibe von FUNERAL OF A FRIEND.
Mein persönliches Highlight ist neben „We Gave It Hell“ schließlich „Northern November“, wieder etwas langsamer und trotzdem (oder gerade deshalb) bewegend. Dass die Nummer auch ohne aufgesetzte Härte tierisch abgeht, liegt vor allem am arschcoolen Drumming von Thomas Noonan, der seine Snare und Toms ordentlich durchrührt.
Zum Abschluss hauen 36 CRAZYFISTS mit dem Titeltrack noch eine gelungene aber auch wenig spektakuläre Ballade raus, der zum klassischen Finale noch ein Slash-Solo fehlt. Nettes Ende zum Runterkommen.
Fazit: Man merkt schon deutlich, dass die Band versucht hat, neue Stilelemente in den Sound zu integrieren, was ihr auch durchaus gelungen ist. Auch wenn das Level an einigen Stellen absinkt, wird man doch ordentlich bedient. Wer die Band schon immer mochte und gehofft hat, dass sie sich nicht ewig wiederholen, darf sich über die Flucht aus der Sackgasse freuen.