Killswitch Engage - As Daylight Dies




Stil (Spielzeit): Metalcore (43:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner / Universal (17.11.2006)
Bewertung: Metallisch, melodisch, meisterhaft (9/10)

www.killswitchengage.com
Warum sollte es bei KILLSWITCH ENGAGE anders sein? Je größer oder wichtiger eine Band wird, desto lauter sind die Kritiker. Dann sucht man irgendetwas auf dem Album, was einem nicht gefällt und hängt sich daran auf. Eine Band auf Dauer geil finden ist ja auch langweilig. Mal fehlt ein Hit, mal sind die Songs zu simpel/zu sperrig, oder man beruft sich einfach darauf, dass früher sowieso alles besser war. Wiederholt man sich, gibt’s Gemecker, wagt man etwas Anderes, spricht man von Verrat oder nicht-nachvollziehbarem Stilbruch. Bei „As Daylight Dies“, dem vierten Album der Metalcore-Könige soll es angeblich die fehlende Eingängigkeit sein, bzw. die mangelnde Weiterentwicklung. Diese Kritik kann ich nicht teilen.

Dass mit der Eingängigkeit ist schon mal purer Unsinn, denn eigentlich sind die Songs ähnlich aufgebaut, wie auf dem Vorgänger „The End Of Heartache“, will heißen: Ultrafette Riffs (wieder einmal grandios produziert), peitschende Drums, aggressives Geshoute (Strophen) und hypermelodische Refrains. Verschachtelte Rhythmen hört man nur selten (dass ausgerechnet Prog-Experte und Rock-Hard-Schreiberling Boris Kaiser auf amazon.de was von undurchschaubaren Arrangements faselt, ist ein Riesenwitz), dafür gibt es den Chorus wie in einer Imbissbude schnell serviert, obendrein schön gewürzt mit viel Herzschmerz (man höre das ergreifende „The Arms Of Sorrow“ – für mich neben „Reject Yourself“ der Höhepunkt des Albums.)

Zur fehlenden Weiterentwicklung: Mag schon stimmen, und wenn ich faul wäre, würde ich einfach unsere Rezi zum Vorgänger kopieren und die Songtitel ersetzen (Deniz schrieb damals: „So treiben mich auch diesmal klassische Thrash-Riffs, melodische Death Metal-Parts, drückende Grind-Bohrer, Hardcore-Power-Grooves und packende, emolastige (man achte auch auf die Texte!) Refrains in den hellen Wahnsinn.“)

Aber genau in diesen Punkten haben sich KSE wieder einmal verbessert. Wieder einmal sind die Riffs metallischer („This Is Absolution“, „Reject Yourself“), die Songs schön kompakt (nur zwei Tracks sind länger als 4:30 Minuten) und der Sound einfach nur fett, fett, fett! KSE haben den Metalcore sicher nicht neu erfunden (Trendsetter zu sein, sollte doch schon genügen), aber wer will ihnen das auch übel nehmen? Adam D. und Konsorten haben einfach ihren Stil verfeinert und meiner Meinung nach sind die Songs viel stärker als auf „The End Of Heartache“, weil einfach alles noch einen Zacken konsequenter ausgelebt wird. Alle Stilmittel werden monumentaler eingesetzt, man verzichtet auf wage Andeutungen oder inkonsequente Breaks. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die aggressiven Parts besser mit den Emo-lastigen Refrains verknüpft wurden - es ist kein Gegeneinander mehr wie früher. Beide Gefühls-Extreme wurden einfach sauber und logischer miteinander verknüpft.

Auch wenn „As Daylight Dies“ bereits Album Nummer Vier ist, so muss sich die Band aus meiner Sicht nicht ständig neu erfinden (oder wolltet ihr „St. Anger“ ;-)). In ein paar Jahren wird sicherlich der eine oder andere neue Kurs eingeschlagen werden (müssen), aber bis dahin sollen die Jungs ruhig ihre eigenen Stärken ausreizen. Wenn die Songs weiterhin so geil sind, immer wieder gerne! Einzig die wenig einfallsreichen Songtitel („Break The Silence“, „Eye Of The Storm“ etc.) und das lasche Cover-Artwork und Booklet (wieder von Bassist Mike D’Antonio gestaltet) halten mich davon ab, mehr als neun Zähler zu vergeben. Noch einmal: Das Album wird die Szene nicht auf den Kopf stellen, aber muss das der Anspruch bei jeder Album-Veröffentlichung sein? Mir persönlich reicht es, wenn die Songs mich emotional mitreißen und durchweg klasse sind.