Tervingi – Gotensaga

Tervingi – Gotensaga
    Pagan Metal

    Label: Source Of Deluge/TWS
    VÖ: 22.03.13
    Bewertung:7/10

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„Waldleute" sind seit zwei Jahren die Tübinger von TERVINGI. Hier sind nicht nur Neulinge am Werk, denn der Gründer war schon Gitarrist bei den Karlsruhern LYFTHRASYR und der Drummer war schon unter anderem bei BELPHEGOR tätig. Dies hört man dem Debüt auch an, sowie ein ordentlicher Sound, der im bekannten Finnvox Studio gemastert wurde.

Beim „Aufbruch Zur Großen Wanderung" sind Marschtrommler, einige Streicher, ein Chor und ein paar Blasmusiker dabei. Aufbrausend zu einem Klassik-Schluss steigt man zum „Goten Eid" mit tiefer gestimmten Gitarren wuchtig ein. Zwar bilden Keyboard-Klänge auch hier manchmal noch den harmonischen Hintergrund, doch zwischendurch wird schon fast todesmetallisch gerifft.
Beim ersten Durchgang überraschte mich die sonore, klare Stimme von Frontmann Johann Frey. Skeptisch, ob das Konzept aufgehen würde, hörte ich mich durch die „Gotensaga". Und ich nehme vorweg – es geht auf – auch oder gerade durch mehrmaliges Hören. Meistens wird im Metal-Sektor der Tenor oder gar die Kopfstimme bevorzugt, so dass eine tiefere Stimme, die gegen die restlichen tiefen Instrumente „kämpfen" muss Seltenheitswert hat und oft kritisch beäugt wird. Doch hier würde dies zu Unrecht geschehen.
Schon die schmissigen Lead-Melodien in den ersten beiden Songs lassen das Pagan-Herz höher schlagen und manchen das Tanzbein schwingen. Auch gesellen sich schnell zusätzliche Elemente wie Klavierspiel oder weibliche Vocals dazu. Bald ist klar, dass es nicht einförmig langweilig werden soll.

Das Hauptriff von „Töchter Schnellen Wassers" ist zwar ein Beispiel für eher unspektakuläre Melodie-Ideen, doch im tänzerisch-rockigen Sound macht auch ein simpler Song Spaß. Wenn man die Feinheiten der zweiten Stimme durch Sechssaiter oder Keyboard mit einbezieht, wirkt ein einfach gestricktes Lied doch gleich vielfältiger.
Komplizierte Strukturen sind nicht das Ding der Tübinger. Eingängigkeit steht da deutlich weiter oben auf der Prioritätenskala. Die zum Teil gewaltigen Riffwände schwanken zwischen tödlicher Brutalität und doch einer Reminiszenz an den klassischen Heavy Metal.

„Der Abschied" ist balladesk und klingt nicht allzu traurig, in „Alewars Schmiede" erzählt eine Männerbande im Sprechgesang die Geschichte weiter, während der Eisenhammer geschwungen wird. Der wirkliche Abschied ist ein Epilog mit Akustik-Klampfe, der als netter Rock-Song Platte abschließt.
Anders als EQUILIBRIUM oder BLACK MESSIAH und doch in ähnlichen Gefilden halten sich die Jungs von TERVINGI auf. Für ein Debüt haben die Burschen eine Menge schwungvoller Melodien im Gepäck, die sie in kraftvollem Soundgewand präsentieren. Mag sein, dass sich der ein oder andere an dem tiefen Gesang stört. Wer dies nicht tut, kann getrost sein Horn mit Met füllen, Kopfhörer aufsetzen und auf Gotenwanderung gehen.

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