In Morpheus’ Arms – Distrust The Mantra



Stil (Spielzeit): Progressive Melodic Metal (50:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenregie (09.07.2009)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.in-morpheus-arms.de
http://www.myspace.com/inmorpheusarms

In Duisburg gibt es nicht nur den größten Binnenhafen der Welt, sondern auch eine Band, die sich in Morpheus' Armen wähnt. Der Gott des Traumes aus der griechischen Mythologie steht für fünf Musiker, die sich härteren Klängen verschrieben haben, ohne auf Anspruch und Melodie verzichten zu wollen. Auf einer kleinen Demo-Scheibe gab es vor einiger Zeit schon einmal ein paar Songs zum Antesten, doch nun steht nach fünf Jahren gemeinsamen Musizierens die volle Platte da.

Ein kurzes träumerisches Intro wirft den Hörer schließlich in die „Reality", den Opener. Sanfte Keyboards untermalen die Gitarrenarbeit und erst nach vielen Sekunden - die hat man bei einem Fast-Neun-Minuten-Stück - setzt die Dame hinterm Mikro ein. Die Ausstattung der Songs ist oftmals sehr atmosphärisch bis wieder nahrhafte Riffs das Kommando übernehmen.
Wenn, wie in „Revelation" härter gerockt wird und Frau Kohli dazu jodelt, muss ich spontan an EDENBRIDGE denken, die zumindest gesanglich der Sängerin näher stehen, als der angegebene Einfluss von OPETH. Doch gerade in diesem Track tritt ein Duell von Keyboards und Gitarren auf, bei dem mir viel eher DREAM THEATER in den Sinn kommt.

Die Länge der Stücke könnte auch fast mit dem amerikanischen Traumtheater mithalten, obwohl OPETH auch nicht gerade für drei Radio-Minuten bekannt sind. Dementsprechend teilt sich die Spielzeit in acht Songs, von denen das erste ein kurzes Intro ist und die Titel fünf bis sieben einen Zyklus namens „Pandemonium" darstellen.
„Contacting The Angelic" tröpfelt in hypnotischen, einfachen Harmonien dahin, zunächst nur instrumentell auf federleichte Art. Langsam setzt Frau Kohlis Gesang ein, der nach meinem Empfinden asiatische Melodien touchiert. Einerseits steigt und fällt stets die Instrumentierung in dem Zehn-Minuten-Lied, doch die Grund-Harmonie bleibt die meiste Zeit die gleiche. Variation findet sich eben in Steigerung und Gefälle des Soundgewands, verfeinert mit gelungenen Einwürfen der Rhythmus-Fraktion. Natalie Dröge am Tieftöner darf hier auch einmal mit ihrem manchmal vernachlässigten Instrument durchbrechen. Die Phantasie lädt ein, sich mit Engeln zu treffen, die am Ende sogar eine Doublebass aushalten.

Die „Pandemonium"-Trilogie beginnt mit einem düster-verspielten Rock-Stückchen, in dem sich der Saiten-Dämon ein bisschen austoben darf. Im zweiten Teil wird nicht viel Aufhebens um Headbanging oder ähnliches gemacht; hier kann man eher psychedelisch über die Welt fliegen. Der Schluss des Dreiers geht in Richtung TOOL, dreht stärker am Verzerrer und bildet damit den Abschluss des insgesamt über dreizehnminütigen Instrumental-Epos'. Tja, und zum Ende der Platte hin holt einen die Realität doch wieder ein, wenn in „Return Of Reality" noch einmal geschreddert, geträllert und die Trommel gerührt wird.

IN MORPHEUS' ARMS geben als Einflüsse unter anderem OPETH, TOOL oder DREAM THEATER an. Eine Parallele zu erstgenannten würde ich höchstens insofern ziehen, dass jeweils recht komplexe, lange Songstrukturen vorhanden sind. Verwandter sind da in meinen Augen eher TOOL, DREAM THEATER oder auch VANDEN PLAS, wenn man sich das Ganze mit weiblichem Gesang vorstellt.
Ich finde den hohen Anteil an instrumentellen Passagen sehr gewagt, doch erfreulicherweise ist er größtenteils gelungen. Allerdings könnte genau in diesen Teilen das Hartwurst-Barometer meiner Meinung nach eine größere Amplitude haben. Wem längerfristige besinnliche Klangwelten zusagen, der würde vielleicht noch einen Punkt draufpacken. Aber für ein handgewerkeltes Debüt ist „Distruct The Mantra" ein sehr ordentliches Werk.

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