Jingo De Lunch - Land Of The Free-ks

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Stil (Spielzeit): Punkrock (32:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Noise-O-Lution (01.10.10)
Bewertung: 7 / 10
http://www.myspace.com/jingodelunch
Kenn ich nicht... Ist das schlimm? Muss ich mich jetzt schämen? Ganz offensichtlich. Wenn man sich in Internet-, Freundes- und Kollegenkreisen so umhört, dann scheint JINGO DE LUNCH ja eine dermaßen bekannte Größe im sogenannten Underground zu sein, dass man sich fragen muss, ob diese Bezeichnung überhaupt noch gerechtfertigt ist. Dass das Ganze mit Mainstream an sich natürlich nicht das Geringste zu tun hat, steht ausser Frage. Doch hängt die Eigenschaft, richtig „Underground“ zu sein, nicht mit einem gewissen niedrigen Bekanntheitsgrad zusammen? Nun ja, glücklicherweise laufen da draußen scheinbar immer noch genug dieser unwissenden Anfänger rum, zu denen ich selber auch gehöre und die von Tuten und Blasen und JINGO DE LUNCH keine Ahnung haben. Das reicht wohl, um gerade eben noch als Underground-Kapelle durchzugehen. Das und eine musikalische Darbietung auf der Schwelle zur DeltaRadio-Tauglichkeit. Und eben diese gilt es im Folgenden nun auch näher zu beleuchten. Ich bitte um Verständnis, dass ich jenes jedoch nur ohne die offenbar zur Allgemeinbildung zählenden Vorkenntnisse bezüglich dieser Truppe aus Berlin machen kann.

All den ebenfalls Unwissenden unter Euch sei also vorweg gesagt, dass die drei Jungs und ihr Frontmädel von JINGO DE LUNCH ziemlich bekömmlichen Punkrock mit leicht poppigem Alternative-Einschlag und selten auch mal etwas härteren Hardcore-Anleihen spielen. Ihren Anfang nahm die Bandgeschichte im Jahre 1987 und seitdem sind gerade einmal fünf Alben veröffentlicht worden, bis nach ganzen sechzehn Jahren Pause mit „Land Of The Free-ks“ nun endlich wieder ein neues Studiowerk vorliegt. Und wirft man einen Blick und ein Ohr auf die Veröffentlichungen vor der großen Funkstille, so wird man feststellen, dass sich an der musikalischen Vorgehensweise des Quartetts wenig geändert hat. Lediglich der Sound hat nun ein wenig von seinem einstigen Garagenflair verloren und passt sich leicht der Neuzeit an. Ansonsten bleibt das Meiste beim Alten. Abgesehen von der Besetzung, welche sich um beide alten Gitarristen verringert hat und nur um einen wieder aufgestockt wurde. Ob sich dies nun negativ auf die Musik und Originalität der Band auswirkt oder ganz im Gegenteil sogar frischen Wind in die ganze Geschichte bringt, müssen die alten Hasen, die von Anfang an dabei waren, entscheiden. Ich kann dazu nur sagen, dass die Band durchaus eingespielt wirkt.

Wobei die drei Jungs natürlich ganz klar von ihrer charismatischen Sängerin in den Schatten gestellt werden. Diese macht nicht nur optisch was her, sondern ist auch mit einem äußerst angenehm klingenden und zudem recht charakteristischen Organ gesegnet. Ihr dominanter Gesang, welcher zwischen melodischem Trällern, erotischem Hauchen und bedrohlichem Kreischen schwankt, trägt die Songs und gibt ihnen freie Bahn über das Ohr ins Gedächtnis. Die Musik, welche diese eingängigen Texte unterlegt, droht im direkten Vergleich leider ein wenig unterzugehen. Was schade ist, denn auch die Instrumentalisierung der zehn neuen Tracks hat so einiges zu bieten. Überwiegend wird im gelassenen Midtempo-Bereich drauf los gerockt und auf Nachvollziehbarkeit und Tanzbarkeit scheinen die Herren gesteigerten Wert zu legen. Als angenehm auflockernd erweist sich die Tatsache, dass bei JINGO DE LUNCH auch gerne mal die etwas härtere Schiene gefahren werden darf, was sich jedoch meist lediglich in Form von harten Riffings und nicht durch ein erhöhtes Tempo bemerkbar macht.

Alles in allem ist „Land Of The Free-ks“ also eine mehr als passable Punkrock-Scheibe aus dem schönen Berlin geworden, welche mit Sicherheit keine großartige Promotion benötigt, um ihre Käufer zu finden. Ich persönlich muss ja zugeben, dass ich die Platte eher mit sechs Punkten bewertet hätte, da sie mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen hat. Um jedoch einem wütenden Mob aufgebrachter Underground-Hardliner zu entgehen und auch für die Tatsache, dass die Band einst ein Album mit dem Titel „B.Y.E.“ veröffentlicht hat, was eine hervorragende Buchstabenkombination darstellt, lasse ich gerne sieben Punkte springen...