Frau Potz – Lehnt dankend ab Tipp

fraupotz lehntdankendab

Stil (Spielzeit): Punk (36:38)
Label/Vertrieb (VÖ): Delikatess Tonträger (17.02.12)
Bewertung: 8 /10

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FRAU POTZ waren mir gleich sympathisch und meine Einstellung zur Band war vom ersten Ton an „Nehme dankend an". FRAU POTZ ist keine Putzfrau, sondern eine Drei-Mann Kapelle aus dem Norden, bestehend aus Felix Schönfuss (Gesang und Gitarre), Hauke Roh (Bass) und Kerli Kawumski (Schlagzeug). Bei „Lehnt dankend ab" handelt es sich um das Debütalbum von FRAU POTZ. Aber hier ist nichts „Debüt" und nichts hört sich an „wie das erste Mal" – so ist das eben, wenn jemand was zu sagen hat und die Musik direkt aus dem Herzen kommt.

Kompromisslos und teilweise auch derbe gibt es für den Hörer in den fast 37 Minuten einen musikalischen Anschiss à la FRAU POTZ. „Lehnt dankend ab" ist eine tanzbare Momentaufnahme der Gesellschaft und wird von mir wärmstens empfohlen.

Die Platte fühlt sich für mich an, wie ein reinigendes Gewitter. FRAU POTZ lädt uns im Vorbeigehen ohne Nachfrage ein, nimmt uns mit auf eine Achterbahnfahrt und wirft uns am Ende mit Vollbremsung einfach wieder raus. Die Texte sind sehr intensiv und manch traurige Wahrheit wird einem vor die Füße gespuckt und lässt einen betroffen zurück. „Es tut gut ein Teil zu sein, eine Einheit und doch allein...". FRAU POTZ sind textlich am ganz normalen Wahnsinn und drücken sich einfach und doch auf den Punkt richtig aus. Keine Metaphern, kein poetisches Bla Bla: FRAU POTZ sind ehrlich, auch wenn die Wahrheit verdammt weh tut. Das Schöne ist, dass die Texte so formuliert sind (Anspieltipp: „Champagnerspion" und „Klockenschooster"), dass man erkennen kann, dass es einen Ausweg gibt, wenn man mal das kleine Ding im Kopf benutzen würde oder wahlweise auch mal auf das klopfende Ding hinter der Brust hört...

Ich möchte gerne darauf eingehen, dass es natürlich Parallelen zu TURBOSTAAT gibt. Musikalisch sind FRAU POTZ etwas dichter und Felix Schönfuss setzt an den passenden Stellen bewusst eine gewisse schrille und extrem fordernde Note in seinem Gesang. Dadurch wirkt FRAU POTZ in meinem Ohren noch etwas verzweifelter und hat stimmlich mehr Facetten zu bieten. Es gibt sicher einige, die von der Stimme überfordert sind.

Ich bin mir gar nicht so sicher, ob FRAU POTZ wirklich großen Wert auf Rezensionen legen...
Ihre Haltung dazu, dass jeder zu allem und jedem eine Meinung hat und ständig Bewertungen in Form von „Mag ich" oder „x Punkte von y" abgibt, machen FRAU POTZ im Song „Geh, Affe, Geh" deutlich: „Steckt euch eure Reviews in den Arsch!"

Diese „Bewertung" dient aber dazu, die Leute darauf hinzuweisen, dass es hier eine tanzbare Abreibung abzuholen gibt. Dieser musikalische Schlag auf den Hinterkopf ist für jeden bestimmt und geht auch jeden an, holt ihn euch ab! Jetzt! Sofort!