Psychobitch - s/t

Psychobitch

Stil (Spielzeit): Punk’n’Roll (25:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Czar Of Crickets Productions (18.11.11)
Bewertung: 6 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/psychobitchband

Was für eine Aufmachung... Also den Extrapunkt, welcher diese Scheibe über das Mittelmaß hinaushebt, haben sich die vier sympathischen Jungs von PSYCHOBITCH auf alle Fälle mit der Gestaltung ihres Debutalbums verdient. Ein solch übertrieben dämlicher Bandname wie PSYCHOBITCH kann nur dann so richtig wirken, wenn auch das Drumherum entsprechend gestaltet wird. Und ein schwarz-weiß gehaltenes Coverartwork mit blutroten Farbakzenten, welches einen lässig posierenden Typen mit Kippe und geschulterter Kettensäge vor einem tristen Hintergrund zeigt, wird dem Namen meiner Meinung nach absolut gerecht. Gefällt mir sehr gut. Doch ganz im Gegenteil zu dieser reißerischen Aufmachung vermochte mich das darin enthaltene musikalische Produkt leider nicht so richtig vom Hocker zu reißen. Das soll jetzt zwar nicht bedeuten, dass ich mich die knappe halbe Stunde über wirklich gelangweilt habe, aber das Cover hat doch irgendwie etwas mehr Coolness und Brutalität vermittelt, als die dreizehn schnörkellosen und auf das Allernötigste reduzierten Songs letztendlich halten konnten...

Man kann den vier lässigen Schweizern allerdings auch nicht ankreiden, wirklich uncool oder weichgespült rüberzukommen. In dem musikalischen Sektor, in welchem das Quartett sein Unwesen treibt, wäre dies ja auch als Totalversagen einzuordnen. Und Versagen auf ganzer Linie kann man den Jungs nun wirklich nicht vorwerfen. Die rotzige Mischung aus dreckigem Punkrock und Rock’n’Roll der alten Schule wird von den vier Schweizern durchaus stilecht an den Mann gebracht. Stets kurz und knackig, durchgehend schmutzig und übelriechend, immer schnell und geradlinig. So soll es eigentlich sein. Und dennoch mangelt es einfach an Authentizität und vermittelter Attitüde. So richtig zünden wollen die dreizehn Tracks auf der selbstbetitelten Debutscheibe von PSYCHOBITCH leider alle nicht. Und das, obwohl gleich der nur knapp einminütige Opener dem geneigten Hörer mächtig in den Arsch tritt und sofort klarstellt, dass mit PSYCHOBITCH nicht zu spaßen ist. Dieses Söngchen wird allerdings von keinem der folgenden Werke in Sachen Intensität übertroffen und bleibt somit das Highlight der Platte...

Der Rest plätschert dann irgendwie so halbwegs motiviert vor sich hin. Immer wenn man mal hinhört, stellt man fest, dass die Jungs schon durchaus Feuer unterm Hintern haben und es verstehen, einen rohen, dreckigen Sound zu erzeugen, welcher die Angepisstheit von Punk und die Ungezwungenheit des klassischen Rock’n’Rolls auf gut zugängliche Art und Weise verschmelzen lässt. Leider jedoch ist man einfach viel zu selten wirklich verleitet, so genau hinzuhören. Wenn man sich nicht dazu zwingt, aufzupassen, dann schleicht sich das Album ganz klammheimlich am Erinnerungsvermögen vorbei und fünfundzwanzig Minuten später ist man verwundert, dass plötzlich Stille herrscht. So erging es mir zumindest und das deutlich mehr als einmal. Schade eigentlich, denn das Ganze hat durchaus Potential und weist eine ausgeprägte Kopfnickertauglichkeit auf. Zu PSYCHOBITCH kann man mit Sicherheit herrlich abgehen, tanzen und feiern, bis der Kettensägenmann kommt. Nur fehlt es einfach ganz klar an Eingängigkeit oder gar Ohrwurmpotential. Aus den heimischen Boxen fliegen die Songs geradezu durch die Gehörgänge, ohne Spuren zu hinterlassen. Live hingegen werden es die Jungs mit Sicherheit ordentlich krachen lassen. Davon bin ich absolut überzeugt. Nur reicht das nicht...

Denn momentan kann ich PSYCHOBITCH lediglich nach dem Eindruck bewerten, welchen sie mit ihrem Studioalbum hinterlassen. Und der ist nun mal geprägt von Belanglosigkeit und Unoriginalität. Der Sound ist zwar kantig, das Tempo ist durchgehend hoch und stilistische Vergleiche zu MOTÖRHEAD sind nicht weit hergeholt, aber aus der Masse der Punk’n’Roll-Bands mag sich PSYCHOBITCH einfach nicht abheben. Zu dünnbrüstig ist der Gesang, zu uninteressant gestaltet sich das Songwriting und zu aufgesetzt wirkt die Oldschool-Attitüde. Dabei gibt es rein spieltechnisch gesehen kaum etwas an der Platte auszusetzen. Man sollte sich einfach selber ein Bild der Jungs machen oder sie bestenfalls gleich live begutachten...