The Devil's Blood - The Thousandfold Epicentre Tipp

the devils blood thousandfold epicentre

Stil (Spielzeit): Psychedelic/Occult Rock (73:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Ván Records (11.11.11)
Bewertung: 9/10

thedevilsblood.com

2008: "The Graveyard Shuffle" (7'') und "Come Reap" (EP) erscheinen nach dem in Jahr zuvor veröffentlichten Demo als erste Lebenszeichen der Holländer THE DEVIL'S BLOOD. 2009: "I'll Be Your Ghost" (7'') und das erste Album "The Time Of No Time Evermore" erblicken das Licht der Welt. 2011: Das zweite Album "The Thousandfold Epicentre" gehört zu einem der meisterwarteten Rockalben des Jahres und beweist, das THE DEVIL'S BLOOD keine Eintagsfliege oder ein klug aufgebauter Hype sind, sondern mit einer solchen Hingabe psychedelischen, extrem an die Frühsiebziger angelehnten Hard Rock zelebrieren wie kaum eine andere Band.

THE DEVIL'S BLOOD sind seit ihrer Entdeckung, mit der sich Rock Hard-Chefredakteur Götz Kühnemund brüsten darf, ein Phänomen. Und dabei könnten böse Zungen behaupten, dass das holländische Geschwisterpaar Selim und Farida Lemouchi ihre Musik und Texte nicht mal selbst schreibt, sondern kräftige Unterstützung von Satan erfährt, wie von SL einmal selbst zu Protokoll gegeben. Das Duo polarisiert, viele feiern THE DEVIL'S BLOOD gnadenlos ab, andere halten die Musik für völlig überbewertet und ein laues Aufwärmen altbackener Rockmusik. Reduziert man "The Thousandfolf Epicentre" auf die Musik und lässt man die Texte sowie das auch nicht meinen Geschmack treffende, übertrieben satanische Image weg, kann man trotzdem nicht anders, als von einer eingängigen, leidenschaftlich vorgetragenen Wundertüte aus okkultem, Seventielastigen Hard Rock zu sprechen, der zudem wunderbar warm auf den Tonträger gebannt wurde. Einziger, kleiner Wermutstropfen: Die im Vergleich zum restlichen Material leise Abmischung des ersten und letzten Songs.

Im Großen und Ganzen ist das Zweitwerk eine Ecke abwechslungsreicher und verspielter als "The Time Of No Time Evermore", was sich vor allem in den letzten drei, sehr psychedelischen und sphärischen Songs bemerkbar macht, die zudem am schwierigsten zu konsumieren, die Mühe jedoch wert sind. Alles, was davor passiert, ist sehr eingängig und straight ("Die The Death", "Within The Charnel House Of Love"), treibend ("Cruel Lover" mit seinen galoppierenden Riffs) und hochmelodisch ("Fire Burning"). Der Titelsong ist einer der kurzweiligsten Neunminüter, die ich überhaupt kenne, mit wundervollen, gefühlvollen Gitarrensoli gesegnet, überirdisch gut und auf einer Platte voll erstklassiger, einfallsreicher Kompositionen mein Favorit. Vom gewöhnungsbedürftigen, aber sehr guten Gesang FLs über SLs exzellentes Gitarrenspiel mit einer Unmenge an griffigen Riffs, Hooks, Leads, Soli, prägnanten Effekten und Akustikgitarren-Spielereien über den pumpenden Viersaiter, der in "Fire Burning" beinahe schon als Lead-Bass zu bezeichnen ist, bis hin zum effektiven Schlagzeugspiel sitzt jede Note, jedes Fragment, jede Melodie genau dort, wo sie sein soll. Nichts klingt geplant oder wie am Reißbrett entworfen, "The Thousandfold Epicentre" klingt wie in einem Take im Studio aufgenommen, wie pure Inspiration, so gut, wie atmosphärischer Siebziger-Rock heute eben klingen kann.

Das zweite Album des niederländischen Geschwisterpaares ist ein enorm eingängiges, abwechslungsreiches, vielleicht doch von einer höheren Macht inspiriertes Rockalbum, das zum Ende hin zum psychedelischen Trip und etwas weniger eingängig, aber irgendwie noch faszinierender wird. Anders formuliert: "The Thousandfold Epicentre" ist erneut ein fantastischer Geniestreich, dessen Wirkung lange, sehr lange anhalten wird.