Los Disidentes Del Sucio Motel – Soundtrack From The Motion Picture Tipp

Los_Disidentes_Del_Sucio_Motel_Soundtrack_From_The_Motion_Picture

Stil (Spielzeit): Stoner Rock (64:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Deadlight Entertainment (15.07.10)
Bewertung: 8 / 10
http://www.myspace.com/losdisidentesdelsuciomotel

Robert Rodriguez lässt grüßen… Als ich den äußerst ansprechend gestalteten Promo-Informationszettel, welcher dieser Scheibe beilag, erstmalig in den Händen hielt, bin ich in meiner angeborenen Naivität doch tatsächlich erst einmal darauf hereingefallen und davon ausgegangen, dass es sich hierbei um einen brandneuen Streifen des texanischen Kult-Regisseurs oder zumindest eines seiner ultracoole Filme produzierenden Kollegen handele. Erst nach genauerer Untersuchung wurde klar, dass dies eine von den fünf lässigen Herren aus Frankreich nicht ganz unbeabsichtigte Fehleinschätzung sein sollte. Wirklich alles deutet auf eine cineastische Produktion hin. Angefangen beim Bandnamen, der in Verbindung mit dem recht interessanten Coverartwork auch ganz gut als Filmtitel durchgehen würde, über die Song- und natürlich ganz besonders den irreführenden Albumtitel bis hin zur Gestaltung besagter Promo-Info. Und ich muss sagen: Diesen Streifen hätte ich mir gerne angesehen. Und doch ist die Enttäuschung nicht sonderlich groß, denn was den geneigten Konsumenten auf dieser Scheibe erwartet, ist mindestens genau so unterhaltsam wie ein actiongeladener Roadmovie.

Denn wer die zwölf Tracks, welche sich auf „Soundtrack From The Motion Picture“ befinden, während des Autofahrens genießt, der erlebt nahezu zwangsläufig seinen ganz eigenen Roadmovie. Der satte, schwere Sound drückt geradezu den Fuß auf das Gaspedal und die mitreißenden Rhythmen drängen jeden Ellenbogen aus dem plötzlich geöffneten Fenster. Cowboyhut, Pilotenbrille und Zahnstocher sind sozusagen zwingend notwendig, um den permanent zu den vor Coolness strotzenden Songs nickenden Kopf angemessen zu zieren. Ebenso notwendig für den uneingeschränkten Genuss dieser Platte ist zudem eine gewisse Vorliebe für massiv basslastige Saiteninstrumente, die mit ihrem höllischen Groove die Erde beben lassen, rauchige Grölstimmen, die selbst Phil Anselmo das Wasser reichen könnten und ein Drumkit, auf dem vor dem geistigen Auge unablässig stinkender Männerschweiß als feiner Sprühnebel auf und ab tanzt. Wer sich hiervon nicht abgeschreckt fühlt, der ist bei LOS DISIDENTES DEL SUCIO MOTEL genau an der richtigen Adresse. Deren mittlerweile zweiter Longplayer „Soundtrack From The Motion Picture“ ist ein sehr dreckiger Bastard aus wummerndem Stoner Rock nach bester KYUSS-Art, lässigem Southern Rock der Marke FU MANCHU und beschwingtem Classic Rock, wie ihn THE ANIMALS vielleicht heute spielen würden.

Hauptsache, es rockt! Und das tut es. Ob in Form eines mitreißend groovenden Brockens wie „Brotherhood“ oder in der eines schnelleren Nackenbrechers wie „Oogie Boogie Drive In Burger“. Es rockt einfach. Ohrwurmpotential und Kopfnickerqualitäten sind dabei fast zu jeder Zeit gleichermaßen ausgeprägt. Nur in den seltensten Fällen gerät das Ganze etwas aus den Fugen und lässt die nötige Eingängigkeit vermissen. Überwiegend jedoch bleiben die Songs im Gedächtnis durch melodische Riffings wie im großartigen „Not Alone“ oder eingängige Refrains wie im Opener „Sir Dany Jack“. Die fette Produktion tut ihr Übriges, das Album zu einem nachhaltig mitreißenden Erlebnis zu machen. Wenn auch einige der zwölf Tracks erst nach etlichen Durchläufen ihr gesamtes Potential zu entfalten vermögen. Der Großteil jedoch geht sofort ins Ohr, verweilt dort und lässt den Hörer seine Nackenmuskeln durch einen stets außergewöhnlich intensiven Groovefaktor stählern. Dabei bewegt man sich überwiegend im Midtempo-Bereich und nur selten wird die Geschwindigkeit etwas gedrosselt oder erhöht.

Das ist auch einer der wenigen Kritikpunkte, die die Scheibe von der Höchstwertung trennen. Denn das, was die vier Brüder und ihr Pianist, den sie angeblich auf einer Flucht vor der Polizei kennengelernt haben sollen, musikalisch so auf die Beine stellen, könnte für meinen Geschmack gerne noch etwas ausgefeilter in Sachen Songwriting und Variantenreichtum sein. Doch davon mal abgesehen kann ich diese Scheibe jedem staubigen Rocker, jedem coolen Macker und jedem echten Cowboy da draußen nur wärmstens ans Herz legen...

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