Mannhai - Hellroad Caravan


 

Review


Stil (Spielzeit): Stoner Rock mit Schweinerock-Einfluss (44:31)

Label/Vertrieb (VÖ): Dockyard 1 / Soulfood (23.06.2006)

Bewertung: ein Lichtblick des Genres (8/10)

Link: http://www.mannhai.com
Video "Spaceball"


Noch 'ne Stoner Rock –Platte. Da stellt sich die Frage: Klingt sie stark oder sehr stark nach KYUSS?

Aber langsam. Da war doch eine erzählenswerte Geschichte…wie ging die nochmal? Ach ja… mich deucht es ergab sich anno 2005, dass der Sangesknabe einer dem Stoner Rock frönenden finnischen Musikantentruppe, just als diese dem Volke der Teutonen ihre Kunst darbieten wollte, sich entschloss sein eigenes Schicksal zu suchen. Da sprach das verbliebene Häuflein:

Jetzt erst recht, los marsch marsch!
Mag das Schicksal sein so feucht und nass
Wie ein dreifach verdammter Krötenarsch
Egal! Wir schnitzen und ein Sangesass!

[Darstellung dramatisiert]

Jedenfalls – hokuspokus! – sang plötzlich für den Rest der Tour ein gewisser Pasi Koskinen, vormals der Mann am Mikro bei AMORPHIS. Oh ja, er sang statt zu grunzen oder zu kreischen und machte seine Sache gut – so gut, dass man beschloss, in dieser neuen Formation weiterzumachen.

Jetzt ist das neue Album draußen und macht mich glücklich. Das liegt daran, dass es (um endlich die Einleitungsfrage zu beantworten) neben KYUSS einen weiteren Einfluss gibt, der den Sound der Band in eine interessante Schnittmenge der Musikstile verschiebt: Schweinerock! Jawoll, hier wird auch jenseits tiefergestimmter Gitarren und dank KYUSS kaum verbesserungsfähiger Riffs gerockt. Punk und Rotz scheinen gut zu gewissen psychedelischen Substanzen zu passen, denen ein nur schwer einzuschätzender Einfluss auf Wüstenrock nachgesagt wird.

Ich find' dat goil! Endlich mal eine Stoner Band, die einen überraschen kann. Das gelingt zwar nur in einem gewissen Maße, denn sowohl Stoner Rock als auch Schweinerock sind inzwischen nicht gerade die innovativsten Genres, aber es rockt so wunderbar! Mal schnell und knackig wie z.B. der Opener "Shellshock" und die Single "Spaceball", dann aber wieder stellenweise schön schleppend und ausschweifend wie bei "Overdaze" und "Hall Of Dead".

Zwischendrin ein dermaßen, hmmm...nennen wir es mal kyusseskes Drumspiel, dass man es, zumindest wenn einem die Musik gefällt, gerne als Hommage an die Helden des Genres durchgehen lässt. Tipp: es ist der Anfang von Track 5. Wenn das nicht eine langsame Variante von "Dem…"  upps, jetzt hätte ich es fast verraten.

Insgesamt scheint MANNHAI der Groove lockerer von der Hand zu gehen als den vielen mittelmäßigen Stoner Bands. Unverkrampft stellt man sich phasenweise in die Nähe von HELLACOPTERS und TURBONEGRO oder beendet das Album ganz lässig mit einem melodiösen (Anti-) Downer namens…ähm…"Downer".

Kurzum: dem überlebensgroßen Schatten der Vorbilder entkommt auch MANNHAI nicht, aber "Hellroad Caravan" hat mir die Freude an den Highlights eines Genres wiedergegeben, das leider größtenteils dahinsiecht.