Ajattara – Noitumaa



Stil (Spielzeit): Avantgarde Black Metal (30:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Spikefarm Rec./Soulfood (29.05.09)
Bewertung: 4/10
Link: http://www.myspace.com/ajattara
 

Vor über anderthalb Jahren war ich nur bedingt angetan vom neuen Output AJATTARAs. Die Finnen um den Ex-AMORPHIS-Sänger Pasi Koskinen hatten sich neu formiert und dunklen Groove zelebriert, der etwas zu stark in der Eintönigkeit aufging.
Deshalb war ich gespannt, die neue Scheibe der Nordlichter auf den Plattenteller zu legen. Gespannt ob der Richtungsänderung, sofern denn eine vorliegen würde, egal in welche Richtung. Und die Spannung war in gewisser Weise berechtigt, doch fiel sie spontan auch wieder sehr schnell ab, doch dazu nun mehr.

Beim ersten Durchlauf muss ich gestehen, wollte ich diese CD spontan nicht vollständig durchhören, obwohl sie nur eine halbe Stunde dauert. Und das liegt an ihrer Merkwürdigkeit.
Als erstes kann ich festhalten: Hier gibt es keine elektrischen Gitarren, harte Doublebass, eben klassische Merkmale des Metal zu hören. In einer kurzen Zusammenfassung könnte man - eher negativ konnotiert - sagen, dass eine Runde finnischer Männer am Lagerfeuer sitzt und mit Handtrommel, Akustikgitarre und anderen undefinierbaren Saiteninstrumenten musiziert. Dazu wird in rauem, kehligen Gesang (man könnte es vielleicht „naturales Growlen" nennen) auf Finnisch vor sich hin gesungen, meist mit einem aggressiven, durchaus boshaften Unterton.
Diverse Klangfarben weisen allerdings darauf hin, dass hier nicht Männer im Wald hocken, sondern in einem Studio auch am Computer und Mischpult herumspielen. Nicht nur der Gesang und die Gitarren sind ab und zu seltsam elektronisch verfremdet. Auch andere synthetisch-ausgefalleneTöne, sowie quäkendes Lachen oder ähnlich mysteriöses finden sich in „Saatana Palvoo Meitä" oder „Saveen Saarnattu". Später wird das Ganze aufgepeppt durch cleanen Gesang und eine Art Streicher-Hintergrund, so dass man zugestehen muss, dass ein minimaler Grad an Abwechslung geboten wird.

Ich muss ja gestehen, dass nach dem zweiten und dritten Durchhören die Platte irgendeine komische Faszination auf mich ausübte, obwohl ich wusste, es wird nie zu einer Dauerrotation kommen.
Ein Manko ist für mich, wie auch schon bei „Kalmanto", die Eintönigkeit, die sich irgendwann einstellt. Man könnte den Anspruch einer hypnotischen Wirkung unterstellen, auf dass sich der Hörer in Trance den Kopf gegen die Wand kloppt. Oder man könnte die einzelnen Verzerr- und Verfremdungsarten heraushören und so dem Album eine Progressivität zukommen lassen, was jedoch beides meines Erachtens nicht in vollen Maße zutrifft und somit weggelassen werden kann.
Manches mag hier widersprüchlich klingen, und so widersprüchlich ist für mich „Noitumaa" auch nach mehrmaligem Hören immer noch. Für mich ist Black Metal einerseits mit schreddernden Gitarren verbunden (ob nun bombastisch-orchestral oder puristisch-rau); und doch strahlt diese Akustikklampferei eine dunkle Atmosphäre aus, die der Attitüde des Black Metal durchaus entsprechen könnte.
Wie ihr bemerkt, verwende ich hier öfter mal den Konjunktiv, da ich mir eben nicht sicher bin, wie ich dieses Album bewerten soll und will. Deshalb habe ich mich für eine mittlere Bewertung entschieden, die die Zerrissenheit im Durchschnitt darstellt: Entweder 1 oder 7, ergibt eben im Durchschnitt 4. Nun muss der individuelle Hörer selbst entscheiden; für mich bleibt als beste Beschreibung „merkwürdig" (mit dem Fragezeichen, ob es des Merkens würdig ist).