Urfaust - IX: Der Einsiedler




Stil (Spielzeit): Ambient Black Metal (18:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Ván Rec. / Soulfood (07.08.09)
Bewertung: 8 / 10

Mit so einem Bandnamen macht man sich natürlich Freunde bei Deutschlehrern und den Reich-Ranickis in unserer Illiteraten-Republik. Aber ich fürchte, deren Freude hält nicht lange vor...

URFAUST sind die beiden Holländer IX (voc / git / keys) und VRDBR (dr), die bislang nicht nur Psychedelic / Hard Rocker THE DEVIL'S BLOOD unterstützt haben, sondern auch mit einer ganzen Reihe eigener Produkte auf sich aufmerksam zu machen versuchten. Klappt bei mir erstmalig. Was aus zwei Gründen ärgerlich für mich ist... 1.) gefallen mir die verabreichten 18 Minuten verdammt gut; und 2.) scheinen die beiden ihren sehr eigenen Stil immer wieder zu variieren, wenn man den paar Reviews zu den älteren Sachen trauen darf... (und einigen Hörproben, die allerdings allesamt nicht an die beiden Tracks hier heranreichen)

Wobei sich das Ganze wohl grundsätzlich zwischen den beiden Polen Ambient und rohem Black Metal abspielt. Und so sind auch die beiden hier vertretenen Nummern zu verorten, die die Pseudos des Duos erklärend variieren: „IX: Der Einsiedler" und „Verderber".

Womit wir denn bei den „Lyrics" wären. Ob Track 1 auch nur mit einem Wort sich auf die 9. Karte des Tarot oder „Verderber", tatsächlich auf eines der Etyma bezieht, die den Namen „Mephistopheles" erklären könnten... weiß der Teufel.
Der URFAUST goes nämlich Dada. Vermutlich. Hört sich so an, als enthielte "der Text" kein einziges Wort. --- Sänger IX artikuliert sich vorrangig in klagenden Schreien mit ornithologischem Hintergrund (Greifvogel? / Rabe? / Trottellumme?) und einem morbiden Singsang, der mal die feierliche Theatralik eines sterbenden Opernhelden verströmt, mal wie ein betrunkener Seemann klingt, der zwischen unterschlagener Lebensfreude und unendlicher Sehnsucht wankt und schwankt.

Das liest sich zwar nicht lustig, aber so, als könnte man sich schön drüber lustig machen. Ist Fakt, zugegeben.

Fakt aber wohl auch: diese stimmliche Klagemauer in Kombination mit den (anderen) Instrumenten schafft eine extrem intensive Atmosphäre, die nicht schwarzmetallisch böse ist, sondern eher Einsamkeit, Trauer und Tragik der faustischen wie mephistophelischen Seele fühlbar werden lässt.
Gewöhnlich skizziert man so vielleicht besser Doom. Oder aber BURZUMs „Filosofem". Und gerade an das Überalbum fühle ich mich tatsächlich zart erinnert.

Keine Frage, der Vergleich hinkt wie der mit Pferdefuß, und mal abgesehen von den Tempi / dem Down- u. Mid-Tempo Black Metal Riffing, das ähnlich schlicht, dürr und kalt ist, sind die stilistischen Mittel völlig andere. Die Keyboards klingen eher nach Prog- oder Kraut-Rock als nach typischem (Ambient) Black Metal. Und vor allem ist natürlich der Sound nicht matschig genug. Und auch sonst... aber die Atmosphäre ist erstaunlich intensiv und ergreifend... und genau darum geht's hier.

Nach etwas Stöbern im Netz lass ich mich mal für die, die Band schon länger kennen, zu der Aussage hinreißen, dass „Einsiedler" wohl das gelungenste Werk bislang darstellen und am ehesten mit „Drei Rituale jenseits des Kosmos" zu vergleichen sein dürfte.