Die Toten Hosen - Bis zum bitteren Ende ...

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Wer schon immer einmal wissen wollte, wer denn jetzt tatsächlich hinter den TOTEN HOSEN steckt, wie es wirklich dazu kam, dass ein Haufen von untalentierten jungen Düsseldorfer Punks auf die Idee kam, eine Band zu gründen, wie viele Missverständnisse mit der Presse der Band gerade den Schub gaben, zu einer der populärsten, deutschsprachigen Bands zu werden, der ist mit der einzigen und unzensierten Biografie bestens bedient. 

Im Wechsel erzählen Campino, Kuddel und Co. Anekdoten aus der Bandhistory, aber auch viel Mitstreiter, die all die Jahre fest an die Band glaubten, kommen zu Wort. 
„Bis Zum Bitteren Ende“ ist die Geschichte einer Band in der Bananenrepublik des Rock’n Roll, eine unglaubliche Geschichte zwischen Cash und Chaos, Koks und Kommerz. 
Es ist die Geschichte von Freunden, von einer Familie, die jederzeit füreinander da waren und sind, und die selbst nach heftigsten Streitigkeiten anschließend in der Lage waren, ein gepflegtes Alt miteinander zu trinken. So was funktioniert wohl nur, wenn wirklich mehr dahinter steckt als nur die Musik. 

Und es wird mit vielen Vorurteilen, die die Punkbewegung betreffen, gnadenlos klar Schiff gemacht. Campino und der Rest der Truppe heben nie den Zeigefinger, sondern schreiben offen und ehrlich, wie sich viele Dinge zugetragen haben. 
Zum Beispiel die Geschichte mit dem Konzert auf Helgoland, dass ein total verschreckter Bürgermeister versuchte zu verhindern. Aus dem Gig wurde kurzerhand ein Fußballspiel gemacht, und so kam es, dass eine Band und hunderte von Punks auf der Fähre nach Helgoland landeten, bewacht von mindestens genauso Gesetzeshütern, die dem Ganzen doch äußerst misstrauisch gegenüberstanden. 

Abgerollt habe ich mich über die Meisterschaften und Tabellen, die im Rahmen der Touren (und wahrscheinlich auch dazwischen) unter den einzelnen Bandmitgliedern ausgetragen wurden. Es gab den „Depp der Tour“, den „Besten Kotzer der Tour“ usw. Diese Wettstreitigkeiten wurden durchaus ernst genommen und es ging dabei richtig zur Sache, alles wurde schriftlich festgehalten. Besonders interessant war für mich, wie Campino das Verhältnis zur Presse beschreibt, und wie einige der Schreiberlinge die Band fürchterlich verrissen, was ihnen aber im Endeffekt mehr Promotion als alles andere brachte. 

Neben jeder Menge Party wird aber auch die Arbeit beschrieben, die vor und für jedes Album anstand, Risiken, die eingegangen wurden, wie zum Beispiel das „Learning English“ Album, welches von vielen Leuten schon im Vorfeld, auf Grund der englischen Lyrics, als Rohkrepierer eingestuft, hinterher aber ein Riesen Erfolg wurde. 

Von nichts kommt eben nichts, und die TOTEN HOSEN haben immer konsequent ihr Ding durchgezogen. DIE TOTEN HOSEN sind ein Team, eine Gemeinschaft, eine Familie. Und nur so kann man heute eigentlich in diesem Business Erfolg haben, wenn man dem Team um sich herum blind vertrauen kann. Viele der Menschen, die in der Hosen Familie mitwirken, sind eigentlich Fans der ersten Stunde. 
Fans, die der Band zu jedem Konzert nachgereist sind, irgendwann mal beim Aufbauen mitgeholfen haben, beim nächsten Gig wieder, und dann plötzlich als Tourmanager fest integriert waren. 

DIE TOTEN HOSEN sind aus Düsseldorf, trinken am liebsten Altbier und fallen mit ihrer unglaublichen Liebe zu Fortuna Düsseldorf, dem Verein den sie auch finanziell mehr als einmal unter die Arme griffen, wenn es ihm dreckig ging, immer wieder auf. Darin sehe ich schon sehr, sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen mir und der Band, mal ganz davon abgesehen, dass ich die Band musikalisch seit „Opel Gang“ höre. 
Und eigentlich dachte ich immer, ich wüsste eine ganze Menge über sie. 
Das Kuddel der einzige richtige Musiker in der Band ist, der mit dem Gitarrenbuch von Peter Bursch seine ersten Griffe lernte. Dass Bassist Andi die ersten Jahre nur eine Saite auf seinem Bass hatte, weil er mit einer Zweiten hoffnungslos überfordert gewesen wäre, oder dass die HOSEN als eingefleischte Düsseldorfer nicht gerade Fans der kleinen Domstadt nebenan sind. 

Nachdem ich mit dem Buch durch war, musste ich allerdings feststellen, dass ich vielleicht gerade mal die Oberfläche angekratzt hatte. 
Eine HOSE zu sein, ist viel mehr als nur laut „Fortuna“ zu schreien und ein Alt zu trinken. DIE TOTEN HOSEN sind eine eingeschworene Gemeinschaft, bei denen es zwar auch mal knallt, aber das war es dann auch, und man geht zum Tagesgeschäft über. Eine tote Hose zu sein ist kein Titel, es ist eine Lebenseinstellung. 

Das Buch liest sich ungemein flüssig und locker, und man hat die 318 Seiten leider sehr schnell durch. Verantwortlich dafür war Bertram Job, der die einzelnen Fragmente der Protagonisten ordnete, und in einen flüssigen Kontext umwandelte. 
Ab und zu werden mal ein paar schwarz-weiß Bilder zwischen die Zeilen gepackt, die aber jetzt nichts so wirklich weltbewegend sind, um näher darauf einzugehen. Erschienen ist es im DTV, die ISBN Nummer lautet: 3-423-20891-0. 

Aber einen Riesenhaken hat das Buch dann doch. Und zwar bereits auf Seite eins: Erstveröffentlichung: Köln 1996. 

KÖLN?   

Das kann doch nicht euer Ernst sein ...