Whitechapel - A New Era Of Corruption


whitechapel-aneoc


Stil (Spielzeit): Death Metal (41:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (07.06.2010)
Bewertung: 7/10

Link: www.myspace.com/whitechapel

Eine Frage beschäftigt mich, seit ich mich mit „A New Era Of Corruption“ beschäftige – wo zur Hölle ist der dritte Gitarrist?!

WHITECHAPEL sind bekannt dafür, eine Band mit drei Gitarristen zu sein. Genauer: Eine Band, bei der drei Gitarristen drei verschiedene Dinge machen. Nur wird das mit Ausnahme einer einzigen Stelle im gesamten Album (der kurze Akustikpart von „End Of Flesh“) nie deutlich, denn wo soll man den dritten Gitarristen auch hinpacken? Bei zwei Sechssaitern ist das noch einfach; einer links, einer rechts. Hier kommt noch das „Problem“ der fetten Produktion von Jason Suecof dazu, die zwischen den Instrumenten kaum Luft lässt und den Sound dermaßen verdichtet, dass erst recht wenig Unterschiede zwischen allen Saiteninstrumenten wahrzunehmen sind. Klingt fett, aber doch irgendwie undifferenziert.

Einen besonders merkwürdigen Nebeneffekt hat diese Geschichte auch noch: Trotz heftigsten technischen Geknüppels und tiefstem Gegurgel versprüht „A New Era Of Corruption“ keinen Funken Aggression, sondern vielmehr konzentrierte Dunkelheit.
In der Gitarrenwand gehen die zahlreichen Blastbeats und Core-Elemente glatt unter und eröffnen einige atmosphärische, manchmal gar schöne Momente. „Reprogrammed To Hate“ ist so ein Song, der eigentlich furchtbar dreschen müsste, sich aber doch eher als wunderschönes, düsteres Rührstück in den Gehörgang schmeichelt. „End Of Flesh“ steigert diese Mimikry sogar noch, mit einem geschickt eingewobenen Akustikpart und ohrwurmverdächtigen (nach Death-Metal-Maßstäben) Hooks. Toll auch „Murder Sermon“: Ein doomiger Abgang, der mit seinem dissonanten, langsam mahlenden Geschredder wider Erwarten fast Traurigkeit austrahlt.

Oder geht das nur mir so? „A New Era Of Corruption“ strahlt einen gewaltigen Sog aus, dem man sich kaum entziehen kann. Wie unter Drogen gesetzt ist man einerseits fasziniert von der nachtschwarzen Atmosphäre und der mörderischen Gitarrenwand – andererseits enttäuschen WHITECHAPEL auch irgendwie durch „fehlende“ Brutalität und Abwechslungsarmut beim Songwriting. Auf jeden Fall trotzdem reinhören.