Funeral - As the Light Does the Shadow


Stil (Spielzeit): (melodischer) Doom (1:11:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Indie Records/ Soulfood (12.09.08)
Bewertung: 7,5 / 10
Link: http://www.funeralband.no

Es scheint endlich etwas Kontinuität in die Sache zu kommen…
Nach fünf vergriffenen Demos, die teilweise nur als Promos im Umlauf waren, und zwei vergriffenen Alben (1995 u. 2001) in den ersten zehn Jahren, gab es nach weiteren fünf Jahren Sendepause (inkl. zweier Todesfälle) 2006 endlich Album #3 (From These Wounds)…

Und jetzt, nur zwei Zähler weiter, schon wieder eins. Fast schon inflationär… Und das Thema weiblicher Gesang ist offenbar definitiv zu Grabe getragen; denn --auch das ein Zeichen für Kontinuität-- wie schon bei „From These Wounds“ steht Frode Forsmo am Mikro. Also auch keine Growls à la AHAB oder SKEPTIZISM, sondern latent psychedelischer Klargesang, der eine noch stärkere Affinität zu PINK FLOYD hat als Mikael Åkerfeldt . Aber nicht nur deshalb sind die Norweger, ihrem Namen zum Trotz, nicht dem Funeral Doom zuzurechnen. Viel melodischer und „schneller“ sind sie eher im Fahrwasser elegischer MY DYING BRIDE – Stücke zu verorten. Die Key-Linien sind sehr bestimmend und sollten Death Doomstern, und Goth- vielleicht auch symphonischen Black-Metallern gefallen. Der Melancholie-Anteil liegt bei ca. 104% und verdankt sich neben den schön traurigen Melodien den typischen Schwerstriffs.

Aber, und damit sind wir ersten beim Problem, so schön Vieles auch ist, Alles was wirklich geil ist, hat man schon bei MDB, The 3rd AND THE MORTAL oder sonst wem gehört. Das gilt vor allem auch für die Gitarrenarbeit. Und so fragt man sich, warum man sich das Teil kaufen soll.

Die Antwort kann eigentlich nur lauten, dass kontinuierlicher männlicher Klargesang kein alltägliches Erlebnis auf diesem Klangteppich ist. Aber leider kann Forsmo nicht nur nicht gegen Stainthorpe oder Åkerfeldt anstinken; zudem ist der psychedelische 70er Einschlag manchmal absolut „too much“. Exakt so viel zuviel jedenfalls, um dem elegischen 90er Material häufiger Mal eine ungewollte, leicht humoristische Note zu geben. Zugegeben, in Stücken wie „The Elusive Light“ oder dem grandiosen Finale „Fallen One“ kommt Forsmo auch mal auf den Punkt rüber, aber der Klasse der Mucke (egal, ob originell oder nicht) wird er nur seltenst gerecht.

Und so ist es kein Wunder, dass „In the Fathoms of Wit and Reason”, das von Rob Lowe (CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS) fürwahr phantastisch eingesungen wurde, DAS Highlight des Albums ist. Tut mir leid, aber Lowe & FUNERAL: DAS funktioniert! Da mutiert man ansatzlos zum FUNERAL-Fan. Und es stört plötzlich so was von gar nicht mehr, dass FUNERAL de facto so originell sind wie kahle Bäume Ende November. (Fehlende Originalität hin oder her, dass man überhaupt an Größen wie MDB oder alte ANATHEMA denkt, spricht qualitativ ja nicht wirklich gegen die Band.)

Dafür ist das Gefühl umso nervender, zwei Scheiben gleichzeitig zu hören: ein feines, instrumentales Gothic / Doom Album und dazu ein melancholisch-psychedelisches A Capella Werk. Es passt vielfach schlicht nicht zusammen. Manch anderer, so sicher auch die Band dürfte das anders sehen, aber gerade das erwähnte „Fallen One“ bestätigt meinen Eindruck. Das ist nämlich A Capella. Und da kann man hören, wie geil Forsmo sein kann. Ich bleibe dabei, Musik und Gesang sind nicht für einander gemacht. Daran krankt das Album und leider wird die Zwiespältigkeit auch nach x Durchläufen nicht weniger.

Und so vergebe ich 7 ½ faulende Kompromisspunkte, weil hier zwei verdammt gute Abteilungen aufeinander treffen, die beide gute melancholisch-elegische Musik machen, die aber eben nicht entsprechend ihrer Klasse harmonieren. --- Wenn die „7,5“ dafür etwas hoch erscheint… hört euch „In the Fathoms of Wit and Reason” an, und ihr werdet wie ich zum inobjektiven FUNERAL & LOWE-Fan! Besser als Candlemass und SOLITUDE AETURNUS (und leider auch FUNERAL)