Finger Eleven - Life Turns Electric



Stil (Spielzeit): Alternative Rock/ Post-Grunge (32.28)
Label/Vertrieb (VÖ):
Wind-up Records (05.11.2010)
Bewertung:
7/10

Link:
www.fingereleven.com

Mit "Life Turns Electric" habe ich ein Album von einer Band vorliegen, die ich guten Gewissens zu den großen Top Vier des Alternatve Rocks zählen würde. Das mittlerweile fünfte Album von FINGER ELEVEN wurde von mir schon sehnsüchtig erwartet, obwohl mir der Titel Kompfschmerzen bereitet hat. Meine Befürchtungen waren Synthesizer und allerhand technisches Geplänkel, aber nein, da habe ich mich geirrt und so froh war ich darüber noch nie.

Mit dem Album sind die Jungs nicht näher Richtung Elektro gerückt, sondern Richtung "Paralyzer".  Und an die Platinsingel von 2006 knüpft die erste Auskopplung des neuen Outputs nahtlos an. "Living In A Dream" bietet tanzbaren Rock, der für mich sogar noch den oben erwähnten Vergleich gewinnt, weil der Song noch ein bisschen mehr auf´s Gas tritt.
Aber nicht nur dieser Track erinnert an Altbewertes, generell spielen  die Jungs rund um Scott Anderson auch auf ihrem neusten Werk gekonnt ihre Stärken aus. Gut ausgearbeitete Gitarrenriffs, der rauchige Gesang und das in den Vordergrund gestellte Schlagzeug ergeben zusammen eine durchaus tanzbare Mischung. Dabei weist keiner der Songs wirkliche Schwächen auf, es klingt zwar stellenweise ähnlich, aber der eigene Charme haftet jedem Stück doch an. Das Juwel von "Life Turns Electric" ist "Stone Soul", mit seinen grade mal 2:40 Minuten auch gleichzeitig der kürzeste Titel. Hierbei wagen sich FINGER ELEVEN in balladesken Pop, der einfach nur swingt und am Ende einen durchweg exzellenten Eindruck hinterlässt.

Das Album an sich hält sich größtenteils im Midtempo auf, viel schneller oder gar eindringlicher als die Singelauskopplung wird es nicht. Dass die Songs, wie oben gesagt, keine richtigen Schwächen aufweisen, ist zwar gut und schön, nur leider ergeben sich so auch nur solide Stücke. Machmal fehlt einfach ein Break oder eine Überraschung (z.B. in "Good Intention").
"Whatever doesn´t kill me" bietet den einzig melancholischen, ja sogar depressiven Teil der Platte und liefert ein mehr als versöhnliches Ende. Dieses Lied muss sich jeder, der an Liebeskummer leidet, anhören.

Die Lyrics sind auch wieder mal gewohnt stark, das merkt man bereits beim Opener. "I wanna feel my confidence kick in/I wanna feel bulletproof again/Though I wonder if I ever really felt like that"-bei Zeilen wie diesen macht es einfach Spaß, zuzuhören.

Das Fazit ist ernüchtert: Wir haben hier eine sehr solide Platte, die ein oder zwei Goldstücke enthält und an der man eigentlich auch nicht herummeckern kann. Es scheint aber so, als hätten sich die Jungs mit zunehmendem Alter damit abgefunden, ihre Spalten in den alternativen Gefilden auszufüllen (sie gehören ja eh zu den festen Größen). Etwas frecher, wütender oder mehr anti, wie es für Post-Grunde/Altern Rock ja üblich ist, hätte es doch sein können. Für jeden Fan jedenfalls ist das hier ein absoluter Pflichtkauf.

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